Für alle anderen mal wieder eine Zusammenfassung und ein Überblick über die oft benutzten Abkürzungen.
Zuerst einmal Kurzinfos/Abkürzungen zu Fannie und Freddie (Stand 10.2020):
F&F - Fannie Mae & Freddie Mac NWS - Net Worth Sweep („Vermögensbereinigug) =100% Zahlungen der Gewinne an das Finanzministerium) JPS - Junior-Vorzugsaktien (Junior-Preferred Stock) [19,1 Milliarden Dollar] SPS - Senior Vorzugsaktien (Senior-Preferred Stock) [ca. 120 Milliarden Dollar in Staatshand] RNC - Republikanische Nationale Committee FHFA - (Federal Housing Finance Agency; unabhängige Bundesbehörde für Wohnungswesen) HERA - Das Gesetz HERA regelt die Autoritäten und Pflichten der FHFA Warrants - das Finanzministerium hat Optionen auf 79,9% aller Stammaktien Conservatorship - F&F befindet sich derzeit in der Obhut der FHFA, die extra dafür geschaffen wurde. Receivership - Zwangsverwaltung und Abwicklung von F&F (übel aber sehr unwahrscheinlich) SPSPA - Senior Preferred Stock Purchase Agreements (Vereinbarungen über den Kauf älterer Vorzugsaktien; ein vertrage zwischen FHFA und dem Finanzminister)
Mark Calabria - Chef der FHFA ( er will F&F auch erhalten, aber gesetzliche Regeln vorher) Mnuchin - Finanzminister (will F&F erhalten und umstrukturieren) Trump – wohlbekannt; er hat am 27.03.2019 ein Memo erlassen, wonach die Conservatorships von Fannie und Freddie beendet werden sollen: ( https://www.whitehouse.gov/presidential-actions/...ng-finance-reform/ )… wohingegen Calabria sich aber weigert. Biden – Trumps Kontrahent bei der Wahl in 11. 2020 und ein „Fragezeichen“ für F&F, falls er Präsident werden sollte.
Die grundsätzlichen Absichten der Akteure: - Steuerzahler schützen, also kein Bailout (Trump) - F+F sollen erhalten bleiben und die conservatorships verlassen (Trump) - Fannie aus der Kontrolle der Regierung nehmen (Mnuchin) - Fannie als Zentrum des sekundären Häusermarktes erhalten (Mnuchin) - hält NWS für illegal; für Recap and Release (Calabria) - 100 weitere Milliarden mit den Warrants von Fannie und Freddie einnehmen (RNC)
Mark Calabria hält den NWS für illegal. Danach wäre eine Rückabwicklung dran. Er ist für Recap and Release und will, dass die Aktionäre die Assets behalten dürften, nur die Staatsgarantie müsse weg. Er weigert sich, die Conservatorships zu beenden.
Das Republikanische Nationale Committee (RNC) will, dass die SPS als vollständig bezahlt erachten werden und den Warrant versilbern, der bei einer Rekapitalisierung und Entlassung aus dem Conseratorship enorm an Wert gewinnen würde.
Jetzt noch einmal die gesammelten Hintergrundinformationen auf dem Stand von 2019 (ist im Prinzip aktuell, weil der Fall doch zäher ist, als wir gedacht haben:
Weitere Erläuterungen:
Stand 2019
Fannie Mae liefert seit 2012 all ihre Gewinne an das Finanzministerium ab, in Form einer 100% Dividende auf die SPS. Von 2008 bis 2012 waren ursprünglich 10% Dividende auf das aus dem Rettungsschirm erhaltene Geld fällig.
Die Rechtmäßigkeit dieses seit 2012 laufenden NWS wird seit 2013 vor Gericht angefochten. Fannie hat also immer noch "Schulden" in Höhe von rund 120 Milliarden Dollar beim Finanzministerium, da diese Dividendenzahlungen nicht als Rückzahlung erachtet werden.
Die Wohnungsreform ist in den USA voll im Gange. Und da wird die Entscheidung zu F&F die größte Rolle spielen.
