Da ich auch auf der HV war, schreibe ich nachfolgend einige Anmerkungen. Insgesamt hat katjuscha ja bereits sehr ausführlich und zutreffend berichtet.
Informationspolitik Der Vorstand hat dargestellt, wie es zu der positiven "Baumarkt-Meldung" und der anschließenden Reduzierung der Umsatzprognose kam. Erst nach der Pressemitteilung über den "Baumarktauftrag" wurde I-D Media über die ausbleibenden weiteren Aufträge einer Tochtergesellschaft der Telekom informiert. Aufgrund der bisher bekannten Meldungen der Telekom war nicht damit damit zu rechnen, dass auch diese Tochtergesellschaft von der veränderten Auftragsvergabe betroffen wäre. Die Anpassung der Umsatzprognose musste dann umgehend als Adhoc gemeldet werden. Auf der HV hatte ich den Eindruck, dass diese Version für die Anwesenden nachvollziehbar war. Für mich stellt sich zudem die Frage, welchen anderen Grund es für den Ablauf bei den Meldungen gegeben haben sollte, jedenfalls ist mir unklar, welches Interesse der Vorstand an der Verunsicherung der Aktionäre gehabt haben sollte. Schließlich haben nicht die Vorstände, sondern die AG Aktien erworben.
Aktienrückkauf Für den Durchschnittskurs beim Aktienrückkauf hatte ich eher einen höheren Wert als 1,99 erwartet.
Fonds Ich habe nicht den Eindruck, dass alle Fonds aussteigen wollen, für viele Fonds ist es nicht untypisch, dass sie auf der HV nicht erscheinen. Nach Aussagen des Finanzvorstands war dies in der Vergangenheit auch nicht anders. Auf der HV waren Aktien von "UBS" (200.000) und von "Baden-Württembergische Investmentgesellschaft" (150.000) vertreten. Allerdings waren auch diese nicht direkt anwesend, sondern sie ließen sich durch die SdK vertreten. Wäre auf der Tagesordnung ein brisantes Thema gewesen, so hätten sich sicherlich auch andere Fonds zumindest vertreten lassen. Trotzdem ist die Präsenz von 4,95% sehr niedrig. Es ist allerdings auch zu beachten, dass die Volumina in den letzten beiden Wochen sehr hoch waren und daher für viele Aktien die aktuellen Inhaber noch gar kein Stimmrecht hatten.
Auslastung/Investitionen I-D Media hat im letzten Jahr viele Aufträge an Freelancer vergeben, zur Zeit wird fast alles mit eigenem Personal erledigt, hiermit lässt sich bereits ein Teil der niedrigeren Auftragslage kompensieren. Die weiterhin vorhandenen Kapazitäten werden "investiert", hier sollen Geschäftsmodelle im Bereich "IP-TV" und "Community-Lösungen" erschlossen werden, die I-D Media in Zukunft unabhängiger vom Projektgeschäft machen. Insbesondere bietet sich hier auch die Chance, dass die Geschäftsmodelle skalierbar sind, bei einem Erfolg sind vollkommen andere Margen denkbar, allerdings gibt es natürlich auf der Gegenseite auch keinen Auftraggeber, der die Entwicklung in jedem Fall bezahlt. D.h. die Investitionen können auch ganz oder teilweise verloren sein. Dennoch denke ich, dass man hier aus der aktuellen Situation das Beste macht. Der aktuelle Personalüberhang wird auf Gebieten, die momentan hohe Chancen versprechen und auf denen I-D Media Kompetenz hat, eingesetzt. Wenn es sehr günstig laufen sollte, könnte man in der Zukunft vielleicht sogar der Telekom dankbar sein, dass sie die freien Kapazitäten für diese Entwicklung ermöglicht hat. Soll aber nicht heißen, dass ich eine derartige Entwicklung erwarte. Trotzdem bringen die Investitionen auch Phantasie in I-D Media.
