Der Dax dürfte sich am Freitag von seinen jüngsten Kursverlusten erholen. Für Unterstützung dürfte der anhaltende Rückgang des Ölpreises sorgen. Banken und Broker rechnen mit einem Plus des Dax zum Handelsstart von 0,4 Prozent auf 5.794 Punkte.
„Heute gibt es die Chance auf eine kleine Erholung“, sagt ein Händler. In den vergangenen Tagen hatten Gewinnmitnahmen für Kursverluste des Dax gesorgt. Spekulationen über weiter steigende Zinsen hatten am Donnerstag die Börsen in den Vereinigten Staaten belastet, die nach Börsenschluß in Europa ihre Kursverluste etwas ausgeweitet hatten. Ein weiteres Mitglied der amerikanischen Notenbank (Fed) hatte gesagt, die Fed sollte zu Zinsanhebungen neigen, bis der Inflationsdruck nachlasse.
Für Unterstützung dürfte der weitere Rückgang des Ölpreises sorgen. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent lag am Morgen bei 65,88 Dollar, nachdem das Faß in der Vorwoche noch über 70 Dollar gekostet hatte. Als einen Grund für den Rückgang nannten Händler den Anstieg der amerikanischen Ölvorräte. Zudem will der Ölkonzern BP bis Ende Oktober die Förderung auf dem Ölfeld Prudhoe Bay in Alaska wieder vollständig hochfahren.
Unter Druck dürften die Aktien der Metro geraten. Ein Großaktionär des Handelskonzerns trennt sich nach Angaben der Investmentbank JP Morgan von 5,39 Prozent seiner Anteile. „Die Aktie dürfte wegen der Plazierung zwar unter Druck geraten. Positiv ist aber, daß durch den Verkauf der Streubesitz bei Metro steigt“, sagte ein Händler. Die Metro-Aktien verzeichneten im vorbörslichen Handel des Brokers Lang& Schwarz ein Minus von 1,4 Prozent.
Im Blickpunkt dürften auch die Aktien von Altana stehen. Branchenkreisen zufolge läuft die Angebotsfrist für den zum Verkauf stehenden Pharmabereich des Konzerns an diesem Freitag aus. Bereits am Donnerstag hatten Marktgerüchte über eine bevorstehende Veräußerung den Altana-Aktien zeitweise deutlichen Auftrieb gegeben.
Rentenmärkte eröffnen knapp behauptet
Knapp behauptet haben die Rentenmärkte am Freitag den Handel eröffnet und reagierten damit auf neue Zinserhöhungsphantasien in den Vereinigten Staaten. Der richtungsweisende Bund-Future liegt zu Handelsbeginn sieben Basispunkte im Minus bei 117,13 Prozent. Der Bobl-Future verliert vier Basispunkte auf 109,61 Prozent. Seit Montag abend sei der Bund zunächst in einer geraden Linie gefallen, doch nun deute sich eine Bodenbildung an, sagten Händler. Stützend wirkten dabei vor allem die Gewinnmitnahmen bei Shorts durch Eindeckungen. Eine Unterstützung wird im Bereich 116,80/95 Prozent, darunter bei 116,42 Prozent ausgemacht. Ein erster Widerstand liege bei 117,50 Prozent.
Euro gibt weiter nach
Mit weiteren Abgaben ist der Euro zum Dollar am Freitag in den europäisch dominierten Handel gestartet, nachdem die Aussagen des deutschen Finanzstaatssekretärs Thomas Mirow am Vortag bereits zu einem Rückfall der Gemeinschaftswährung zum Dollar und zu einem Anstieg des Yen geführt hatten.
Gegenüber dem Euro setzt der Yen am Freitag morgen seine Aufwärtsbewegung fort, zum Dollar bewegt sich die japanische Währung hingegen seitwärts. Im Laufe des Tages rechne er aufgrund von Positionsglattstellungen mit einer leichten Erholung des Euro zum Dollar, sagt ein Händler.
Insgesamt stehe das Thema Inflation weiter im Vordergrund, hervorgehoben auch von den Äußerungen der Präsidentin der San-Francisco-Fed, Janet Yellen. „Mit einer zu hohen Inflation muß die Geldpolitik eine Neigung zu einer weiteren Straffung haben“, sagte Yellen bei einer Ansprache am Donnerstag. Sie verwies auf den Preisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE), der sich in der Kernrate über der Toleranzschwelle von zwei Prozent bewege. Für Juli war eine PCE-Teuerung von 2,4 Prozent auf Jahressicht ausgewiesen worden.
