Stimme deiner Post inhaltlich voll und ganz zu bis auf die Geschichte mit den Projekten. Letztendlich entscheidet sich am Projektende bei der Abnahme wie viel hängen bleibt und wie viel nicht.
Sei wie es sei, es ist alles ein Stochern im Nebel. Zumal ja das ganze Q2-Ergebnis total verzerrt ist und dadurch ohne zusätzliche Infos überhaupt nicht eingeordnet werden kann. Angefangen bei der überraschend schwachen Q2-Bruttomarge mit 19,8% über die sehr hohen "Sonstige betriebliche Erträge" mit 15,9 Mio. € (Q1: 3,6 Mio. €) bis hin zum "Ergebnis aus der At-Equity-Bewertung" von Minus 2,1 Mio. €, wie auch der deutliche Rückgang der Turbinenmontage von Q2 gg. Q1.
Da Nordex im Anhang seiner Quartalsberichte "Erläuterungen zum Konzern - Zwischenabschluss (IFRS)" nie Details über die verschiedenen GuV-Positionen angibt (z.B. verschiedene Materialaufwandspositionen oder die verschiedenen Postionen bei den "sonstigen betriebliche Erträge"), kann man auch nicht nach Erklärungen suchen, geschweige sie finden. Auch hilft ein Vergleich zu Q1 recht wenig, denn in Q1 gab es z.B. mit dem Vorab-Verkauf des 75 MW großen eigenen Windparkprojektes "Seine Rive Gauche Nord" an die KGAL-Gruppe wohl einen schönen Gewinn im Projekt Development-Segment, während in Q2 überhaupt kein eigenes Projekt verkauft wurde. Erst in Q3 gab es wieder Projektverkäufe aus dem Eigenbestand über insgesamt 65 MW (Orla, Les Touches, Aubigeon). Wie genau Nordex solche Projekt-Vorabverkäufe bilanziert keine Ahnung, aber solche Verkäufe haben mal ganz sicher einen sehr positiven Effekt auf die Gewinnmargen, nicht inbedingt auf den Umsatz, und somit innerhalb der Quartale auch einen dementsprechenden positiven Effekt. Aufs Gesamtjahr gesehen nivelliert sich das dann aber schon.
Sehr interessant bei dieser ganzen Geschichte, die drei Analystenhäuser, die sich bis jetzt zu den Nordex Q2-Zahlen geäußert haben. Alles drei waren absolut nicht negativ zu den Zahlen. Die Nord LB wie auch M.M. Warburg haben ihre Kursziele von 16 € bestätigt, während Goldman Sachs das Kursziel nur leicht nach unten auf 18,40 € revidiert hat. Heißt für mich im Umkehrschluss, dass die Analysten wissen warum die Bruttomarge so überraschend schlecht ausgefallen ist, warum die Bruttomarge deutlich unter der Nordex-Guidance gelegen hat und dass das alles nachvollziehbare (Sonder)Gründe hatte. Richtig finde ich das aber nun wirklich nicht, dass die Herren Analysten einen deutlichen Wissensvorsprung über die Q2-Zahlen gg. den Nordex-Aktionären haben. Grundsätzlich muss meines Erachtens Nordex ein solch völlig verzerrtes Quartalsergebnis, wie es nun mal das Q2-Ergebnis war, viel besser bzw. transparenter darstellen. Da hat sich das obere Nordex-Management offenbar viel zu wenig Gedanken gemacht. Reine Standard-Quartalsberichte in dem nur die Zahlen verändert werden, so sind ja eigentlich die Nordex-Quartalsberichte schon immer aufgebaut, sind ja bei "normalen" Quartalszahlen bzw. GuV-Positionen absolut in Ordnung, aber dieses Q2 war mal ganz sicher nicht normal und dann muss man halt von den Standardberichten abweichen.
Die Nordex 2014er Bruttomargenguidance auf Quartalsebene liegt/lag zwischen 23 bis 24% und das impliziert eine EBIT-Marge von etwa 4,5 bis 6 %. 6 % dann wenn es keine allzu großen negative Effekte gibt wie z.B. bei den Rückstellungen. In Q1 gab es einen Netto-Zunahme von 1,9 Mio. € an Rückstellungen und in Q2 gab es eine Netto-Zunahme von satten 9,2 Mio. € an Rückstellungen. Folglich muss eigentlich irgendetwas in Q2 vorgefallen sein.
