auch vom Tisch! Strafanzeige gegen Lars Windhorst Von Sönke Iwersen
Der britische Finanzinvestor Audley Capital hat gegen den deutschen Unternehmer Lars Windhorst eine Strafanzeige wegen Insolvenzverschleppung erstattet. Dies bestätigte ein Sprecher von Audley Capital auf Anfrage des Handelsblatts.
DÜSSELDORF. Die Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin richte sich auch gegen Peter Ogrisek. Windhorst und Ogrisek sind beide Geschäftsführer der Berliner Vatas Holding GmbH. Die Staatsanwaltschaft wollte sich auf Anfrage dazu nicht äußern. Hintergrund der Anzeige sei ein gescheitertes Geschäft zwischen Audley und Vatas mit Anteilen des Münchener Altersheimbetreibers Curanum. Audley hatte Ende Dezember 2007 für 29,4 Mill. Euro Curanum-Aktien gekauft. Grundlage dafür war nach Darstellung von Audley die Zusicherung von Vatas, die Aktien im Frühjahr zu diesem Preis wieder abzunehmen.
Als der Kurs von Curanum in den folgenden Monaten dramatisch einbrach und Audley sein Geld forderte, kam kein Geld. „Die Vatas Holding hat eine Forderung von Audley in Höhe von 29,4 Mio. Euro aus einem Put von drei Mill. Aktien der Curanum AG zwar anerkannt, kann diese Forderung nach eigenem Bekunden jedoch nicht begleichen“, sagt ein Audley-Sprecher.
Lars Windhorst sagte auf Anfrage, er habe keinen Insolvenzantrag gestellt. Ob er zahlungsunfähig sei, wollte er nicht kommentieren. Auf weitere Fragen zum Thema verweigerte er die Antwort.
Laut Handelsgesetzbuch hat ein Geschäftsführer bei Eintritt der Zahlungsunfähigkeit drei Wochen Zeit, beim Amtsgericht die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu beantragen. Sonst macht er sich strafbar. Windhorst teilte Audley nach Informationen des Handelsblatt schon im April 2008 mit, dass seine Gesellschaft nicht in der Lage sei, die Curanum-Aktien wie vereinbart abzunehmen. „Wir gehen daher davon aus, dass die Vatas zahlungsunfähig ist“, sagte der Audley-Sprecher. Die Frist zur Erklärung der Zahlungsunfähigkeit wäre inzwischen abgelaufen.
Windhorsts Anwalt wirft Audley eine Verleumdungskampagne vor. Es gebe zwar eine Forderung von Audley an Vatas, diese werde jedoch von Vatas bestritten. Ein Audley-Sprecher dagegen sagte, es lägen keinerlei Einsprüche von Vatas gegen die Forderung vor. Im Gegenteil: Vatas werde bei einem bereits laufenden Verfahren am Landgericht Berlin Dokumente vorlegen, die beweisen sollen, dass Windhorst persönlich die Forderung von Audley anerkannt habe. Die Verhandlung beginnt am 30. Juli. (AZ 100 O 31/08)
Für Windhorst ist die Strafanzeige von Audley der Höhepunkt einer Reihe ähnlicher Fälle. Seine Gesellschaft Vatas ist mit 18 Prozent der größte Aktionär von Curanum. Der zweitgrößte Aktionär ist mit 13 Prozent die Norddeutsche Landesbank. Auch die hält die Curanum-Aktien unfreiwillig. Nach Angaben der NordLB hat ein Händler die Papiere im Auftrag eines Kunden gekauft, der die Aktien nun nicht abnehme. Die NordLB gibt keine Auskunft, wer der Kunde ist. Nach Informationen des Handelsblatts handelt es sich auch hier um Vatas. Eine dies bezügliche E-Mail eines NordLB-Händlers liegt dem Handelsblatt vor.
Neben Curanum hat die NordLB für den nicht genannten Kunden auch Aktien des Handyausrüsters Balda, des Netzwerkanbieters Euromicron und RemoteMDx gekauft, einer kleinen US-Firma, die elektronische Fußfesseln herstellt. Insgesamt kosteten die Papiere rund 200 Mill. Euro, sie sind heute jedoch nur noch einen Bruchteil davon wert. Ein NordLB-Sprecher sagte, man prüfe alle rechtlichen Schritte.
Kontrahenten vor Gericht
Das Ex-Wunderkind: Lars Windhorst galt in den 90er-Jahren als Wunderkind der deutschen Wirtschaft und reiste sogar in Delegationen mit dem damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl durch die Welt. Inzwischen hat Windhorst mehrere Insolvenzen hinter sich. Als Geschäftsführer von Vatas verwaltet er das Geld des südafrikanischen Milliardärs Robert Hersov.
Der Fonds: Der britische Fonds Audley Capital wird von dem Österreicher Michael Treichl geführt. Das Anlagevermögen liegt bei rund 900 Mill. Dollar. Während Audley für den Streitfall Curanum eine Wertberichtigung vorgenommen hat, entwickelt sich das Gesamtportfolio gut. 2007 legte der Fonds um 20 Prozent zu, im laufenden Jahr sind es trotz des Curanum-Ausfalls rund 25 Prozent. |