Deshalb: Auch bei mir ist Börse Hobby (man sieht es an den letzten Resultaten....) und manchmal ist mir trotz BWL-Studium alles zu verworren in der Finanzwelt. Daher hier eine absolute MUSS-Erklärung für alldiejenigen, die wie ich nciht ganz durchblickt haben wie GOLD, YEN, IMMOBILIEN und HEDGE FONDS zusammen gehören.
Kopiert aus dem heibel ticker börsenbrief: DAS KONZEPT und das ENDE moderner Anlagestrategien:
DAS KONZEPT MODERNER ANLAGESTRATEGIEN
Im Zentrum meiner Argumentationskette stehen Hedgefonds als Vertreter der spekulativen Anleger, die sich moderner Hilfsmittel wie Risikomanagement und computerunterstützten Kauf- und Verkaufsprogrammen bedienen. Nicht nur Hedgefonds, sondern auch viele kleinere, spekulativ eingestellte Anleger sowie die Trading-Abteilungen vieler Banken und großer Unternehmen (bekannt als institutionelle Anleger) verfahren ähnlich, so dass Sie bitte den Hedgefonds, den ich für mein Beispiel anführe, als nur einen Vertreter von einem breit gefächerten Anlegerspektrum betrachten.
Unser Hedgefonds hatte nun vor drei Jahren beispielsweise eine Menge Kapital eingesammelt und suchte nun nach Anlagemöglichkeiten. Da Investoren in unserer heutigen, modernen Zeit immer nach etwas „mehr" an Rendite streben, ist der Druck auf die Hedgefondsmanager gewaltig groß, es werden immer neue Anlagekonstrukte erdacht, die noch ein halbes Prozentpünktchen mehr Rendite bringen sollen.
Die Zinsen waren damals extrem niedrig (1%) und mit Festgeldern und Anleihen ließen sich die Ansprüche der Anleger nicht befriedigen. Als ebenso sicher wie Anleihen und Festgelder galten damals noch Immobilien. Und so steckte man gerne einen gewaltigen Anteil der zur Verfügung stehenden Gelder in Immobilienpapiere, man nannte sie aufgrund von kleinen Modifikationen Immobilienderivate und freute sich über Renditen im zweistelligen Bereich. Kaum jemand konnte diesem Geschäft widerstehen: Hohe Zinsen, abgesichert durch das Synonym für Sicherheit, einer Immobilie.
Und es sollte noch besser kommen: Die Immobilienderivate, die man schließlich im eigenen Bestand hatte, konnte man als Sicherheit für Kredite verwenden. Die Banken betrachteten diese Immobilienderivate (CDOs, MBSs, etc.) als „Tripple A" Anlagen und man konnte somit einen hohen Kredit damit absichern. Beispielsweise einen Yen-Kredit. Denn dort war die Verzinsung niedrig und der Yen verlor seit ewigen Zeiten an Wert gegenüber dem US-Dollar. Zusätzlich zu der zweistelligen Verzinsung aus dem Geschäft mit den Immobilienderivaten konnten nun also weitere Gelder in Yen aufgenommen werden. Und die Kreditsumme wurde, in US-Dollar gerechnet, immer weniger wert. Es kam also noch ein Währungsgewinn oben drauf.
Nun saß der Hedgefonds auf großen Summen von japanischen Yen und wusste nicht, wohin damit. Wenn Sie berücksichtigen, dass die Entscheider über solche Millionenbeträge häufig zwischen 25 und 35 Jahren alt sind, dann können Sie sich vorstellen, dass diese Zocker in einem solchen Konstrukt nun noch weitere Chancen suchen. So wurde noch in den Nikkei investiert, aber auch ETFs und Zertifikate auf den Dow Jones oder sogar, besser noch aus Diversifizierungssicht, auf den DAX oder Eurostoxx, wurden zu Hauff gekauft – ohne zu wissen, welche Aktien dort im einzelnen jeweils enthalten sind. Na, und auch ein wenig Sicherheit war vielleicht nun angebracht: Einen Teil steckte man also in Gold.
Solange die Immobilienpreise stabil blieben, gab es kein Problem und dieses System nährte sich selbst durch immer neue Gelder, die den Yen immer tiefer trieben und die Börsen sowie das Gold immer höher.
DAS ENDE MODERNER ANLAGESTRATEGIEN
Viel zu lange lief dieses System, denn viel zu lange blieben die Zinsen auf niedrigem Niveau. Alan Greenspan hat gestern zugegeben, das man früher hätte intervenieren müssen. Er hat einen FEHLER zugegeben! El Grand Senior gibt einen Fehler zu! Dass ich das noch erleben darf... Er sagte, man hätte diesen unregulierten Derivatemarkt in bestimmten Bereichen regulieren, dem sich selbst nährenden Erfolgszyklus also rechtzeitig einen Riegel vorschieben müssen.