Neukunden für I-D Media Wie hier von K1 angeführt wird, ist die aktuelle Umsatzentwicklung bei den Konkurrenten von I-D Media weitaus besser und es wird auch Personal gesucht. Dies kann natürlich auch bedeuten, dass Mitarbeiter von I-D Media abgeworben werden. Weit bedeutender scheint mir aber zu sein, dass die steigende Umsatzentwicklung der Konkurrenten letztlich das Wachstum des gesamten Marktes Widerspiegelt. Daher ergeben sich für eine Firma wie I-D Media, die ohne eigenes Verschulden zwei Großkunden verloren hat (Tabakverbung eingestellt, Vorstandswechsel bei der Telekom) und die daher momentan tendenziell freie Kapazitäten hat, gute Chancen zur Gewinnung neuer Kunden. Dies wird durch die bisher gewonnen Neukunden bestätigt.
Szenarien für die weitere Entwicklung Nachfolgend möchte ich exemplarisch einige Szenarien skizzieren. 1) Die Investitionen spielen über längere Sicht die Ausgaben (also insbesondere die für die Projekte aktuell anfallenden Personalkosten) ein. Die "Delle" in der Umsatzentwicklung kann durch neue Kunden wieder ausgeglichen werden. In disem Fall würde I-D Media wieder auf den alten Wachstumskurs zurück finden, Kurse von 2,50 € oder auch wieder über 3 € würde ich in diesem Fall für durchaus realistisch halten. 2) Die aktuellen Investitionen ergeben für I-D Media neben dem Projektgeschäft langfristig ein eigenes Geschäftsmodell, eventuell können auch bestimmte Projekte am Markt platziert werden. In diesem Fall könnte ich mir auch Kurse von weit über 3 € vorstellen. 3) Die Investitionen erbringen keine oder fast keine Rückflüsse. Es können nur begrenzt neue Kunden hinzu gewonnen werden, so dass eventuell sogar eine Personalanpassung notwendig wird. Auch in diesem sehr ungünstigen Szenario gehe ich davon aus, dass I-D Media wieder zur Profitabilität zurückkehren kann. Ich würde davon ausgehen, dass bis dahin nicht alle liquiden Mittel verbraucht wären. Kurse von weniger als ca. 1 € könnte ich mir in diesem Szenario auf längere Sicht kaum vorstellen. 4) Es kommt zu einer Übernahme/Verschmelzung. Folgende "Einsparungen" sehe ich in diesem Fall: 600.000 € für die Börsenpräsenz (laut Finanzvorstand: Geschäftsbericht, HV, ...) 500.000 € Vorstand (ich habe einfach 2/3 der Kosten von 2006 für den Vorstand angesetzt, zum Teil leistet der Vorstand sicherlich auch Arbeit, die bei einer Übernahme weiterhin erledigt werden müsste. Über den angesetzten Anteil kann man sicherlich streiten.) Weiterhin sind spezifische Vorteile/Synergien zu sehen. Eine Firma wie Pixelpark, die bisher schon in Berlin tätig ist, könnte z.B. eine generelle Zusammenlegung planen. Dies birgt Risiken, kann aber auch manche Synergien ergeben. Eine Firma die bisher noch nicht in Berlin tätig ist, könnte sich neue Standorte erschließen. Dies könnte z.B. für SinnerSchrader zutreffen, die ihren Sitz in Hamburg haben. (Ähnlich wie I-D Media durch die Medial-Übernahme den Kölner Markt erschließt.) Allerdings ist SinnerSchrader eher zu klein für eine derartige Übernahme. Sollte tatsächlich an einer Übernahme gebastelt werden, sind zunächst niedrige Kurse für den Übernehmer sehr interessant. Wenn der Kurs noch einige Zeit bei ca. 1,75 € bleibt, könnte schon ein Angebot von z.B. 2,50 € für viele Aktionäre interessant sein. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass bei einer Übernahme Kurse von 3 € oder mehr realisiert werden könnten.
Insgesamt sehe ich auf dem aktuellen Kursniveau ein sehr interessantes Chancen-Risiko-Verhältnis bei I-D Media. |