Im Fokus des Devisenmarktes dürfte am Nachmittag auch die Global Market Trends Conference in den Vereinigten Staaten stehen, bei der Präsident der Cleveland-Fed, Pianalto, zu den Themen Inflation, Inflationserwartungen und Geldpolitik spricht. Technisch orientierte Marktteilnehmer sehen den Euro weiter in der breiten Range von 1, 2680 bis 1,2950 Dollar gefangen. Für den Sitzungsverlauf am Freitag liege die erwartete Range bei 1,2705/07 bis 1,2740/60 Dollar.
Tokioter Börse nach schwachen amerikanische Vorgaben mit Verlusten
Sorgen vor einem schwächeren amerikanischen Wirtschaftswachstum haben Exporttitel an der Tokioter Börse am Freitag leichter tendieren lassen. Der Entwicklungsstopp eines wichtigen Medikaments des führenden japanischen Pharmakonzerns Takeda Pharmaceutical bescherte zudem dessen Aktien ein deutliches Minus.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index lag im Verlauf um 0,63 Prozent tiefer bei 15.911 Punkten. Der breiter gefaßte Topix-Index sank um 0,35 Prozent auf 1607 Punkte. Auch Verluste an den amerikanischen Börsen hätten den Anlegern vorübergehend die Laune verdorben, sagte Yosuke Shimizu von Monex. Neben den Aktien von Takeda Pharmaceutical, die um rund eineinhalb Prozent an Wert verloren, notierten auch die Anteilsscheine des Autokonzerns Toyota Motor leichter und gaben um rund 0,8 Prozent nach.
Aktien in Hongkong mittags etwas fester
Die Börse in Hongkong zeigt sich am Freitag im Sog positiver Tendenzen in Tokio, Taiwan und Südkorea etwas fester. Der Hang Seng-Index gewinnt bis zum Mittag 0,4 Prozent bzw 70 auf 17.166 Punkte, womit er sich weiter über der psychologisch wichtigen 17.000er Marke hält. Nach den Verlusten in den vergangenen Tagen sei der Hang Seng-Index überverkauft gewesen, so ein Händler. Gelegenheitskäufer würden sich nun engagieren, sagt Kingston Lin von Prudential Brokerage. HSBC stellen sich schlechter als der Markt und verlieren 0,4 Prozent auf 138,90 Hongkong-Dollar. die meisten anderen Blue Chips legen jedoch zu. so verteuern sich China Mobile um 0,6 Prozent auf 51,40 Hongkong-Dollar, liegen jedoch unter dem höchsten Stand seit sechs Jahren, der am Montag erreicht worden war.
Nachbörsliche Meldungen aus Amerika
Die amerikanischen Börsen haben am Mittwoch nach Ende des offiziellen Handels etwas leichter tendiert. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator verlor 0,28 Punkte auf 1.564,56 Zähler.
National Semiconductor gaben am Donnerstag deutlich nach, nachdem das Unternehmen die Prognose für das zweite Quartal präsentiert hat. Die Titel sanken um 4,8 Prozent auf 23,22 Dollar. Wie das Unternehmen mitteilte, dürfte der Umsatz um zwei bis fünf Prozent unter dem des ersten Quartals liegen. Die Auftragseingänge im ersten Quartal lagen 13 Prozent unter denen des Vorjahreszeitraums.
Shuffle Master fielen um 1,1 Prozent auf 26,50 Dollar. Zuvor hatte das Unternehmen für das dritte Quartal einen Gewinn je Aktie von 0,20 Dollar bei einem Umsatz von 40,7 Millionen Dollar gemeldet. Analysten waren von einen Gewinn je Anteilsschein von 0,24 Dollar und einem Umsatz von 46 Millionen Dollar ausgegangen.
Wall Street schließt leichter
Neue Zinssorgen haben nach einem Auf und Ab die amerikanische Indizes im Minus schließen lassen. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) verlor 0,7 Prozent oder 75 Punkte auf 11.331. Der S&P-500 fiel um 0,5 Prozent oder sechs auf 1.294 Punkte. Der Nasdaq Composite sank um 0,6 Prozent auf oder 13 Zähler auf 2.155 Punkte.
