Thyssenkrupp-Konzernchef nimmt Stahlvorstand ins Visier
Samstag, 10.08.2024 18:27 Quelle: reuters.com Düsseldorf, 10. Aug (Reuters) - Im Streit bei Thyssenkrupp um eine möglicherweise milliardenschwere Finanzlücke hat Konzernchef Miguel Lopez den Stahlvorstand scharf kritisiert. "Uns als Thyssenkrupp AG und verantwortlicher Eigentümerin geht es darum, dass der Vorstand von Steel Europe endlich einen langfristig tragfähigen, soliden und finanzierbaren Businessplan für die Neuausrichtung des Stahlbereichs vorlegt", erklärte Lopez in einem am Samstag veröffentlichten Statement. "Was wir jetzt brauchen, ist ein nüchterner, realistischer Blick in die Zukunft ohne Hoffnungswerte und ohne Schönfärberei." Der Aufsichtsrat der Stahltochter, in dem auch Lopez sitzt, hatte am Freitag keine Einigung über den Finanzbedarf der Stahltochter erzielt.
Thyssenkrupp will das konjunkturabhängige Stahlgeschäft in die Eigenständigkeit entlassen. Zudem soll die Stahlsparte restrukturiert werden. Hierzu hatte der Chef von Thyssenkrupp Steel Europe, Berhard Osburg, Vorschläge gemacht, die unter anderem einen Verkauf der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM)
vorsehen, an denen Thyssenkrupp 50 Prozent hält. Der Stahlvorstand sehe einen zusätzlichen Finanzierungsbedarf in Höhe von 1,3 Milliarden Euro über die bislang zugesagten Hilfen hinaus, hatte Stahl-Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel am Freitagabend berichtet. Ein Gutachten solle für Klarheit sorgen.
Dies könne bis Ende des Jahres vorliegen.
"Wäre der Stahlbereich profitabel aufgestellt, müssten wir jetzt nicht so intensiv über eine Restrukturierung und einen dafür notwendigen, soliden Businessplan diskutieren", kritisierte Lopez. Das unabhängige Gutachten werde wichtige Erkenntnisse für die weitere Planung und Finanzierung der Stahlsparte von Thyssenkrupp liefern. Die Erkenntnisse würden in den Entscheidungsprozess zur Finanzierung mit einfließen. "Dabei muss die Thyssenkrupp AG natürlich immer auch die Interessen ihrer anderen Geschäfte und ihrer Aktionäre im Blick behalten." Der Finanzierungsbedarf von Steel Europe werde für die nächsten 24 Monate durch die Thyssenkrupp AG gesichert.
Lopez strebt für das Stahlgeschäft ein 50:50-Joint-Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky an. Dieser hält bereits 20 Prozent. Er hatte an der Sitzung des Aufsichtsrats am Freitag teilgenommen. Bereits zuvor hatte Kretinsky betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen.
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