Handelsblatt über K. Berka vor 7 Jahren, wie so die Zeit vergeht...
Klaus Berka atmet erleichtert auf. "Gott sei Dank, die Flut hat uns am Wochenende verschont." Noch ein halber Meter mehr und die Saale hätte das Erdgeschoss der Firmenzentrale der Analytik Jena AG überschwemmt. Auch im Geschäft steht ihm das Wasser nicht bis zum Hals. Doch zurzeit hat der Vorstandschef wenig Grund zur Freude. Jahrelang ging es nur bergauf für den ostdeutschen Unternehmer aus Jena. Heute muss er zum ersten Mal vor der Presse die Misserfolge seiner Firma erklären, die bisher als kleines, aber feines Beispiel ostdeutscher Unternehmerkunst galt.
Denn Berka schloss mit seiner Analytik Jena, einem Hersteller von biologischen und chemischen Analysegeräten, im vergangenen Geschäftsjahr erstmals seit der Gründung mit roten Zahlen ab. Der Jahresüberschuss des Vorjahres von 1,4 Mill. Euro sank auf ein Minus von 0,9 Millionen Euro. Für den gebürtigen Thüringer war das "ein harter Schlag", wie er zugibt. Hatte er doch bis November mit einem positiven Ergebnis gerechnet und danach wenigstens mit einer schwarzen Null.
"Ja!" sagt der drahtige Mann mit dem freundlichen Schnauzer dazu, und es klingt wie ein Stoßseufzer. Sein Skiurlaub über die Feiertage sei genau die richtige Medizin gewesen, um die Ereignisse der letzten Wochen "zu verdauen", findet er.
War Berka so erfolgsverwöhnt, dass er die Situation seiner Firma ein wenig schöngeredet hat? "Ach wissen Sie, so einen Dämpfer haben wir auch mal gebraucht", räumt er selbstkritisch ein und fügt hinzu: Er sehe den Verlust "als Warnschuss, dass wir nicht nur Wachstum generieren dürfen, sondern auch vernünftig nach den Erträgen schauen sollen". Da müsse er den Analysten, die sonst doch allzu streng gewesen seien, Recht geben.
Jahrelang war Wachstum die oberste Prämisse seiner Firma, die aus einer Zwei-Mann-Klitsche ohne Fremdkapital entstanden ist. Aber sie schrieb auch jahrelang schwarze Zahlen. Jetzt jedoch drücken Abschreibungen aus Fehlinvestitionen sowie teure Anlaufinvestitionen im Auslandsgeschäft auf das Ergebnis. Und obendrein hat die Nachfrage nachgelassen.
Aber der leidenschaftliche Fußballer, der auch im Aufsichtsrat des FC Carl Zeiss Jena sitzt, nimmt den Misserfolg inzwischen mit Sportsgeist. "Natürlich sind wir fit für den Wettbewerb!" ruft der Mann voller Kampfeslust, der mit 53 Jahren noch einmal in der Woche auf dem Platz stürmt. "Die Kosten müssen dieses Jahr um 20 Prozent herunter." Dann sei seine Firma langfristig konkurrenzfähig in dem hart umkämpften Markt, in dem sich viele Nischenanbieter tummeln.
Die Weichen dafür hat Berka gestellt: Nach nur eineinhalb Jahren trennte er sich im vergangenen Dezember von Finanzvorstand Melik Maallem. Die Mitarbeiterzahl will er leicht auf 380 senken. Schweren Herzens hat er sich auch von dem wenig Gewinn bringenden Geschäft mit der Montage von Chemielabors getrennt. Hartes Durchgreifen falle dem Mann, der schon mal aufbrausen kann, mitunter schwer, sagen Mitarbeiter. Durchhalten hingegen nicht. Schließlich hatte es der Sohn einer allein erziehenden Mutter schon als Kind zu DDR-Zeiten nicht leicht.
Und im Geschäft hat Berka, der im Unternehmen als der "besonnene Stratege" bekannt ist, genügend Weitblick bewiesen. Schließlich erkannten er und sein elf Jahre jüngerer Vorstandskollege Jens Adomat das Marktpotenzial einer Sparte des einstigen DDR-Kombinats Carl Zeiss Jena. Beide gründeten 1990 die Analytik Jena. Die Anfänge waren äußerst bescheiden. Die ersten Geschäftsräume waren ein dunkles Büro, in das es ab und zu hineinregnete. Davon ließen sie sich aber ebenso wenig abschrecken wie von spöttisch lächelnden Bankern, die ihnen keinen Kredit gewähren wollten.
"Diese Firma ist nicht aus einem Interesse für Zahlen oder für Reagenzgläser geboren, sondern aus dem Bauch eines Unternehmers", resümiert der Manager einer deutschen Firma und langjährige Berater Berkas. Trotz Börsengang ist Analytik Jena auch ein familiärer Betrieb geblieben. So fährt Klaus Berka, verheiratet und Vater eines Sohnes, noch heute mit seinem Vorstandskollegen Adomat gerne gemeinsam in den Skiurlaub.
Quelle: Handelsblatt ----------- Concentrate to get rich and diversify to stay rich |