Ich werde im Laufe der Woche Nordex über alle meine nicht erklärbaren Punkte anschreiben, davon gibt es ja etliche, und auch mal bei Nordex nachfragen ob sie im Anhang in den Quartalsberichten die Einzelpositionen der verschiedenen GuV-Positionen angeben können. Das machen ja ohnehin sehr viele Unternehmen.
Das alles liest sich jetzt eventuell negativ, aber so ist es eigentlich gar nicht gedacht. Für mich ist Nordex absolut auf dem richtigen Weg. Das zeigen mir neben den Auftragseingängen bzw. dem Auftragsbestand, meine ureigene Nordex 2015er Projektpipeline mit etwa 1,25 GW an Aufträgen (in diesem Jahr wird Nordex wohl so 1,35 GW verbauen) auch die erstklassigen Cash Flows in Q2 mit einem operativer Cash Flow von 63 Mio. € und Free Cash Flow von 55 Mio. €. Schon klasse wie sich Nordex zu einer kleinen Cash Cow in den letzten 15 Monate entwickelt hat. Jedoch sollte man sich im Klaren sein, dass eine EBIT-Marge > 6% im kommenden Jahr ein absolutes Muss ist meiner Einschätzung nach um an Kurse von 18 € in absehbarer Zeit ran kommen zu können, denn sonst nützt das sehr niedrige 2014er KUV mit 0,64 rein gar nichts (Vestas: 1,06/Gamesa: 0,85) bzw. die fundamentale Unterbewertung in der Peer Group über die EV-Multiples. Dazu hat Zeschky im aktuellen "Welt"-Interview das für mich Entscheidende gesagt: "In den letzten drei Jahren sind wir massiv gewachsen, teilweise mit 20 bis 30 Prozent. Wir gehen künftig von etwas moderaterem Wachstum aus, wollen aber die Ergebnisqualität deutlich erhöhen. Das wird das Kernprogramm der kommenden Jahre sein."
Meines Erachtens wird der 24. September der Knackpunkt für den Kurs werden. Wenn die Mittelfristplanungen passen wie z.B. Umsatzerwartung 2016 bei 1,85 Mrd. € (würde ein Wachstum von 2014 auf 2015 bzw. 2015 bzw. 2016 von jeweils rd. 8% bedeuten - das sollten die bekannten Zahlen zum Ausbau der Rostocker Rotorblattproduktion eigentlich locker hergeben) und eine 2016er EBIT-Marge > 7%. Bei einem Umsatz von 1,85 Mrd. € und einer EBIT-Marge von 7% würde das für 2016 ein EBIT von 130 Mio. € ergeben, ein Vorsteuerergebnis von etwa 115 Mio. € und ein Nettogewinn von 78 Mio. € (Steuerquote: 32%) bzw. ein Gewinn je Aktie von 0,96 €. Konkurrent Gamesa hat fürs kommende Jahr ein Margenziel zwischen 8 bis 10% !! und dass Zeschky offenbar auch hohe Ziele hat zeigt das aktuelle "Welt"-Interview: "Wir haben eine kritische Größe erreicht, mit der wir gutes Geld verdienen können. Mit unseren neuen Produkten erzielen wir eine verbesserte Ertragsqualität, zudem erreichen wir massive Kostenreduktionen bei den Materialkosten." Könnte eine Antwort auf deine Frage sein hastnemark.
@obelisk: Auf den ersten Blick könnte man in Tat davon ausgehen, dass es in Q3 zu einem weiteren Umsatzrückgang kommen könnte bei Betrachtung der Q2-Produktionszahlen, aber ich sehe das wie Andi mit "Sollte es da wirklich Probleme bei der Produktionsumstellung gegeben haben, dann werden diese bestimmt behoben". Wobei ich aber nach wie der Meinung bin, dass Nordex aufgrund des Flaschenhalses Rotorblattproduktion auch in Q3 und Q4 kaum einen Quartalsumsatz über 400 Mio. € schaffen kann. |