Vorneweg, ich bin nun etwas enttäuscht, da ich bereits mit einigen belastbaren Zahlen gerechnet habe. Dennoch habe ich die Position ohne den Report gelesen zu haben nochmal bei 0,498 aufgestockt.
In der Präsentation erkenne ich Licht und Schatten.
Was mir gar nicht schmeckt ist, dass man noch nicht einmal vorläufige Zahlen vorlegen konnte. Da hätte ich deutlich mehr erwartet. Dies allein zeigt, dass man jetzt erstmal alle Hände voll damit hat, erstmal die Struktur von Jooste zu verstehen, Ordnung in das Geflecht zu bringen und alles auf transparente und belastbare Füße zu stellen. Der zweite deutlich negative Punkt ist, dass erste Kreditgeber Kreditlinien gekündigt haben und zu erwarten steht, dass noch weitere folgen werden. Das ist beunruhigend.
Das Positive jedoch ist, dass man nun endlich genau weiß wie groß die Gesamtverbindlichkeiten aus Darlehen und Anleihen sind. Im Vorfeld waren Spekulationen zu vernehmen, dass Steinhoff Schulden in nicht konsolidierten Zweckgesellschaften versteckt haben soll und die Verbindlichkeiten tatsächlich viel höher liegen könnten. Allem Anschein nach ist dies nun nicht so. Die Zahl der Darlehensverbindlichkeiten liegt also um 10,7 mrd Euro. Keine versteckten Verbindlichkeiten vorhanden. Gut so.
Was mir auch gut gefällt ist, dass man nun mithilfe von PWC und den Management- und Liquiditätsberatern ein transparentes Cashflow Reportingsystem mit inkludierter 13 Wochen Sensitivitätsanalyse implementieren möchte. Im Vorfeld war von vielen Seiten die Kritik laut geworden, dass man die Geschäfte Steinhoffs global nicht einheitlich führt, beobachtet und die Cashflows daraus kennt. Dies ändert sich nun offensichtlich. Gut so.
Ein weiterer positiver Punkt ist, dass man wohl bereits dazu übergegangen ist Steinhoffs globales Firmengeflecht in Sparten zu organisieren die dann alle bei der Holding zusammenlaufen. Dabei sind die jeweiligen Spartenköpfe oder Stellvertreter zugleich auch bislang ins operative Geschäft der Töchter eingebunden gewesen und kennen die Unternehmen also. Folglich berichtet im Namen der Sparte zukünftig kein Mitglied er Stellenbosch Mafia, sondern jemand aus dem operativen Geschäft der Töchter. Das ist sehr gut.
Mir kommt es ein wenig so vor, also ob man nun hinter Jooste und Wiese erstmal alles neu aufbaut und Struktur hineinbringt. Denn vorher hat vermutlich ausser Jooste selbst keiner überblickt wie das Geflecht aus welchen Gründen mit wem verschachtelt ist.
Leider wissen wir nun noch immer nicht, wie die Kreditgeber vorzugehen gedenken. Wenn Steinhoff das jetzt überlebt, die nun möglicherweise anstehende Liquiditätskrise übersteht und sich das Tagesgeschäft als wie erwartet robust herausstellt, fahren Aktionäre, Mitarbeiter und Fremdkapitalgeber dann deutlich besser.
Alles weitere, die Kursbewegungen um 10 Cent hoch oder runter bleibt Tagesgeschäft der Trader. Ich bleibe nun jedenfalls investiert und konnte meinen Einstand von 0,699 auf 0,632 reduzieren. Möglicherweise kaufe ich ein letztes mal bei einem weiteren Dip nach. Mehr jedoch kann ich für mich nicht verantworten. |