POTSDAM - Die Rettung kam aus Portugal. Und sie kam in letzter Minute. Hartnäckig hatte sich der Chiphersteller Infineon geweigert, seinem schwer angeschlagenen Tochterunternehmen Qimonda unter die Arme zu greifen. Der angesichts der weltweiten Absatzkrise auf dem Speicherchip-Markt selbst nicht gerade blendend dastehende Mutterkonzern hatte darauf gepocht, der Freistaat Sachsen solle sich kümmern. Entweder, so das Mantra von Infineon-Chef Peter Bauer, das Land sichert das Geschäftsrisiko der Dresdner Qimonda-Niederlassung weitgehend ab, oder das Schicksal des Standortes und damit das von gut 3000 dort beschäftigten Menschen sei besiegelt.
Der Poker ist aufgegangen. Nicht weil sich das Land Sachsen hat weichkochen lassen, sondern weil ein weiterer Akteur aufgetaucht ist, der ebenfalls nicht tatenlos zusehen konnte, wie die Dresdener Quimonda-Niederlassung den Bach runter geht. Denn auch im portugiesischen Porto wackeln 2000 Jobs wenn Dresden dicht macht. An der Atlantikküste werden die Dresdner Chips nämlich weiterverarbeitet. Portugal bleib deshalb offenbar nichts anderes übrig, als einzuspringen.
Wie gestern bekannt wurde, beteiligt sich das Land auf der iberischen Halbinsel mit einem Darlehen in Höhe von 100 Millionen Euro an der sächsischen Rettung von Quimonda. Das Unternehmen erhält damit einen Kredit von insgesamt 325 Millionen Euro. Neben den 100 Millionen aus Portugal steuert Sachsen die schon seit Tagen angebotenen 150 Millionen Euro bei. Das Mutterunternehmen Infineon, das anfangs gar nichts zahlen wollte, kommt nun weitaus günstiger als von Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) gefordert, weg: Mit 75 Millionen Euro übernimmt es den geringsten Anteil an der Rettung seiner Tochter. „Wir freuen uns besonders, dass es eine europäische Lösung gibt“, so Qimonda-Aufsichtsrats-Chef Peter Fischl gestern Nachmittag in Dresden.
Infineon-Chef Peter Bauer sieht nun auch wieder Licht am Dresdner Qimonda-Horizont. Das Kreditpaket mache eine weitere Finanzierung des Unternehmens und damit den Ausbau des Standortes Dresden möglich. Bei Qimonda setze man nun auf eine neu entwickelte Speicherchip-Technologie: kleinere Chips, die weniger Strom verbrauchen. „Wichtig ist, dass wir unsere Wettbewerbsposition schnell verbessern“, so Fischl. Will sagen, dass das Dresdner Werk wieder in die Lage versetzt werden soll, mit der Konkurrenz aus Asien mitzuhalten.
Die bereits gekündigten Qimonda-Beschäftigten werden allerdings nichts mehr von der Gunst der portugiesischen Retter haben. Wie geplant sollen in Dresden bis zum Frühjahr 950 Jobs wegfallen. Immerhin hat auch das Management angekündigt, ein wenig mitzubluten. Dessen Gehälter sollen um rund 20 Prozent gekürzt werden.
Ob der gestern verabredete Rettungsplan aufgeht, hängt allerdings noch von der Zustimmung des sächsischen Landtags ab, und auch die EU-Kommission muss das Vorhaben noch genehmigen. Sachsens Wirtschaftsminister Thomas Jurk (SPD) geht davon aus, dass alles klappt. Die EU sei während der Verhandlungen immer auf dem Laufenden gewesen.
Die Beteiligung Sachsens sei an Bedingungen gebunden, sagte Jurk. Details wollte er allerdings zunächst nicht nennen. Nur soviel: „Wir sind nun drei Partner in einem Boot“. Infineon gehören 77,5 Prozent von Qimonda. (Von Mathias Richter) ----------- Keine Kauf Empfehlung!! In der Vielfalt der Möglichkeiten und Antworten liegt der Schlüssel und die Weisheit der Massen. |