absolut nichts für schwache Nerven. 3 Punkte: unfassbar wichtig zu diesem Zeitpunkt. Souverän wie von mir gewünscht war es nur die ersten 30 Minuten, da sah man wieder teilweise die "alte" Borussia, totale Spielkontrolle und Chancen im Minutentakt erspielt. Es geht also sehr wohl, obwohl Stöger nach dem Spiel meinte, dass es zur Zeit spielerisch eben nicht gehen würde. Die "Sorgenkinder" Castro, Dahoud, Pulisic, Toprak & Batshuayi gestern allesamt mit stark ansteigender Formkurve, das macht echt Hoffnung für die kommenden Wochen. Und die Serie von Piszcek hält weiter. Schmelzer und Weigl wirken hingegen noch recht verunsichert, was sehr schade ist, weil ich beide Spieler einfach mag. Zur Mertesacker-Diskussion: ich glaube, er weiß sehr wohl, dass es ein großes Privileg ist, als Fußballprofi sein Geld verdienen zu können. Und den Druck, den eben zum Beispiel eine alleinerziehende und von Arbeitslosigkeit bedrohte Frau verspürt, ihre Kinder anständig ernähren zu können, oder den Druck von Polizisten, die sich auf Demos auf die Fresse hauen lassen müssen oder den Druck von Menschen, die im sozialen Bereich oder im Gesundheitswesen arbeiten, wo es teilweise um Leben und Tod geht, würde er wahrscheinlich auch nicht mit seinem Druck vergleichen wollen, so reflektiert ist er, bzw. so wirkt er zumindest in Interviews. Aber ich denke dennoch, dass jeder Mensch ein Recht hat, respektvoll und anständig behandelt zu werden. "Torwart-Trottel" oder "HSV-Versager" in der Zeitung mag im ersten Moment vielleicht nicht arg schlimm erscheinen, man muss den Dreck ja nicht lesen, aber wenn dann deine Kinder auf dem Schulhof verarscht werden ("Hey, dein Dad ist ein Torwart-Trottel") wird es unschön. Im schlimmsten Fall führt es dann zu einem richtigen Drama wie bei Robert Enke. Oder denkt mal an die Fangesänge gegen Zieler letzte Woche. Oder die Kreuze, die beim Trainingsgelände des HSV aufgestellt wurden. Das ist eine Facette des Profi-Fußballs, die einfach nur ekelhaft ist. Und die eben zwangsläufig einen immensen Druck auf die Spieler, Trainer, Schiedsrichter etc. verursacht. Marcell Jansen hat bestimmt auch nicht vorzeitig aufgehört, weil er den Fußball nie geliebt hat. Das sind aus meiner Sicht sehr undifferenzierte und arrogante Aussagen (ich weiß leider nicht mehr, wer das anschließend über Jansen gesagt hat, ich glaube es war Rudi Völler, ist aber auch egal). Ich kann jedem nur empfehlen, sich das Buch "Ich pfeife auf den Tod" von Babak Rafati zu besorgen. Die Lektüre macht einen nachdenklich. Und nur weil jemand viel Geld verdient, muss er das doch nicht alles aushalten können. Von daher fand ich die Aussagen von Matthäus etwas populistisch und undifferenziert. |