Baywa gibt Sanierungsgutachten in Auftrag - Aktie deutlich unter Druck Der stark verschuldete Agrarhändler Baywa (BayWa Aktie) will mithilfe eines Sanierungsgutachtens die angespannte Finanzierungslage verbessern. Der Vorstand gehe aufgrund konstruktiver Gespräche mit Finanzierungspartnern und der eingeleiteten
Maßnahmen davon aus, dass die Finanzsituation nachhaltig gestärkt werden
könne, hieß es in einer am Freitagabend verbreiteten Mitteilung. Damit verfolge Baywa weiterhin seinen Konsolidierungskurs.
Börsianer teilten den Optimismus offenbar zunächst nicht. Die Baywa-Aktie sackte auf der Handelsplattform Tradegate zuletzt um gut fünf Prozent zum Xetra-Schlusskurs ab.
Vorstandschef Marcus Pöllinger hatte auf der Hauptversammlung vor vier Wochen angekündigt, mit Einsparungen und Verkäufen unprofitabler Geschäfte aus der Krise kommen zu wollen. Der Manager versprach den Aktionären nach dem Verlustjahr 2023 einen "Transformationsprozess" und ein wesentlich besseres Ergebnis im laufenden Jahr. "Jede Einheit muss künftig für sich profitabel sein", hatte Pöllinger gesagt. Von Aktionären war scharfe Kritik an der Entwicklung des Unternehmens gekommen, sowohl von Vereinigungen als auch von einzelnen Anteilseignern.
Der aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangenen Münchner Konzern hatte 2023 Verluste geschrieben, im ersten Quartal war das Unternehmen mit einem Nettoverlust von 108 Millionen Euro tief in den roten Zahlen geblieben. Der Umsatz war im Vergleich zum ersten Quartal 2023 um 17 Prozent auf knapp 5,2 Milliarden Euro gesunken. Das erste Quartal verläuft bei Baywa traditionell schwach, doch hatte es in den vergangenen Jahren keine Verluste zu Jahresbeginn gegeben. Das Unternehmen hatte daher für 2023 keine Dividende zahlen wollen, die Aktionärsversammlung stimmte dem Vorschlag zu.
Pöllinger hatte angedeutet, dass bis zur Jahresmitte keine Wende zum Besseren zu erwarten ist: "Entsprechend kann das erste Halbjahr auch noch nicht für den angestrebten Aufschwung stehen". Der Konzern ist internationaler Agrarhändler, außerdem als Projektentwickler für Ökostromanlagen sowie im Baugeschäft als Händler und Dienstleister tätig.
Die Verschuldung von Baywa ist in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen. Ende des ersten Quartals beliefen sich kurz- und langfristige Kredite zusammen auf eine Summe von 5,6 Milliarden Euro. Hinzu kamen im ersten Quartal Personalquerelen, die zum Rücktritt des Aufsichtsratschefs Klaus Josef Lutz führten. Der Vorstand will nun unter anderem den Solarhandel verkaufen. Das war schon für 2023 geplant, doch fand der Vorstand keinen Käufer, der den geforderten Preis zahlen wollte. Bereits verkauft ist das Geschäft mit Digitaltechnik für Landwirte. Vorstandschef Pöllinger will außerdem Stellen abbauen, "selbstverständlich sozialverträglich". Eine Größenordnung hatte er nicht genannt. Im Geschäftsfeld Bau prüft die Baywa-Chefetage Kurzarbeit.
Quelle: dpa-AFX |