Die Bekanntgabe der anziehenden Inflation in den USA war am Mittwoch Treibstoff für den ohnehin schon so starken Goldkurs. Mit einer 40-USD-Kerze positionierte sich das Edlemetall ca. 25 USD unterhalb der Marke (USD 1.375), bei deren Überwindung nochmal eine Portion Momentum auf den bereits in den Löchern scharrenden Goldkurs draufkäme. Tags darauf begab sich das Edelmetall in Lauerstellung, um beim nächsten günstigen Augenblick einen Frontalangriff auf diese Widerstandsmarke starten zu können. Die Minen "feierten" diese Inflationszahlen und zeigten schon einmal, wozu sie bereit wären, wenn Gold tatsächlich diesen Schritt nach oben machen würde, auch wenn die Party bereits tags darauf grossteils wieder vorbei war, und bei so manchem Miner Katerstimmung und verwüstete Partystätten hinterliess. Charttechnik: Silber: Im Gegensatz zu meiner vorwöchigen Vermutung legte Silber unmittelbar zu Wochenbeginn den Aufwärtsgang ein und erreichte am "Inflationstag" den Korrekturlevel von 50 %. Dort war vorläufig Schluss, auch für die beiden Folgekerzen; dort war auch die EMA 200 zur Abwehr weiteren "FED-Schadens" positioniert. Somit gibt es vorerst weiter keine klare Richtungsentscheidung auf mittelfristige Sicht. Silber hält sich somit nach wie vor bedeckt. Gold: Auch hier lag ich in der Vorwoche völlig daneben. Gold gehörte zu den ausgelassensten Partygästen bei der Party, zu der der USD in seinem Inflationsgewande einlud. Der Tisch war reich gedeckt und so war es keine grosse Herausforderung, sich der Völlerei hinzugeben. Witzig war die Anreise zu diesem Event: Gold schlich sich mit over-night-gaps heran, um tagsüber dann in Deckung zu gehen. Bemerkenswert bei Gold ist, dass es sich seit Jahresbeginn oberhalb der "last-line-of-defense" der vorangegangenen Abwärtsbewegung aufhält, und man könnte direkt die Vermutung aufstellen, dass das Edelmetall etwas im Sinne hat, auch wenn es sich am Freitag erst noch mal zurückgezogen hat. Barrick Gold: Barrick war eine jener Minen, die nur widerwillig an der Party teilnahmen. Die kurzfristigen Aussichten (2018) lösten beim Barrickkurs keine euphorischen Gefühle aus. Während alle anderen Minen kräftig einen draufmachten, verkroch sich Barrick in der Ecke und nippte nur ein wenig an seinem gegorenen Saft. Barrick schaffte es nur, bis zum 38er-FIBO-Level in seinem Tages-Abwärtstrend zu korrigieren. Es bleibt zu hoffen, dass Gold in den nächsten Tagen noch ordentlich drauflegt oder zumindest nicht kräftig nachgibt. Vielleicht kommt ja doch noch das "big-money" massiv in den Edelmetallminensektor. Das hätten alle Minen dringend nötig. Immerhin kann man eine Ähnlichkeit zum Zeitpunkt vor der 2016er-Rallye erkennen: das durchschnittliche Handelsvolumen nimmt im Vergleich zu den Vorperioden zu, wenn es auch (noch) halb so gross ist wie seinerzeit. Aber auch damals begann die Volumenzunahme zu Beginn der Ausbildung eines Bodens. Es gibt auch noch ein erfreuliches Signal, das aber noch auf eine Bestätigung kommenden Freitag wartet, und zwar auf Wochenebene: ein "bullish-harami-cross". Fazit: Die Märkte sind nicht mehr im Gleichgewicht. Bisher zuverlässige Korrelationen lösen sich temporär auf. Kurse irren scheinbar völlig verwirrt auf und ab. Das Aufrechterhalten des gewünschten Marktverhaltens wird zunehmend schwieriger. Die Märkte sind in einem Neuorientierungsprozess, bei dem die Edelmetallminen immer noch weitgehend gemieden werden. Aber welches Feuer in ihnen steckt, das bekam man diese Woche präsentiert. Es fehlt bloss der Zündfunke Au1.375+ und der wird kommen, davon kann ausgegangen werden.
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