Mit dem ersten Bundesliga-Sieg in der Rückrunde kehrt Borussia Dortmund aus Cottbus zurück. Die Westfalen wahrten damit ihre weiße Weste und gewannen als einziger Erstligist jedes ihrer bislang fünf Auswärtsspiele im "Stadion der Freundschaft". In einer spielerisch schwachen Partie auf allerdings schlechtem Boden schoss Mladen Petric die Tore zum 2:0 (1:0)-Sieg des BVB. Aus Cottbus berichtet Boris Rupert
Vor 17.842 Zuschauern, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, ging der BVB in der achten Minute durch einen sehenswerten Treffer von Mladen Petric in Führung. Danach passierte bis zur 84. Minute auf beiden Seiten nicht mehr viel, ehe Petric mit seinem zweiten Treffer die Partie endgültig entschied.
Ausgangslage: Der Siebzehnte gegen den Dreizehnten: Cottbus, das nur eines der letzten fünf Spiele vor und nach der Winterpause verloren hatte (unglücklich zu Hause mit 2:3 gegen Leverkusen), traf auf seinen Angstgegner. Borussia Dortmund hatte als einziger Bundesligist alle vorangegangenen Spiele (vier) im "Stadion der Freundschaft" gewonnen, stand nach den Resultaten gegen Duisburg (3:3) und Schalke (2:3) allerdings unter Zugzwang.
Delron Buckley Personalien: Mit Weidenfeller, Dede, Rukavina, Degen, Kuba und Klimowicz musste Trainer Doll eine halbes Dutzend verletzter, erkrankter oder gesperrter Profis ersetzen und die Mannschaft gegenüber dem 2:3 gegen Schalke auf drei Positionen neu besetzen: Frei, Hummels und Buckley rutschten in die erste Elf, der auch die zuletzt fraglichen Ziegler und Kringe angehörten. Beim Gegner gab es gegenüber dem 3:3 in der Vorwoche in Bochum eine Änderung: Radeljic kam als insgesamt siebter Rechtsverteidiger der Lausitzer in dieser Saison für Ipsa ins Team. Aus der Stammformation in der Abwehr fehlten mit da Silva und Kukielka die kopfballstärksten Akteure des Teams, außerdem fehlte mit Rangelov (fünf Tore, vier Vorlagen) der beste Stürmer.
Taktik: Beide Trainer vertrauten auf ein 4-4-2-System mit einer Raute im Mittelfeld, wobei die Gastgeber insgesamt defensiver ausgerichtet waren: Bei gegnerischem Ballbesitz ließ sich Skela auf eine Höhe zu seinen Mitspielern Rost und Angelov fallen, so dass Cottbus im Verbund mit dem zentral defensiv agierenden Bassila einen zweiten Sperrriegel installierte. Beim BVB bekleideten Hummels (rechts) und Buckley (links) die vakanten Außenpositionen in der Viererkette, so dass das Mittelfeld in gleicher Besetzung wie gegen Duisburg und Schalke auflaufen konnte. Vorne stürmten Frei und Petric. Sie trafen auf die rustikalen Mitreski und Cvitanovic im Cottbuser Abwehrzentrum. Außen agierten Radeljic (rechts), der sich fast ausschließlich in der Defensive aufhielt, und Ziebig, der über die linke Seite einige Vorstöße einleitete.
Spielverlauf & Analyse: Wer hätte das gedacht? Mit den Roten-Weißen und den Schwarz-Gelben trafen jene Klubs aufeinander, die in den letzten Spielen für mächtig Unterhaltung auf den Rängen gesorgt hatten. Cottbus blickte auf zehn erzielte Treffer in den vergangenen drei Partien zurück, Dortmund auf sieben. Doch ein Spektakel bekam das Publikum zumindest in einer sehr faden, von vielen Fehlpässen auf beiden Seiten geprägten ersten Halbzeit nicht zu sehen. Auf dem tiefen Rasen - bzw. auf dem, was davon übrig geblieben war - gab es auf beiden Seiten keinen gepflegten Spielaufbau. Wenn etwas ging, dann jeweils über die linke Seite, über die Außenverteidiger Ziebig (Cottbus) und Buckley (Dortmund), die insgesamt den aktivsten Eindruck hinterließen.
Immerhin stand die schwarzgelbe Deckung im ersten Durchgang sicher. Bis auf eine brenzlige Situation (Buckley klärte am Elfmeterpunkt gegen Sörensen, den Amedick und Kovac aus den Augen verloren hatten) gab es keine Aufregung im Dortmunder Strafraum.
Stattdessen nutzten die Schwarzgelben die einzige Torchance der gesamten ersten 45 Minuten zum Führungstreffer: Ziebig hatte im Strafraum einen Elfmeter herausholen wollen, Borussia schaltete blitzschnell um, Federico spielte einen traumhaften, langen Ball in den Lauf von Petric, und der zog aus 15 Metern ab. Von der Unterkante der Torlatte prallte das Leder zum 0:1 ins Netz. Für Petric war es bereits der zehnte Saisontreffer, Federico wiederum war damit an fünf der acht Borussen-Treffer im Kalenderjahr 2008 direkt beteiligt.
Dieser gelungene, lange Ball war jedoch die Ausnahme von der Regel. Fast alle weiteren lang gezogenen Zuspiele erreichten dagegen nicht den Mitspieler. Vom im Trainingslager einstudierten Kurzpassspiel war wenig zu sehen. Insgesamt spielte der BVB zu hektisch gegen einen harmlosen Gegner und verpasste es damit, vor der Pause für ein zweites Tor und damit die Vorentscheidung zu sorgen. Im neunten von jetzt zehn Vergleichen mit den Ostdeutschen ging der BVB jedenfalls mit einer Führung in die Kabine - nur beim 1:1 zu Hause (2002/2003) hatte es am Ende nicht zum Sieg gelangt.
Hart umkämpft war das Mittelfeld: Kringe gegen Rost. Nach dem Seitenwechsel änderte sich zunächst nicht viel. Der BVB (mit Wörns für Kovac) kontrollierte weiterhin das Spiel, ohne sich aber gefährlich dem gegnerischen Tor zu nähern. Den Startschuss zur Schlussoffensive gaben stattdessen die Gastgeber: Trainer Prasnikar brachte nach einer Stunde mit Jelic einen dritten Angreifer, der sich sofort ins Zentrum orientierte und mit einem Kopfball ans Außennetz sofort ein Ausrufezeichen setzte. Für ihn ging mit Bassila der zentral defensive Mittelfeldspieler vom Platz - Cottbus fortan also in einem 4-3-3-System, was das Spiel aber nicht besser machte. Bis zur 70. Minute zählten die Statistiker 136 Fehlpässe auf beiden Seiten, annähernd gleich verteilt. Grund war in erster Linie natürlich der katastrophale Platz. Glück für den BVB, dass Rost freistehend einen Kopfball am Tor vorbei setzte (72.).
Die Borussen waren weiterhin bemüht, den Vorsprung sicher über die Zeit zu bringen, wagten sich nur in Unterzahl in die gegnerische Hälfte, machten dies aber geschickt. Frei holte einen Eckball heraus, schlug in anschließend selbst vors Tor, Petric stieg am höchsten und köpfte zum 2:0 ein (84.). Für Frei war es übrigens die dritte Torbeteiligung seit seinem Comeback. |