Die Fed-Präsidentin von San Francisco hatte angedeutet, daß weitere Zinsanhebungen notwendig sein könnten. Dies sei zu einem Zeitpunkt gekommen, da viele Investoren sich ohnehin bereits um die Wachstumsperspektive sorgten, sagten Händler. Zusätzliches Gewicht komme der Aussage zu, da Yellen gemeinhin nicht zu den „Falken“ in der Fed gerechnet werde.
Der Aktienmarkt hatte zuvor bereits verschnupft auf neue Daten reagiert, die das Bild einer deutlichen Abkühlung des amerikanische Immobilienmarktes komplettierten. Der Verband der amerikanische Immobilienmakler, die National Association of Realtors (NAR), teilte mit, für 2006 einen Rückgang der Verkäufe neu gebauter Häuser um 16,1 Prozent auf 1,08 Millionen zu erwarten. Für Stephen Massocca von Pacific Growth Equities bleibt „Stagflation“ die Hauptsorge am Markt.
Gegen den Trend stiegen Apple-Aktien um vier Prozent auf 72,80 Dollar. Grund war eine Analyse von UBS, demzufolge Apple am 12. September einen Vorstoß in den Digital-Home-Bereich mitteilen wird. Dieser könne den Umsatz deutlich erhöhen und die Mac-Verkäufe ankurbeln. Zugleich erhöhte UBS das Kursziel auf 92 von 80 Dollar und bestätigte die Kaufempfehlung.
Palm brachen bei hohen Umsätzen um 7,9 Prozent auf 14,31 Dollar ein. Das Unternehmen hatte nachbörslich die Prognose für den Erstquartalsumsatz gesenkt. Palm rechnet nun mit einem Umsatz zwischen 354 Millionen und 356 Millionen Dollar nachdem zuvor eine Spanne von 380 Millionen bis 385 Millionen Dollar genannt worden war. Beim Gewinn sei mit 0,18 bis 0,19 Dollar je Aktie zu rechnen, hieß es. Analysten erwarteten bislang 0,19 Dollar und einen Umsatz von 383 Millionen Dollar.
Intel sanken nach dem deutlichen Kursrutsch des Vortages um weitere 0,5 Prozent auf 19,22 Dollar, bremsten damit den Kursverfall aber etwas ab. Intel will massiv Stellen abbauen. In jüngster Zeit hatte das Unternehmen Marktanteile an den Wettbewerber AMD verloren und versucht jetzt, wieder Boden gut zu machen. Zuletzt war zudem der Druck auf Intel gewachsen, verlustbringende Unternehmensteile abzustoßen.
Procter & Gamble steigerten sich um 0,1 Prozent auf 61,53 Dollar. Die Analysten von SunTrust Robinson Humphrey hatten den Titel auf „buy“ hochgenommen. Nach einem Treffen mit dem Management verweisen sie auf den gestiegenen Optimismus hinsichtlich der aktuellen Geschäftstrends und der Gilette- Akquisition.
Amerikanische Anleihen meist fester
Leichte Aufschläge verbuchten die meisten amerikanischen Anleihen am Donnerstag, nachdem sie im frühen Handel noch unter Druck gestanden hatten. Zweijährige Anleihen standen unverändert auf 100,030 Punkten. Sie rentierten mit 4,807 Prozent. Fünfjährige Anleihen stiegen um 0,007 Punkte auf 99,157 Punkte. Sie rentierten mit 4,733 Prozent. Richtungsweisende zehnjährige Anleihen gewannen 0,010 Punkte auf 100,200 Punkte. Sie rentierten mit 4,791 Prozent. Dreißigjährige Anleihen rückten um 0,055 Punkte auf 93,075 Punkte vor und rentierten mit 4,936 Prozent.
Eine mit Spannung erwartete Rede der Fed-Präsidentin von San Francisco blieb ohne großen Einfluß. Lediglich vorübergehend wurden die Ausschläge der Notierungen etwas stärker, als Janet Yellen sagte, daß weitere Zinsanhebungen ins Auge gefaßt werden müßten, sofern sich der aktuelle Inflationstrend nicht ermäßige.
Größeren Einfluß auf die Notierungen hatte aber Händlern zufolge die Abwicklung von Absicherungsgeschäften, die im Vorfeld zahlreicher Emissionen von Unternehmensanleihen in dieser Woche eingegangen worden waren. Üblicherweise sichern sich Investoren im Vorfeld solcher Emissionen durch Engagements am Treasurys-Markt ab.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters. |