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News - 02.09.08 20:06 Böse Überraschung für Dresdner-Mitarbeiter
Trotz des geplanten massiven Stellenabbaus will die angeschlagene Investmentbank Dresdner Kleinwort zugleich führende Mitarbeiter über millionenschwere Bonuszahlungen an Bord halten. "Man muss einfach sicherstellen, dass diese Leute nicht reihenweise weglaufen", sagte ein Insider dem Handelsblatt.
FRANKFURT/LONDON. Die Commerzbank will im Zuge der Übernahme der Dresdner Bank deren Investment-Banking radikal eindampfen. Seit Wochen gebe es bei Dresdner Kleinwort einen garantierten Bonus-Pool, um wichtige Mitarbeiter zu halten, sagten mehrere Insider dem Handelsblatt. Dieser Topf belaufe sich auf 75 Prozent des Vorjahresvolumens. Hinzu kämen für wichtige Banker Halteprämien, die neben Bargeld auch aus einer Aktien- oder Aktienoptionskomponente bestünden.
Dresdner Kleinwort, die bisherige Konzernmutter Allianz und die Commerzbank lehnten eine Stellungnahme ab. Der neue Eigentümer, der zum 1. Januar das Ruder übernimmt, hat angekündigt, im Investment-Banking rund 1 300 Stellen zu streichen - den größten Teil davon bei Dresdner Kleinwort in London. In Finanzkreisen wird unter anderem mit einem weitgehenden Aus für die internationale Beratung bei Übernahmen und Fusionen sowie das Aktienemissionsgeschäft gerechnet.
Für die insgesamt 9 000 Beschäftigten, die Dresdner Bank und Commerzbank im Zuge der Übernahme bis 2012 verlassen müssen, ist der garantierte Bonus-Pool ein Schlag ins Gesicht. "Das passt nicht in die Landschaft", sagte Hans-Georg Binder, der als Betriebsratschef der Frankfurter Dresdner-Zentrale rund 4 000 Mitarbeiter vertritt. "Wenn tatsächlich im Vorfeld Sonderlocken gestrickt worden sind, dürfte das auf den entschiedenen Widerstand der Gremien treffen.", so Binder weiter und "sollte dies tatsächlich den Tatsachen entsprechen, wäre das das absolut falsche Signal."
Commerzbank-Gesamtbetriebsratschef Uwe Tschäge ergänzte: "Sollte das zutreffen, wäre es eine Ungerechtigkeit gegenüber all jenen Mitarbeitern, die vom Stellenabbau bedroht sind." Die Dresdner Kleinwort fuhr in den ersten sechs Monaten 2008 einen operativen Verlust von fast 1,3 Mrd. Euro ein. Das Privatkundengeschäft der Dresdner blieb hingegen in den schwarzen Zahlen. Verdi-Vorstand Uwe Foullong forderte das Management auf, zügig Verhandlungen zur Beschäftigungs- und Standortsicherung aufzunehmen. "Es kann nicht sein, dass einzelne Mitarbeiter gut bedient werden."
Die Commerzbank hat angekündigt, im Zuge der Dresdner-Übernahme das Investment-Banking massiv zu stutzen. Der Bereich umfasst in beiden Häusern derzeit etwa 7 000 Mitarbeiter, davon rund 5 500 bei Dresdner Kleinwort (DKIB). Commerzbank-Finanzchef Eric Strutz hatte erklärt, für "Zocken" werde bei der DKIB, die in Teilbereichen auch in den vergangenen Jahren durchaus erfolgreich war, künftig kein Raum mehr sein.
Insgesamt will der neue Eigentümer das in der Investmentbank gebundene Kapital um 1,7 Mrd. Euro reduzieren, was fast eine Halbierung bedeutet. Zu den Opfern dürften das sogenannte Market-Making für internationale Aktien und das dazugehörige Research zählen. Auch das britische Brokerage sei betroffen, was dem Aus der Traditionsmarke Kleinwort Benson gleichkäme. Auch das Geschäft mit Übernahmen (M&A) sowie das Aktien-Konsortialgeschäft (ECM) dürften eingedampft werden, insbesondere was die Aktivitäten im britischen Markt anbelange.
Doch die Commerzbank und die Allianz als noch agierender Eigentümer stecken in einer Zwickmühle. Sie brauchen selbst zum Abwickeln der als überflüssig eingestuften Bereiche Manager. Zugleich ist Insidern zufolge die Angst groß, dass Banker aus gut laufenden Bereichen - etwa dem Devisenhandel, aber auch den Abwicklungsbereichen - das Weite suchen. "Es gab durchaus Halteprämien in einzelnen Fällen", hieß es. Denn in London seien bereits Personalberater unterwegs und versuchten, einzelne Mitarbeiter abzuwerben. Für die Bank und ihre Geschäfte resultiere hieraus ein beträchtliches Risiko. So könnten Kunden abspringen oder wichtige Projekte platzen.
Nach den Worten eines Beteiligten wurden deshalb einzelnen Beschäftigten Halteprämien versprochen, wenn diese an Bord bleiben. Für die gesamte Bank wurde bereits vor sechs Wochen ein Bonus-Topf festgelegt, der bei 75 Prozent des Vorjahresvolumens liegt. Allerdings spielt für die Zuteilung auch das Abschneiden des jeweiligen Bereichs eine Rolle. Grund sei die Unsicherheit angesichts der permanenten Fusionsspekulationen gewesen.
Der angekündigte Rückzug von DKIB-Chef Stefan Jentzsch habe in der Bank für große Enttäuschung gesorgt, sagte ein Dresdner-Kleinwort-Mitarbeiter. Der Ex-Goldman-Banker habe für Stabilität gesorgt. Die Hoffnung sei groß gewesen, er könne die Kultur der Investmentbank retten. Nun herrsche "enormes Misstrauen" gegenüber dem Management der Commerzbank, dem wenig Kompetenz in dem Bereich zugesprochen werde.
Finanzkreisen zufolge haben ganze Teams des Allianz-Vermögensverwalters Pimco die Wertpapier-Portfolios von Dresdner Kleinwort und Commerzbank auf Risiken geprüft. Die Anlagemanager sollen dabei helfen, die kritischen Bestände von rund fünf Mrd. Euro möglichst zügig abzubauen. Vorerst seien die Investments gebündelt worden.
Quelle: Handelsblatt.com
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