@Pit, wer mich hier seit Jahren liest, der weiß, dass ich alles andere als ein Fan bin von komischen Theorien und vom Erfinden von Geschichten.
Das will ich im Prinzip auch beibehalten, aber ich möchte zumindest erwähnen, dass es deutliche Parallelen gibt zwischen zwei meiner ehemaligen Investments: Dialog & AMS.
Dialog hat Ende 2015 eine riesige Übernahme von Atmel versucht, die dann Anfang 2016 gescheitert ist (weil man eben nicht mit dem Kopf durch die Wand ist). 1,5 Jahre später, also Anfang 2017, kamen dann die ersten Gerüchte über den möglichen Design Out bei Apple, der sich dann im Mai 2018 manifestierte.
AMS hat im August 2019 die riesige Übernahme von Osram gestartet. 1,5 Jahre später, also Anfang 2021, kamen dann die ersten Gerüchte über den möglichen Design Out bei Apple, der sich jetzt im dritten Quartal manifestieren wird.
Also wenn man wollte, dann könnte man hier ggfs den Schluss ziehen, dass beide Unternehmen ca. 1,5 Jahre früher Bescheid wussten, dass ihr Socket bei Apple (mit 40 bzw. 70% Anteil am Gesamtumsatz) möglicherweise verloren geht oder zumindest das Risiko dafür gestiegen ist. Beide mal hat dann das Management versucht, diesem Schicksal mit einer Mega-Fusion zu entgehen, bei der man ein Unternehmen mit wesentlich höherem Umsatz aber geringerer Profitabilität kaufen wollte. Der Gedanke dahinter sicherlich nicht schwer nachzuvollziehen: solange die eigene Aktie noch hoch bewertet wird (Dialog damals bei >40 Euro, AMS bei knapp 50 CHF) sollte man diese als Akquisitionswährung nutzen. Dialog wollte direkt mit Aktien bezahlen und AMS wollte das im Rahmen einer KE nutzen.
Interessant ist für mich, wie das ganze ausgegangen ist: Dialog hat es nicht durchgezogen (bzw. wurde ausgebootet), AMS ist mit dem Kopf durch die Wand. Für den Aktionär war die Dialog-Variante definitiv die bessere, der Kurs ist insgesamt deutlich gestiegen (vgl. mit dem 40er pre-Atmel Level). Bei AMS hingegen schaut man in die Röhre und hat eine dreistellige Underperformance ggü fast jedem Wettbewerber zu verzeichnen. Wenn jetzt der berechtigte Einwand kommt, dass auch die AMS Aktie ohne Osram Deal und mit Face-ID Design Out einen auf den Sack bekommen hätte: ja, sicherlich! Aber der Sturz der Aktie hätte mE bei 60-70 CHF angefangen, hätte dann vllt die Hälfte verloren und STM wäre jetzt schon mit einem Angebot zur Hand. Für den Aktionäre allemal besser als das was jetzt mit der „poison pill“ Osram passiert ist. Aber das kann sich ja alles noch langfristig auszahlen.
Also zu Deiner Frage nach dem Grund für Osram: vllt war Osram einfach nur die Chance für das AMS Management, den eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Wer will nicht lieber CEO eines Konzerns sein mit 5-6 Mrd. Euro als ein Bereichsleiter bei STM? Der Aktionär spielt da nur die zweite Geige wenn man sich selbst verwirklichen kann. Aber wie anfangs geschrieben: das mag alles totaler Schmarrn sein was ich oben geschrieben habe und alles sind zeitliche Zufälle, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind nicht gegeben und ich habe zu viel Claas Relotius gelesen. Aber irgendwie passt das auch ein wenig. |