hallo Michael, hallo brianiho, der von Max84 in die Diskussion eingebrachte Begriff "Verstaatlichung" ist durchaus ein Thema, das wohl seine Wurzeln darin hat, dass Die USA (und wie immer abgeschwächt die EU) einen gewissen "neuen Protektionismus" etablieren will. Ich sehe es nicht unbedingt als "zinsenlosen Kredit" oder gar Geschenk.
Im Prinzip verstehe ich schon, dass ein Staat, der sehr viel Geld zur Verfügung stellt um Schlüsselindustrien aufzubauen, dann nicht möchte, dass dieses Geld letztlich bei den Aktionären in Form von Dividenden landet. Allerdings sollte man dabei den Ausgangspunkt nicht aus den Augen lassen !! Die USA (und wie immer in abgemildeter Form die EU) stellen das Geld ja nicht zur Verfügung, um z.B. INTEL zu "retten". Wäre das der Fall, dann wäre es leichter zu verstehen, warum keine Dividenden (z.B.) fließen sollen - so lange, bis das Geld zurückbezahlt ist oder sonst einen Zeitraum. Nein, das ist nicht der Grund, sondern der politische Wille, die Produktion von Technologien wieder "nach Hause" - oder besser gesagt: von China weg zu holen !!
Für mich ist das ein anderes Thema ! Man will "einfach nur", das INTEL in den USA produziert, an einem Hochpreisstandort also. Ich halte es aus WIRTSCHAFTLICHER Sicht für Protektionismus, für staatliche Wettbewerbsverzerrung. Aber ich verstehe die politische Absicht und kann mich damit nicht nur anfreunden, sondern finde sogar, die Staaten hätten schon zu Beginn der Globalisierung (im Sinne von: jeder sucht sich den Ort, wo man Arbeitnehmer noch billiger ausnützen kann - bei gleichzeitiger Vernichtung der heimischen Arbeitsplätze) eingreifen müssen und Geld, aber auch Regeln aufstellen müssen, die der "Freien Wirtschaft" sagen wir mal "gewisse Bahnen" (und da meine ich NICHT völlige Abhängigkeit) vorgibt. Der konkrete Fall ist hnigegen aus meiner Sicht eigentlich KEIN Geschenk - sondern die USA zahlt für eine Leistung, die INTEL erbringen soll !
Billiges Geld an die Vorgaben zu knüpfen, wie hier geschrieben, also beispielsweise Dividenden nicht zu gestatten und militärischen Zwecken den Vorrang verpflichtend einräumen zu müsse etc...halte ich für problematisch:
1. INTEL würde in den USA, sollten sie sich für die Förderungen entscheiden, ja NICHT AUSSCHLIESSLICH mit diesen staatlichen Förderungen a) gebaut und vor allem b) danach betrieben. Da steckt auch das Geld der "übrigen" Investoren drin. Und wenn die Aktionäre, deren Geld für Errichtung aber jedenfalls für den Betrieb des Unternehmens keine Dividende also keinen Ertrag für ihre Investition erhalten DÜRFEN - auch dann nicht, wenn das Unternehmen satte Gewinne macht - dann ist das schlicht eine Form von Enteignung. Bei der man lediglich gestattet, Anteile zu verkaufen.
2. Die Regelung macht INTEL zu einem, im Anlassfall vorrangigen, Rüstungsbetrieb. Man darf zwar privatwirtschaftlich arbeiten, Vorrang hat aber die Armee und in der Folge vermutlich auch dann, wenn es unwirtschaftlich ist, gegebenfalls zuerst die Armee zu bedienen. Man stelle sich vor, die Konkurrenz am Markt kann sich martwirtschaftlich verhalten und beliefern wen und wann sie möchte, INTEL hingegen hätte hingegen zuerst das Militär auszurüsten. In der Folge fehlt nur noch ein kleiner Schritt, um zu sagen, bei gewissen Neuerungen darf INTEL bestimmte Kunden erst sehr viel später bis ev. gar nicht beliefern. Ich nehme an, diese Kunden werden sich bald andere Zulieferer suchen, was sicherlich für die gedeihliche Entwicklung für INTEL nicht günstig ist - aber für einen Rüstungskonzern kein Problem....
Wohlgemerkt: Ich verstehe aus Sicht der USA all diese Entscheidungen !! Bin noch nicht mal völlig dagegen, wenn ein Land, das ein anderes, wie offensichtlich China, als potentiellen militärischen Gegner einstuft, dann nicht dazu beitragen möchte, diesen Gegner auch noch zu stärken - oder auch nur von ihm wirtschaftlich abhängig zu "werden / bleiben". Maßnahmen sind also vertretbar. Jedoch: das sind POLITISCHE Motivationen.
Wenn ein Staat derartige Wünsche hat, wie nun hier publiziert (ich habe die Quelle nicht gelesen und reagiere also nur auf die hier, im Forum, angeführten Restriktionen !), dann sollte der Staat auch ein eigenes Unternehmen aufbauen UND BETREIBEN. Dann profitiert der Staat im Falle von Gewinnen auch von den Erlösen. Verwendet man hingegen auch das Geld der privaten aber auch Institutionellen Anleger für Errichtung ODER / UND Betrieb, dann ist ein Verbot der Aussüttung von Dividenden quasi eine "milde Form" der Enteignung. Mild deswegen, weil man ja noch verkaufen dürfe.
Dazu kommt, dass der Staat auch noch eingreift (jetzt schon mit diversen Sanktionslisten und ich bin sicher, da kommen dann auch noch direktere Weisungen, wenn das US Militär meint, eine bestimmte Entwicklung dürfe nicht in die Hände der Chinesen, oder Russen, oder Iraner, oder Saudis etc...), wenn dann also auch noch vorgegeben wird, mit wem INTEL im konkreten Fall handeln darf.
Für mich ist das durchaus eine neue Form der Verstaatlichung. Ich halte das zwar für politisch verständlich und vertretbar, aber die Form der Durchfühung für problematisch und falsch.
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