§Home » News » Analysen » Artikel [ Druckversion ] Mais erreicht neues Rekordhoch 11.06.2008 | 6:39 Uhr | Miriam Kraus (Rohstoff Daily)
US-Maisernte weiterhin in Schwierigkeiten
Nachdem Chicago-Mais im Laufe des gestrigen Handelstages einmal mehr ein neues Rekordhoch bei 6,73 USD pro Scheffel hingelegt hat, wird es doch mal wieder Zeit für einen Zwischenstand in Bezug auf die US-Maisernte. Also, vorab, es sieht nach wie vor nicht besonders gut aus - Kunststück, denken Sie sich jetzt bestimmt, sonst hätten die Futures ja nicht gestern ein neues Rekordhoch gemacht. - Stimmt! Aber sehen wir uns doch explizit an, wie es gerade um den US-Mais bestellt ist, und ob wir dementsprechend noch mit weiteren Preisanstiegen rechnen dürfen.
"Es ist bereits jetzt schon ein Desaster!"
Dieses Zitat stammt von einem Agrarwissenschaftler an der staatlichen Universität Iowa und bezieht sich auf den Zustand der gegenwärtigen Maisernte. Und - was soll ich sagen - der Mann hat Recht. Das Ganze startete schon nicht gut in diesem Jahr. Zunächst einmal haben die US-Farmer aufgrund der höheren Gewinnmargen die sie beim Verkauf anderer Getreide erzielen von Anfang an schon dem Mais einen guten Teil der Anbaufläche weggenommen. Kann man ihnen aber nicht verdenken, denn nicht nur, dass andere Getreide im Preis teilweise stärker gestiegen sind, nein Mais verursacht im Anbau wesentlich höhere Kosten, denn das Getreide benötigt beispielsweise einen höheren Aufwand an Stickstoffdünger im Vergleich. So haben die US-Farmer die Anbaufläche für Mais um 8,1% reduziert gegenüber dem Vorjahr.
Das zweite Problem war dann die Verzögerung bei der Aussaat. Massive Regenfälle und teilweise Überflutungen hatten dazu geführt, dass die Maisaussaat drastisch immer weiter nach hinten verlagert wurde. Auch hier trifft die Schuld natürlich keineswegs die Farmer. Was hätten sie auch tun sollen - gegen höhere Gewalt hat man einfach keine Chance! Das Problem ist nur, dass wenn nicht spätestens bis Ende April die Aussaat vorgenommen worden ist, sich die Felderträge mit jeder Woche die verstreicht noch weiter reduzieren. Denn die Pflanzen haben dann keine Chance ausreichend bestäubt zu werden. Leider war am 11. Mai gerade einmal die Hälfte der Maisaussaat ausgebracht worden. Zum Vergleich: im vergangenen Jahr war zum gleichen Zeitpunkt noch 71% der Maisaussaat vorgenommen worden.
Auch Runde Nummer 2 geht nun wieder an das Wetter
Tja - und das Wetter denkt nicht einmal im Traum daran besser zu werden. Stattdessen werden die Maisanbaugebiete in den USA weiter mit starken Regenfällen bedacht. Neben Nebraska, Minnesota und Indiana hat es gerade die beiden größten Mais-Produzenten Iowa und Illinois in den vergangenen Tagen besonders stark getroffen. Horrende Regenfälle - 37% über den Durchschnittswerten in Iowa und sogar 45% über dem Durchschnitt in Illinois.
Starke Regenfälle spülen Dünger aus
Die starken Regenfälle haben nun vor allem eines zu Folge: sie erhöhen die Bodenfeuchtigkeit in unvorstellbarem Ausmaß. Tatsächlich ist die Bodenfeuchtigkeit von South Dakota bis Ohio gegenwärtig auf dem höchsten Level innerhalb der vergangenen 40 Jahre.
Dies führt zu einem anderen riesigen Problem: der sowieso schon unglaublich teure Stickstoffdünger wird ganz einfach ausgespült. Roger Elmore, Agrarwissenschaftler an der Iowa State University geht davon aus, dass die durchtränkten Böden inzwischen sogar bis zu 4% des eingesetzten Düngemittels wieder ausspülen.
Feldertragsrate fällt weiter
Ein großes Problem, diese Regenfälle. Die Ausspülung des Stickstoffdüngers führt zu weiteren Ertragseinbußen, zunächst einmal aber auch zur Hemmung des Pflanzenwachstums.
So haben der USDA zufolge gegenwärtig gerade einmal 78% der ausgesäten Pflanzen die Bodendecke durchbrochen. Zum Vergleich: im vergangenen Jahr waren es zum gleichen Zeitpunkt bereits 92%.
Tja, inzwischen geht der Konsens davon aus, dass US-weit die Felderträge um mindestens 10% sinken werden bei der kommenden Ernte - falls in der verbleibenden Zeit des Erntejahres wenigstens normale Wachstumsbedingungen herrschen.
Nun, liebe Leser, es bleibt spannend. Trotz des bereits starken Preisanstiegs und obgleich für heute noch die Veröffentlichung eines neuen USDA Berichts erwartet wird, bei dem die Analysten sich mal wieder nicht einig sind, ob denn nun die Maisrestlagerbestände der alten Ernte nach oben korrigiert werden oder nicht - die USDA will aufgrund der hohen Maispreise den Livestockproduzenten weitere 24 Millionen acres an Weideland zur Verfügung stellen - gehe ich dennoch davon aus, dass für die Maispreise in diesem Jahr der Weg nach oben noch weiterhin offen ist. ----------- Arroganz und Gier vernebeln unseren Verstand! |