Dass weltweit die Covid-Zahlen explodieren, kann unter obigen Prämissen (die letzten beiden Postings) auch nicht wirklich beruhigen.
Dafür bietet ein Marketwatch-Kommentator eine ebenso makrabre wie mMn falsche Erklärung.
https://www.marketwatch.com/story/...stment-calls-of-2020-11608152480
Der Artikel ist geschickt aufgebaut mit dem Titel "Meine größten Investmentfehler 2020". Die "Fehler" bestanden im Wesentlichen darin, die "Chancen" der widersinnigen Covid-Gelddruck-Rallye nicht erkannt zu haben.
Makaber (und mMn auch fundamental falsch) ist, dass der Autor die Abkopplung Wall Streets von der US-Realwirtschaft feiert, wenn auch mit einer Anstandsträne für die deplorables im Auge.
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Doubting the COVID (market) rebound: I was very reluctant to trust the quick snap-back for markets in March and April, particularly given early predictions that the pandemic could suck $1 trillion out of the global economy. But I made the mistake of thinking about the implications for regular folks and small businesses — not the stock market.
The hard reality is that poor people have been hit hardest by the pandemic, but poor people don’t own stocks. Similarly, megacap corporations are just fine even as small stores and restaurants have been forced to close....
The bottom line is a brutal reality that I often have trouble acknowledging: Wall Street is fundamentally divorced from the real U.S. economy, and it’s perilous [gefährlich] for investors to conflate the struggles of regular Americans with the performance of the S&P 500. As depressing as that is to admit, COVID-19 proved once again how true this is. _________________________________
Kommentar A.L.:
- zu "but poor people don’t own stocks". Das ist zwar richtig, aber dennoch tragen auch die ärmen 50 % der US-Bevölkerung, die keine Aktien besitzen, über ihren Konsum maßgeblich zur US-Wirtschaft bei. Da im Nov. und Dez. die Covid-Fälle in der 2. Welle wieder stark gestiegen sind, gingen auch die Einzelhandelsumsätze entsprechend zurück, per gestriger Meldung um 1,1 % (# 731).
Wall Street dürfte sich schwer damit tun, rückläufige Einzelhandelsumsätze (und in den Zahlen sind Online-Umsätze bereits enthalten) als Kaufgrund für die zugehörigen - zum Mond geschossenen - Retailer-Aktien anzudienen. Die Druckerpresse mag zwar wie blöd rotieren, aber wenn "unten" zuwenig ankommt, hat das für die US-Wirtschaft, die zu 70 % auf privaten Konsum basiert, eben doch realwirtschaftlich spürbare Konsequenzen.
- und eben deshalb ist auch der Satz falsch, dass "Wall Street sich von der Realwirtschaft abgekoppelt" habe ("Wall Street is fundamentally divorced from the real U.S. economy"). Die Rallye basiert allein auf maßlosem Gelddrucken und maßloser Neuverschuldung. Das nützt aber nicht viel, wenn der Konsum nicht hinterherkommt.
- der Artikel endet damit, dass es "gefährlich sei für Investoren, diese Abkopplung Wall Streets von der Realwirtschaft zu ignorieren". Es lässt sich zwar nicht leugnen, dass die Anstiege - alle US-Indizes sind auf ATH - real existieren. Und damit ließ sich reales Geld verdienen. Doch es bleibt angesichts der fundamentalen Problem ein Ritt auf der Rasierklinge. Buchgewinne sind erst reale Gewinne, wenn sie durch Verkauf der Aktien eingesackt sind. (Gilt natürlich auch für Bitcoin und Co.)
Tatsächlich könnte es - auch Sicht von ein paar Monaten - sogar gefährlich sein, dem Hype dieses Autors zu folgen.
Spätestens im Januar, wenn die Boni für 2020 eingesackt sind, könnte eine deutliche Korrektur wie im Januar 2018 anstehen. Dazu dürften auch die weiterhin stark steigenden Covid-Totenzahlen in USA beitragen (bis zu 200.000 weitere Covid-Tote bis zum Frühjahr gemäß Fauci). Bei Triage in US-Krankenhäusern - wie jetzt schon in Sachsen und Thüringen - würden neue ATHs irgendwann auch makaber. Man kann zwar mit leerem Blatt pokern, aber irgendwan müssen die Karten auf den Tisch. |