Adieu, Glühbirne! Die EU will ab 2015 nur noch Energiespar-Lampen zulassen
BRÜSSEL - Es werde Licht, aber sparsam. In wenigen Jahren sollen wir nach dem Willen Brüssels ganz anders erleuchtet werden.
Den 140. Geburtstag wird sie wohl noch erleben. Doch kurz danach dürfte Schluss sein – obwohl sie unser Leben Tag für Tag (genauer: Nacht für Nacht) begleitet hat: die Glühlampe. 2010 wird ihr Ende eingeläutet, bis 2015 soll sie aus unseren Küchen, Schlafzimmern und Büros verschwunden sein. Die Ausrottung des Glühkolbens wird in wenigen Monaten besiegelt, wenn die Europäische Kommission ihre Pläne zur effizienteren Nutzung von Energie vorlegen wird. Das Ende der Glühbirne ist ein fester Bestandteil.
Den Grund kannte ihr Erfinder Thomas Alva Edison selber. Denn genau genommen hat er um 1879 eine Heizung erfunden, die nebenbei leuchtet. Ganze fünf Prozent des Stroms verwandelt sie in Licht, den Rest in Wärme. Das passt nicht mehr in eine Zeit, in der Klimaschutz groß geschrieben wird. Martin Goetzeler, Chef der Siemens-Tochter Osram, beziffert die möglichen Stromsparpotenziale auf 460 Milliarden Kilowattstunden global. Das sind umgerechnet 870 Millionen Fass Öl oder der gesamte jährliche Stromverbrauch eines Landes wie Indien. Allein in Deutschland könne, so rechnet der Osram-Chef vor, der Ersatz von Glühlampen durch Energiesparleuchten zwei Großkraftwerke überflüssig machen. Mit massiven Konsequenzen für die Emission des Klimakillers Kohlendioxid: Rund 260 Millionen Tonnen weniger würden bei einer globalen Umrüstung auf die neue Generation der Lichtquellen anfallen.
Das war zu Edisons Zeit zugegebenermaßen noch kein Thema. Der Mann wollte in den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts lediglich Geld verdienen. Als er 1879 zu Silvester die ersten elektrischen Glühbirnen vorführte, sammelten sich Hunderte Zuschauer. Drei Jahre später auf der Pariser Weltausstellung waren es schon Tausende, die stundenlang anstanden, nur um einmal das neue Licht an- und wieder ausschalten zu dürfen. Seither sind ein paar Materialien ausgewechselt worden, aber im Grund blieben Edisons Glühlampen, was sie immer war: Energiefresser. 1000 Stunden hält eine 100-Watt-Glühbirne im Schnitt, haben die Experten der Beratungs- und Service-Gesellschaft Umwelt mbH in einer Studie für die EU-Kommission festgestellt. In dieser Zeit verursacht sie Energiekosten von rund 122 Euro. Auf acht Jahre gerechnet, fallen somit samt Anschaffungspreis rund 126,64 Euro für eine 100-Watt-Birne an. Es geht auch anders.
Denn die gleiche Lichtausbeute liefern die neuen Energiesparlampen rund 10000 Stunden lang, wobei bereits ein 20-Watt-Leuchtkörper reicht. Der produziert übrigens 25 Prozent Licht und lediglich 75 Prozent Wärme und verursacht in seiner Lebenszeit nur Energiekosten von 24,53 Euro. Auch wenn die neuen Lampen in dem Gutachten mit zehn Euro Anschaffungspreis zu Buche schlagen, bleibt unterm Strich eine Kostenersparnis von rund 92 Euro. Fazit: Der Ansturm auf die neuen Leuchtkörper ist, wie der Osram-Chef zugibt, inzwischen so groß, dass man kaum mit der Produktion nachkommt. Die Situation wird sich zuspitzen, denn in Brüssel setzt man auf die klimaschonenden Leuchten, im Gebäude der EU-Kommission sowie im Europäischen Parlament wurden bereits alle herkömmlichen Edison-Glühkolben entfernt. Unmittelbar nach dem Klimagipfel der EU-Staats- und Regierungschefs, als im Frühjahr 2007 unter Vorsitz der deutschen Kanzlerin ein Durchbruch erreicht wurde, hatten sich die Hausverwaltungen der EU-Institutionen daran gemacht, „mit gutem Beispiel voranzugehen“, wie Kommissionspräsident José Manuel Barroso bei jeder Gelegenheit gerne betont.
Die Branche darf sich also auf leuchtende Zeiten freuen, tut das aber nicht, denn an dem aufgehenden Stern der Energiesparlampen verdienen chinesische Hersteller inzwischen dermaßen fleißig mit, dass man bei Osram mit Bangen auf das Jahr 2009 blickt, wenn die bisherigen Schutzzoll-Regelungen auslaufen. Ob dann wirklich die Jobs in Gefahr sind, will derzeit noch niemand sagen, denn die Industrie hat noch vieles vor.
Man stelle sich vor, das Wohnzimmerfenster wäre eine einzige große, durchsichtige Leuchtdiode. Am Tag scheint die Sonne durch das Glas, am Abend aber schaltet sich automatisch die Diode ein und durchflutet den Raum mit einem Licht, das in Farbe und Leuchtkraft dem Tageslicht absolut ähnlich ist. In spätestens zehn Jahren, so heißt es bei den deutschen Herstellern, solle dies Realität sein. Die Nachfolger der heutigen Energiesparlampen, Leuchtstoffröhren und Halogenleuchten sind längst fertig und warten auf ihre letzten Tests sowie die Zulassungen.
Thomas Alva Edi-sons Glühlampen-Konstruktion (nach ihm ist übrigens bis heute das typische Gewinde am Fuß des Kolbens, mit dem die Lampe in die Fassung gedreht wird, benannt) soll jedenfalls die nächsten zehn Jahre nicht mehr überleben. Im Umweltkommissariat der EU rechnet man damit, dass spätestens 2020 überall auf der Welt die alten Glaskolben ausgedient haben werden und durch neue, sparsamere Leuchtkörper ersetzt wurden. Übrigens auch in der Dritten Welt: Als vor wenigen Wochen die Staats- und Regierungschefs der EU mit ihren Kollegen aus Afrika zusammentrafen, einigte man sich auf nicht viele Punkte. Über das Ende der Glühbirne auch auf dem Schwarzen Kontinent verständigte man sich binnen weniger Minuten. (Von Detlef Drewes) |