Borussia Dortmund hat den ersten der in der "englischen Woche" Ende September verspielten Punkte zurück geholt. Dem BVB gelang am zehnten Spieltag der Fußball-Bundesliga ein 2:2 (2:2)-Unentschieden beim TSV Bayer 04 Leverkusen. Es waren allerdings zwei verlorene Punkte, denn der BVB war zwei Mal durch Petric in Führung gegangen. Gekas und Kießling glichen jeweils aus. Aus Leverkusen berichtet Boris Rupert
22.500 Zuschauer in der ausverkauften BayArena sahen ein abwechselungsreiches Spiel, in dem der BVB in der 41. Minute durch einen sehenswerten Volleyschuss von Petric nicht einmal unverdient in Führung ging. Leverkusen kam aber schon sechs Minuten nach der Pause zum 1:1 durch Gekas, doch Petric, der offenbar nur im "Doppelpack" trifft, konterte postwendend. Doch in der 86. Minute gelang Kießling der Ausgleich zum 2:2-Endstand.
Ausgangslage: Der Tabellenelfte Borussia Dortmund (zwölf Punkte) musste beim Achtplatzierten TSV Bayer 04 Leverkusen (14 Punkte) antreten, wo er in den letzten 15 Jahren nur ein Mal (April 2005) gewinnen konnte. Die letzten vier direkten Duelle hatte Leverkusen ausnahmslos gewonnen, jeweils mit 2:1.
Bayer war nach zuletzt zwei Niederlagen vom zweiten auf den achten Platz zurückgefallen. In der BayArena hatte es bislang zwei Siege (gegen Bochum und Karlsruhe) sowie ein Remis (gegen Cottbus) und eine Niederlage (gegen München) gegeben. Der BVB hatte drei der vier voran gegangenen Auswärtsspiele verloren und nur in Rostock drei Punkte mitgenommen.
Erstmals seit dem 5. Spieltag wieder dabei: P. Degen. Personalien: Beim 2:1 gegen Bochum hatte der BVB auf sieben Spieler verzichten müssen - in Leverkusen fehlten nur noch drei: Wörns wegen einer Gelb-Roten Karte sowie Frei und Kehl (beide Trainingsrückstand). Petric und Degen kehrten in die erste Elf zurück; Buckley, Kuba und Valdez konnten zumindest auf der Bank Platz nehmen. Bei Leverkusen, das weiterhin ohne Schneider, Schwegler, Ramelow und Callsen-Bracker auskommen musste, meldeten sich die fraglichen Barnetta, Kießling und Vidal einsatzfähig und spielten von Beginn an.
Taktik: Wie schon in den Auswärtsspielen in Schalke und Karlsruhe verordnete Doll seiner Elf zur Stärkung der Defensive eine Doppel-Sechs (Kruska und Tinga) und besetzte die Flügel mit Federico (rechts) und Kringe offensiver. Damit stand der BVB sehr kompakt in seinem 4-4-2 und hatte mit sechs Defensivspielern gleich eine doppelte Überzahl gegen Leverkusens vier Offensivkräfte. Bayer war in einer 4-2-3-1-Grundordnung mit nur einer Spitze (Gekas) angetreten, und die wurde wechselweise von Kovac oder Brzenska übernommen. Die Außenverteidiger Degen und Dede orientierten sich zu den offensiven Leverkusener Außen Barnetta und Kießling. Der zentrale Mann in Bayers Offensivkonstrukt, Barbarez, wurde von Tinga und Kruska im Raum angenommen.
Federico und Kringe hatten ein Auge auf die Außenverteidiger Sarpei und Castro geworfen, wobei letztgenannter sich deutlich häufiger nach vorne orientierte als sein Pendant Sarpei auf der linken Seite. Im Angriffszentrum trafen Petric und Klimowicz auf Friedrich und Sinkiewicz.
Große Freude bei Mladen Petric und Giovanni Federico. Spielverlauf & Analyse: Wer in der Defensive eine doppelte Überzahl hat, dem fehlen folglich an anderer Stelle zwei Akteure. Während Bayers Offensiv-Quartett in der ersten Halbzeit mit Ausnahme von wenigen Szenen also gut bewacht war, konnte Leverkusens Doppel-Sechs (Vidal, Rolfes) weitgehend ungestört das Spiel von hinten ankurbeln. Die Heimmannschaft war entsprechend bemüht, das Spiel (schnell) zu machen, doch der BVB stand weitgehend sicher. Brzenska und Kovac agierten im Deckungszentrum äußerst aufmerksam, Degen und Dede fanden die richtige Balance zwischen Einrücken und Attackieren, Tinga leistete abermals ein großes Laufpensum. Einziges Manko: Die vielen, mit hohem Aufwand erkämpften Bälle wurden schnell - zu schnell - wieder abgegeben. Etwas mehr Ruhe hätte dem Dortmunder Spiel sicherlich gut getan.