Das 10% Momentum Wenn sich alle Klagen in Luft auflösen, wird der NWS rückwirkend abgewickelt und man kehrt zur ursprünglichen Vereinbarung von 10%Zinsen (ab 2012 sind es ja 100% Zinsen) zurück. In diesem Zusammenhang spricht man von dem 10% Momentum, das den Zeitpunkt beschreibt, an dem die Fannie alle SPS zurückgekauft hätte und somit schuldenfrei wäre. !!Seit März 2018 hat Fannie dies zahlenmäßig schon erreicht!!
Diese SPS, die der Staat hält sind sozusagen die Schulden der Firma. Da Fannie aber über diese 10% hinaus seit 2012 immer 100% abgeben musste, hat sie im März 2018 eigentlich schon den Wert der SPS (120Mrd.$) „zurückgezahlt“… wenn der NWS von 100% eben komplett auf 10% zurückgerechnet wird.
Recap and Release Recap (Rekapitalisierung) geht über das Einbehalten von Gewinnen oder über die Ausgabe von neuen Aktien. Ersteres würde länger dauern, aber dafür nicht verwässern. Release (Entlassung aus dem Conservatorship) geht administrativ oder legislativ und kann erst dann erfolgen, wenn die Fannie genügend Eigenkapital hat, um ihre Kapitalanforderungen einhalten zu können.
Die Chancen für ein Recap and Release stehen besser denn je!
Zur Erinnerung zum NWS (von Fully): „Kurz, bevor Fannie wieder profitabel wurde, hat die FHFA mit dem Finanzministerium die bestehende 10% Zinsen-Vereinbarung geändert und den Net Worth Sweep mit 100% Zinsen eingeführt, der es Fannie unmöglich machte, auch nur einen einzigen geliehenen Cent zurückzuzahlen, egal, wie hoch die Gewinne und Dividendenzahlungen ausfallen. → Mafiastyle. Die damalige Begründung: Todesspirale. Aber wie wir dank Richterin Sweeney wissen, haben die Entscheidungsträger sehr wohl über die bevorstehenden "golden years" Bescheid gewusst und wissentlich vor Gericht unter Eid gelogen. Einfach unglaublich!“
Dazu passend schrieb Fully auch einmal kurz: „ Ich bin wirklich tief in die Materie eingetaucht. Und je tiefer ich ging, desto tiefer der Morast. Von daher ist es ein Segen, dass mich Twitter rausgeworfen hat...“
Zu HERA und F&F (von Fully): „Das Gesetz HERA beschreibt 9 Voraussetzungen, die es ermöglichen, Fannie in den conservatorship zu stecken. 2008 war nur einer dieser Punkte erfüllt: Die Zustimmung des Bord of Directors. Und diese Zustimmung wurde erzwungen. Das war damals nur möglich, weil Weltuntergangsstimmung herrschte. Einmal entlassen, bekommt man Fannie nicht mehr in einen conservatorship gesteckt - es sei denn, die Welt geht wieder unter.“
Das große Streitthema scheint derzeit die Rekapitalisierung zu sein, denn dafür gibt es einige Varianten, die verschiedene Nutznießer haben (Staat, Vorzugsaktionäre, Stammaktionäre). Hinzu kommt die ultra langsame Geschwindigkeit der Gesetzgebung und die endgültige Entscheidung vor Gericht, die dafür auch noch gegeben sein sollte. Das bedeutet (in meinen Augen), dass F&F noch Jahre im „Durcheinander“ der Interessen, den Gerichten und der zu findenden Gesetzgebung hin und her geschubst werden wird. Stück für Stück wird es weiter gehen, bis endlich der Durchbruch kommt und klar wird, welchen Weg F&F gehen werden. 2020 sollte diesbzgl. Klarheit verschaffen.
Im Sommer 2019 hat uns das Collins En Banc-Urteil einen Schub nach vorne gegeben, denn der 100% NWS wurde als nicht rechtens erachtet. Lest dazu Fullys Zusammenfassung ( https://www.ariva.de/forum/...ohne-ende-370497?page=1405#jumppos35150 ). Das ist im Prinzip der aktuelle Stand (Ende 2019) und in welche Richtung es für uns gehen sollte.
Wer Kursprognosen/Kursberechnungen mag, der kann sich hier einmal umschauen: https://www.ariva.de/forum/...ohne-ende-370497?page=1301#jumppos32546 und https://www.ariva.de/forum/...ohne-ende-370497?page=1316#jumppos32922
LG union
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