Jetzt die Weichen für eine PV-Zukunft in Europa stellen
Handlungsempfehlungen für die Politik – Chancen erkennen, Rahmenbedingungen verbessern und strategischen Kurs setzenTrotz wegweisender Forschung und Entwicklung sowie einer beachtlichen Produktionsvergangenheit in Deutschland und Europa sind wir bei PV-Zellen und -modulen zu etwa 95% und bei PV-Wechselrichtern zu über 60% auf Importe aus Fernost und vor allem aus China angewiesen. Obwohl die Nachfrage nach Solaranlagen in ganz Europa rapide steigt, droht ein weiterer, finaler Ausverkauf hier entwickelter Spitzentechnologie. Doch mit politischem Weitblick kann es anders kommen. Die Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft solarer Wertschöpfung in Deutschland und Europa sind gelegt und treffen auf ein vorteilhaftes Marktumfeld. Damit sich aus dieser Chancen-Kulisse reale Erfolge ableiten lassen, bedarf es einer Reihe unterstützender Maßnahmen: I. Ökosystem der Erneuerbaren Energien ganzheitlich denken: Allianzen, Finanzierung und Förderung für PV-Erzeugung und Produktion
Solar-Park (Photo by Peteri on Shutterstock) Der Schwerpunkt nationaler und europäischer Solar-Initiativen und Programme liegt stets auf der Erzeugung photovoltaischer Energie. Dieser Ansatz lässt die eigentliche Grundlage, die Produktion von Solartechnologie als Anfang und Ursprung der solaren Wertschöpfungskette außer Acht – samt den damit verbundenen wirtschaftlichen und strategischen Möglichkeiten, aber auch drohenden Abhängigkeiten. Hier bedarf es künftig einer holistischen Perspektive und Planung. Die derzeit noch aktiven europäischen Produktionskapazitäten betragen für Wafer und Module weniger als 2 GW. Solarzellen, der eigentliche „Motor“ eines Solarmoduls, werden in Europa überhaupt nicht mehr hergestellt. Für einen großskalierten Ausbau der Produktion braucht es im ersten Schritt vor allem ausreichende Finanzmittel in Form speziell geschaffener Kreditlinien. Die Förderziele nationaler und europäischer Projekt- und Förderbanken sollten angepasst werden und die Produktion von Solartechnologie ausdrücklich aufnehmen. Bisher ist PV hier in der Regel nur im Bereich der Elektrizitätserzeugung förderwürdig, die Produktion von PV-Technologie wird dagegen nicht vorgesehen oder als Risikobereich eingestuft. Damit werden Schlüsselbereiche künftiger industrieller Wertschöpfung insbesondere China überlassen und Abhängigkeiten geschaffen. Zu begrüßen wäre außerdem eine Allianz aus führenden Unternehmen und Verbänden aller beteiligten Wertschöpfungsbereiche, die gemeinsam einen „Masterplan Solarenergie“ aufsetzt und die bisherige Spaltung in die Bereiche Produktion und Erzeugung hinter sich lässt. II. Green Recovery zur Überwindung der wirtschaftlichen Corona-FolgenNationale und europäische Konjunktur-Programme sind der zentrale Hebel zur Bewältigung der immensen wirtschaftlichen Folgen der COVID-19-Pandemie. Das europäische Recovery Instrument „Next Generation EU“ mit seinem beeindruckenden Volumen von 750 Milliarden Euro sieht vor, bestehende Finanzierungsmittel aufzustocken sowie zusätzliche zu schaffen (u.a. für den Just Transition Fund, um den Mitgliedstaaten dabei zu helfen, den Übergang zur Klimaneutralität zu beschleunigen). Der Green Deal soll als Strategie des Recovery Programms fungieren. Investitionen in u.a. Erneuerbare Energie Projekte, saubere Technologien und Wertschöpfungsketten sowie eine massive Renovierungswelle von Gebäuden und Infrastruktur sollen im Vordergrund stehen. Um die Resilienz der Wirtschaft zu stärken, soll Europa darüber hinaus seine strategische Autonomie in einer Reihe spezifischer Bereiche, unter anderem in strategischen Wertschöpfungsketten, aufbauen. Hier sollte die Solarproduktion explizit aufgenommen und gefördert werden. Sowohl mit Blick auf die Versorgungssicherheit wie auch den prognostizierten massiven Anstieg des PV-Ausbaus und im Interesse resilienterer Produktionsketten sollte die Fertigung regional in der EU stattfinden und mit Mitteln aus den Recovery-Fonds flankiert werden. III. EEG-Reform nutzen und PV-Ausbau vervielfachenWenn die klimapolitischen Ziele des Pariser Klimaabkommens erreicht werden sollen, ist der jährliche Ausbau-Zielkorridor der EEG-Novelle von effektiv knapp 5 GW eindeutig zu niedrig. Notwendig ist ein jährlicher Zubau von deutlich über 10 GW. Dafür spricht auch ein voraussichtlich steigender Strombedarf aufgrund des wachsenden Bereichs der Elektromobilität, der Digitalisierung und Wasserstoffanwendungen in den kommenden Dekaden. Durch die massiv gesunkenen Kosten der PV-Stromerzeugung sind die volkswirtschaftlichen Kosten eines deutlich höheren Zubaus nicht nur verkraftbar, sondern zahlen sich am Ende sogar noch positiv aus. Die so genannte Netzparität, also gleiche Stromgestehungskosten von erneuerbaren und fossilen Energien, ist heute schon erreicht. Solarenergie rechnet sich in diesem Kontext nicht nur für Eigenverbrauchs-Anwendungen,
sondern kommt bei solaren Grosskraftwerken zunehmend auch vollkommen ohne öffentliche Förderung aus.
Meyer Burger über sich.
Also liebe Politiker - Rahmenbedingungen schaffen - jetzt nicht wieder zaudern und auf die lange Bank schieben, aus den Augen, aus dem Sinn. Wir erwarten, dass jetzt innovatives, zukunftsträchtiges aus Brüssel kommt.
Allen einen sonnigen Tag und Wochenende.

----------- So wie einem das Licht nicht ohne die Dunkelheit bewusst würde, so gibt es keine Situation, in der nicht etwas POSITIVES zu entdecken wäre.
Frei nach I Ging |