Flughafen Paderborn-Lippstadt Lippstadt, den 04.11.2009, von Manfred Böckmann Ahden. Vier Jahrzehnte ist es her, da überlegten die Kreise Brilon, Büren, Höxter, Lippstadt, Paderborn und Warburg, etwas für die Infrastruktur der Region zu tun — und gründeten die „Regionalflughafen Südost-Westfalen GmbH”. Der Startschuss fiel am 13. Oktober 1969 — Zeit, Rückschau auf bewegte vier Jahrzehnte zu halten. Und den Blick nach vorne zu wagen: Mit zahlreichen Gästen wurde daher jetzt Geburtstag gefeiert. Das „Geburtstagsgeschenk”: Ein neues, modernes Logo und eine neue Internetpräsenz. Mit Countdown und entsprechender Musik ging es für alle Gäste in die Zukunft. Vertreter der vier Jahrzehnte und Flughafen-Geschäftsführer Elmar Kleinert drückten gemeinsam auf den „roten Knopf”, ehe aus dem Nebel das neue Logo emporstieg: In Blautönen gehalten, zeigt es ein stilisiertes Flugzeug. Die Gäste wechselten die Seiten in der großen Flugzeughalle von Air Berlin — und waren in der „Zukunft” angekommen. Geschäftsführer Kleiner verspricht den Passagieren noch mehr Service und noch mehr Übersichtlichkeit, er erhofft sich in zehn Jahren Passagierzahlen von 1,5 Millionen pro Jahr (aktuell hofft man, in diesem Jahr die Millionen-Grenze noch zu erreichen). „Wir wollen die Veränderungen innen auch nach außen transportieren”, erläutert Kleinert den Hintergrund der aktuellen Veränderungen; und ein zeitgemäßes Web gehöre auch dazu. Man möchte sich als (internationaler) Airport positionieren — nicht mehr „nur” der Regionalflughafen sein. Größte Krise der FliegereiUnd das „in der größten Krise der Fliegerei seit Lilienthal”: Auch 2010 werde noch ein schwieriges Jahr. „König” sei der Flughafen, der mit den wenigsten Streichungen bei den Flugzielen davon komme — mit den 13 Prozent in Ahden ist Kleinert noch ganz zufrieden. Es gelte auch, das Umfeld für den Flughafen zu begeistern, denn am Flughafen gehe es nicht nur ums Fliegen. Für die Region sei der Airport ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, die zweieinhalb Kilometer lange Start- und Landebahn „das wichtigste Stück Autobahn in Ostwestfalen-Lippe”. Ein weiter WegDoch bis dahin war es ein weiter Weg, den als erstes Werner Henke, Oberkreisdirektor a.D. und Aufsichtsratsvorsitzender von 1969 bis 1992, als ein „Gründungsvater” in Erinnerung rief. Man sah den zu gründenden Flughafen als Wirtschaftsförderung an, zumal Nixdorf-Computer (Paderborn) sich sehr dafür einsetzte. Die Gründerkreise gaben jeweils 10 000 Mark als Stammeinlage, am 26. April 1971 erfolgte der erste Spatenstich für die 810 x 23 Meter große Start- und Landebahn, drei Monate später hatte man die Betriebserlaubnis in der Tasche. Und mit dem Schuss aus einer Leuchtkugelpistole wurde am 20. Oktober 1971 der öffentliche Flugbetrieb aufgenommen. In der Bevölkerung wurde der neue Flughafen als „Nixdorf-Flughafen” bezeichnet, doch auch andere Firmen nutzten die sich bietenden neuen Möglichkeiten. 1975 schrumpfte der Gesellschafterkreis durch die Kommunalreform, im September startete mit der DLT der erste Linienverkehr nach Frankfurt. 1979 wurden 31 452 Flugbewegungen und 47 412 Ein- und Ausstiege registriert. Da hatte man den ersten Ausbau bereits abgeschlossen. „Enthusiasmus und Aufbruchstimmung”Aufsichtsratsvorsitzender Reinold Stücke führte die Geschichte der 1980er Jahre fort; es war die Zeit, in der (1984) aus dem „Verkehrslandeplatz” ein „Flughafen” wurde; die Start- und Landebahn wurde auf 1760, 1988 dann auf 2180 Meter verlängert. „Enthusiasmus und Aufbruchstimmung” — so fasste Stücke die Zeit zusammen, in der es einen „Konsens aller Beteiligten” gegeben habe. In diesem Jahrzehnt fiel aber auch die DLT weg, so dass man eine Flugbetriebsgesellschaft gründete. Es gab Flüge nach München, Stuttgart und Berlin, der Gesellschafterkreis wurde durch die Kreise Gütersloh und Lippe, die Stadt Bielefeld und zwei Industrie- und Handelskammern erweitert. Und: 1988 wurde der Tourismus-Charterflug aufgenommen: Es ging nach Mallorca und Cran Canaria. Angesichts zweistelliger Zuwachsraten wurde ein neues Fluggastgebäude geplant. Air Berlin gelockt An dem Erfolg ist auch Joachim Hunold nicht ganz „unschuldig”. Fritz Henze, der 1971 seine Karriere als Betriebsleiter in Ahden begann, lockte den Vertreter von Air Europa, heute Air Berlin, in die Provinz und überzeugte ihn. „Wir waren anfangs etwas skeptisch”, erinnert sich Hunold, dann aber „beeindruckt” — vor allem nach dem Besuch diverser Reisebüros, die den Start ab Paderborn-Lippstadt forderten. Unter anderem über Neckermann wurden die Reisen verkauft; nachdem der Betrieb auf fünf Destinationen angestiegen war, folgten andere Veranstalter, so dass vier Flugzeuge in Paderborn stationiert wurden. Milde belächelt 1998 sei Hunold von der Branche „milde formuliert belächelt” worden, als Air Berlin den „Mallorca Shuttle” ohne Anbindung an einen Veranstalter startete. Aber Paderborn sei der erfolgreichste Shuttle geworden. Hunold: „Das zeigt: Mit einem Angebot kann man Nachfrage generieren”. Eine „schlaue Entscheidung” sei dabei gewesen, Parkplätze kostenlos anzubieten. Es sei schade, dass man die Erweiterung in Kassel-Calden nicht habe verhindern können — Beifall aus den Zuschauerreihen. Und auch für den Satz: „Das wird von wirtschaftlich denkenden Menschen nicht verstanden.” Und für das klare Bekenntnis, Ahden die Treue zu halten. Zumal man durch die bald nochmals verlängerte Start- und Landebahn künftig Direktflüge bis zu den Canaren anbieten könne. Konkurrenz nimmt zuAuch im vierten Jahrzehnt stiegen die Fluggastzahlen — aber das hat sich inzwischen geändert, wie Landrat Werner Müller berichten musste. Er betonte, man müsse der Region vermitteln, dass es „unser Flughafen” ist. Fritz Henze sei „Erfolgsgarant” für den Flughafen gewesen, und zu dessen Nachfolger Elmar Kleinert: „Das neue Jahrzehnt kann Ihr Jahrzehnt werden!” Die Konkurrenz nehme aber zu — sowohl durch Kassel-Calden als auch durch Subventionen in Dortmund. Aber: „Wir lassen uns nicht unterkriegen.” Denn der Flughafen sei „Impulsgeber für die Region, aber wir verlangen regelgerechte Wettbewerbsbedingungen”. |