Die gängige Arbeitsmoral, welche du auch schon auf protestantische Prägungen zurückführtest, ist mAn viel älter und kommt auch vom bäuerlichen und handwerklichen Leben, wo es ja oft tatsächlich um das nackte Überleben ging und immer noch vielerorts geht. Ein Urkapitalist ist vielleicht der Kleinbauer. Er hat einen Betrieb mit Land und Feldern, Obstbäumen, Ställen und Tieren und bietet seine Produkte an und muss das alles organisieren und planen, die Aussaat und die Ernte, der Kauf und Verkauf und die Ställe, Werkzeuge und Felder pflegen und die anstehenden Arbeiten planen, auch mit Knechten, Mägden und Handwerkern und die Arbeiten richtig anweisen und einteilen, Vorräte anlegen und auch mit Unwettern und Missernten, Krankheiten usw. überleben können. Eine "Arbeitsethik" täglich pflegen...ausser am Sonntag. Wenn er das richtig anging konnte er es (je nach Gegend) auch zu Wohlstand bringen oder ihn erhalten, wenn er es schlecht machte, verarmen und alles verlieren, auch pleite gehen. Er war ein Unternehmer, der sich einem Markt (Angebot und Nachfrage) aussetzt. (Heute ist er in der Schweiz öfter eher eine Art Staatsangestellter....)
Der Adelige jedoch in den Feudalsystemen lies für sich arbeiten und das organisieren und konnte sich den "schönen Dingen" widmen.
Das Begehren wird ja heutzutage auch oft erst erzeugt vom Angebot. Was war zuerst, das Ei oder das Huhn?
Wenn man die katholischen Kirchen vergangener Zeiten anschaut, sind sie ja auch materialisierte Arbeit. Die jedoch für einen Gott... oder eher für eine Kirche, geleistet wurde, nicht für den privaten Konsum oder das persönliche Begehren oder einen Markt. Da arbeiteten zB. tausende von Arbeitern, Handwerkern, namenlosen Bildhauern, Künstlern usw. über Generationen an Kathedralen. Nicht um ein Angebot oder ein Überschuss zu produzieren für einen Markt, doch sind diese Bauwerke ja auch ein Überschuss von Arbeitskraft, die nicht für die Selbsterhaltung oder den Markt verwendet wurden. Ein anderes Kapitel wären z.B. die Kriege, die ja auch nur aus einem "Überschuss" geführt werden konnten an Energien, die nicht für das Überleben oder die Produktion verwendet wurden.
So hat man vielleicht einen latenten Überschuss an "menschlichen Energien" und "menschlichem Begehren", ein ständiges Streben... nach mehr. Heute fliesst vieles davon ab über den Konsum und somit über das individuelle Begehren, welches auch ständig neu erzeugt wird.
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