Bietigheim -Bissingen Die Emotionen im Vorfeld einer Klimatagung kochen hoch Muss man jede Meinung aushalten, egal,wie sehr sie dem eigenen Weltbild entgegensteht? Anders gesagt: Hat die Meinungsfreiheit Grenzen? Nach Ansicht der Klimaretter von Fridays for Future, der Parents for Future, der Bürgerinitiative Anti Atom, Attac Besigheim und der IG Metall hört sie dort auf, wo nicht auf Basis gesicherter Fakten argumentiert wird. Und ihrer Meinung nach tut Fritz Vahrenholt genau das. Dass die Volkshochschule des Kreises Ludwigsburg den ehemaligen Politiker und Manager zu den Akademietagen nach Bietigheim- Bissingen eingeladen hat, wollen die Gruppen nicht hinnehmen. In einem Brief an Jürgen Schmiedel, den VHS Leiter, fordern sie , Vahrenhold auszuladen. Vahrenhold schreibt dem Menschen einen wesentlich kleineren Anteil am Klimawandel zu, als es die Mehrheit der Wissenschaftler tut. Die Erderwärmung sei nur zur Hälfte menschengemacht, die andere Hälfte beruhe auf natürlichen Faktoren. Er befürwortet den Umstieg von fossilen Brennstoffen auf CO 2-freie Alternativen, geht aber davon aus,dass dafür mehr Zeit zur Verfügung steht als allgemein angenommen. Seine Kritiker werfen ihm vor, das er immer noch Lobbyarbeit für seine ehemaligen Arbeitgeber Shell und RWE betreibe. Die Vorwürfe hält Schmiedel für überzogen.Vor allem, wenn man die Vita des 70-jährigen betrachte. Dieser sei mehr als 20 Jahre in Umweltbehörden tätig gewesen, unter anderem als Umweltsenator in Hamburg und Mitglied im Rat für nachhaltige Entwicklung unter Gerhard Schröder und Angela Merkel. Schmiedel ist der Meinung, das die Vertreter von Fridays for Future über das Ziel hinaus- schießen. ,, Wenn man den Klimawandel akzeptiert- das macht Dr. Vahrenholt übrigens auch-, muss man immer noch darüber reden, wie man die Energie hinbekommt." Inzwischen hat Vahrenholt seine Teilnahme an den Akademietagen abgesagt. Er hat sich krankgemeldet.
Quelle: Stuttgarter Zeitung 31.10.2019. Nr. 253
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