Drei Chancen für Leverkusen und vier für Dortmund standen nach 45 Minuten zu Buche. Rolfes verfehlte nach feiner Einzelleistung das Tor (10.), ein Vidal-Freistoß streifte das Tornetz (15.), Barnetta und Kießling versuchten in Eishockey-Manier, dem Ball nach scharfer Hereingabe kurz vor dem Tor eine Richtungsänderung zu geben (18./30.). Das schafften sie auch, aber nicht genau genug...
Auf der anderen Seite war der BVB bei seinen zunächst zaghaften, erst gegen Ende des ersten Durchgangs entschlossener wirkenden Vorstößen durchaus gefährlich. Adler wehrte einen Petric-Schuss zur Ecke ab (16.) und war kurz darauf einen Tick schneller als Brzenska am Ball. In der 20. Minute stand Leverkusens Schlussmann erneut im Brennpunkt, als er einen Klimowicz-Kopfball artistisch über die Torlatte lenkte, nachdem Kringe bis zur Außenlinie vorgedrungen war und präzise geflankt hatte. Auch gegen Kringes Schuss war Adler auf dem Posten (31.). Die große Möglichkeit, in Führung zu gehen, bot sich dann in der 35. Minute: Petric legte klug zurück auf Kringe, der zog aus etwa 14 Metern ab, der abgeblockte Schuss landete bei Klimowicz, doch mit seinem Hinterteil konnte Adler den Ball so eben noch stoppen, ehe Friedrich ihn einen Meter vor der Torlinie endgültig aus der Gefahrenzone beförderte.
Doch Borussia war jetzt am Drücker. Kringe, über den viel lief, war auf die rechte Seite gewechselt, schlug einen langen Diagonalpass, und Petric jagte das Leder volley zum 0:1 in die Maschen (41.). Es war das erst zweite Gegentor für Bayer 04 im eigenen Stadion in dieser Saison - ein Treffer, der gute Chancen haben wird, zum "Tor des Monats" gewählt zu werden.
Der Doppeltorschütze Mladen Petric in Aktion. Nach dem Seitenwechsel kamen die Gastgeber mit Freier für Vidal und einer System-Änderung aus der Kabine: Kießling rückte für Freier als zweite Spitze ins Zentrum. Und der neue Mann führte sich gleich mit einer gut getimten Flanke ein, Kovac stand zu weit weg von Gekas, doch der Torschützenkönig der vergangenen Saison traf den (Kopf-)Ball nicht richtig. Und Bayer setzte nach: Weidenfeller parierte prächtig gegen Barnetta, Kruska musste vor der eigenen Linie klären und Freier zog aus 16 Metern nur knapp über das Tor. Unter Druck patzte die Borussen-Abwehr: Freier strich wie ein heißes Messer durch die Butter, Gekas stand "blank" und brauchte in der 52. Minute aus drei Metern nur noch einzuschieben.
Doch wie aus heiterem Himmel ging der BVB nur zwei Minuten später erneut in Führung. Sinkiewicz vertändelte das Leder gegen den hartnäckig nachsetzenden Petric, der lief allein auf Adler zu, scheiterte aber im ersten Versuch, bekam dann aber doch noch eine Nachschusschance und beförderte das Leder im Liegen zum 1:2 über die Linie (54.). Bereits das sechste Saisontor des Kroaten, der schon gegen Bremen und Berlin doppelt getroffen hatte. Zwei Treffer waren den Borussen in der BayArena übrigens zuletzt vor neun Jahren, im April 1988 beim 2:2 gelungen.
Der Treffer war gleich doppelt wichtig, denn Bayer traf er bis ins Mark, die Sturm- und Drangphase der Heimmannschaft war vorerst beendet. Allerdings zog sich der BVB auch wieder weit zurück, kam in den 20 Minuten nach der neuerlichen Führung nur ein Mal zum Torschuss, statt vielleicht entschlossener auf das dritte Tor zu spielen. Und so gab es naturgemäß eine spannende Schlussphase, in der Bayer alles nach vorne warf, Eckstoß um Eckstoß erspielte. Das Borussen-Bollwerk hielt - aber nur bis zur 86. Minute. Nachdem Weidenfeller zuvor zwei Mal gegen Sinkiewicz und Kießling glänzend hatte parieren können, drückte Kießling eine Flanke von Freier per Kopf zum 2:2 in die Maschen. |