Leider kann Greenspan die Billionen US-Dollar, die sein Fehler inzwischen gekostet hat, nicht aus eigener Tasche begleichen.
Irgendwann wurden die Zinsen in den USA angehoben und die günstigen Finanzierungsmöglichkeiten von Immobilien verschwanden. Eine Hypothek nach der anderen wurde notleidend, nach mehreren Außenständen beginnen die Banken mit den Zwangsversteigerungen und so wurde das Angebot an Immobilien auf dem US-Markt immer größer und größer. Die Immobilienpreise begannen aus zwei Gründen zu fallen: Zum einen aufgrund des ansteigenden Angebots, zum anderen aber auch aufgrund der gestiegenen Finanzierungskosten: Häuser, die man vor drei Jahren noch mit einer monatlichen Belastung von 1.000 US-Dollar kaufen konnte, kosten derzeit 1.300 US-Dollar p.M. allein aufgrund der gestiegenen Zinsen. Wenn Sie dann noch berücksichtigen, dass viele Darlehen zwei Jahre tilgungsfrei waren, und so statt der monatlichen Belastung statt 1.000 US- Dollar nur 400 bezahlt wurden, ist der Sprung der monatlichen Belastung von 400 auf 1.300 US-Dollar noch größer, nämlich 600 durch den Wegfall der Tilgungsfreiheit plus 300 durch die gestiegenen Zinsen.
Die fallenden Immobilienwerte führten zu einer Verminderung der Bewertung der Immobilienderivate im Bestand unseres Hedgefonds. Es ist also nicht verwunderlich, dass die Bank eines Tages beim Hedgefonds anruft und neue Sicherheiten fordert. Nun kann der Hedgefonds entweder frisches Kapital bei seinen Anlegern aufnehmen, für das er aber von vornherein weniger Rendite versprechen muss als zuvor. Wenn dieser Schwindel jedoch aufgeflogen ist, dann muss er seinen Kredit zurück führen, indem er das Geschäft, das er mit der Kreditsumme getätigt hat, auflöst.
Zur Rückführung des Yen-Kredits müssen also Dow Jones- und Nikkei ETFs sowie DAX-Zertifikate verkauft werden. Die Börsen beginnen zu fallen. Auch das Gold, bei dem höhere Gebühren anfallen, als bei den Aktienfonds, muss irgendwann verkauft werden, wenn die Aktienbörsen zu sehr gefallen sind und nicht mehr genug abwerfen.
Die Börsen sowie der Goldpreis sinken also. Die Erlöse aus den Verkäufen verwendet der Hedgefondsmanager zur Rückführung des Yen-Kredits, er kauft also Yen. Folglich steigt der Yen. Dieser Prozess muss immer schneller vorgehen, weil die Werte, die als Sicherheit für den Kredit gelten, immer schneller an Wert verlieren. Die Bank hat auch nicht ewig Geduld, vielmehr hat die Bank eigene Probleme und setzt irgendwann Fristen und liquidiert die Positionen des Kunden ohne Rücksicht auf Verluste. Und wenn es einmal so weit ist, dann wird der Crash zu einem Selbstläufer.
Na, und dann kommen noch Meldungen durch die Medien, wie gestern Abend, in denen Sony sich über den hohen Außenwert des Yens beklagt und von schwereren Marktbedingungen für seine Exporte spricht. Da die gesamte japanische Industrie vom Export abhängt, bricht also der Nikkei ein.
Nun ist es schwer zu unterscheiden, welche Verkäufe von besorgten Hedgefonds getätigt werden, welche von liquidierenden Banken und welche von panischen Privatanlegern. Jeder Anleger hatte in den vergangenen zehn Monaten schon mehrmals den Augenblick erreicht, wo er sich sagte: „Weiter kann es nun wirklich nicht fallen", und ist eingestiegen ... und hat sich eine blutige Nase geholt.
Jeder Börsianer hat derzeit eine blutige Nase! Und wenn schon Bewertungskriterien keine Rolle mehr spielen, dann wartet man mit seiner blutigen Nase doch lieber ab, bis sich ein neuer Trend, steigende Kurse, deutlich abzeichnen. Denn niemand weiß, wann dieser Teufelskreis durchbrochen werden kann.
----------- Ein permanentes Schwimmen gegen den Strom führt an der Börse nicht zum Erreichen der Quelle sondern unweigerlich zum Ertrinken. |