Auf SPIEGEL hat Tatiana Stanovaya, als Politanalystin bezeichnet, ein Interview gegeben. https://www.spiegel.de/ausland/...cb863fd-a191-49f4-a739-01121b562b36
https://archive.ph/rkbTN
Zitat : Stanovaya: Ich würde Trumps Aussage, Putin sei mit europäischen Truppen in der Ukraine einverstanden, mit Vorsicht genießen. Nach meinem Verständnis wäre dies nur im Falle einer Kapitulation der Ukraine und unter der Bedingung möglich, dass sich auch mit Russland befreundete Staaten wie China oder Belarus an der Mission beteiligen. Tatsächlich möchte Putin, dass der Westen sein Ultimatum vom Dezember 2021 akzeptiert. SPIEGEL: Sie spielen auf den Vertragsentwurf an, mit dem Russland die Nato-Osterweiterung rückgängig machen wollte. Demnach müsste sich die Nato unter anderem aus dem Baltikum und Polen zurückziehen und dürfte nie in die Ukraine kommen. Stanovaya: Ja, das war ein Versuch, den Westen zu erpressen. Heute erscheint die Diskussion über diese Vorschläge absolut unrealistisch, aber für Putin immer noch prinzipiell. Wir dürfen nicht vergessen, dass dieser Krieg für den Kreml ein existenzieller Krieg ist. Es geht nicht um besetzte Gebiete. Putin kämpft dafür, dass die gesamte Ukraine freundlich gesinnt ist. Der Sieg, so glaubt er, würde den Westen zwingen, seine Sicherheitsarchitektur zu überdenken. Zitat Ende
Dass Putin mit der Existenz der Ukraine eine Obsession hat, ergibt sich daraus, dass er - den Angriff überhaupt begonnen hat - nach Fehlschlag sämtlicher operativer Ziele einen Abnutzungskrieg befohlen hat - diesen Krieg bis heute fortgesetzt hat, obwohl längst klargeworden ist, dass der "Westen" der Ukraine niemals Angriffsoptionen eröffnet hat - obwohl das westl. Bündnis entschieden hat, die Ukraine nur für den Abnutzungskrieg zu unterstützen -d.h. indirekt betreibt das westl. Bündnis nun selbst einen Abnutzungskrieg gegen Russland (nochmals: indirekt!)
Das ist nicht nur ein umfassender Fehlschlag, sondern unter diesen Bedingungen kann niemals eine "freundlich gesinnte Ukraine" das Ergebnis sein. Eher könnte man an eine Marienerscheinung glauben.
Tatsächlich ist der Krieg für Russland eine existenzielle Bedrohung, denn dieser Krieg wird, wenn er nur lang genug andauert, Russland vollständig erschöpfen. Russland bleibt dann als Bettvorleger Chinas übrig.
Wenn allerdings Obsession in Wahn umschlägt (was niemand weiß), dann hat Putin keinen rationalen Zugang mehr zu seinen eigenen Ratgebern, die dann auch nur noch seine eigenen Vorstellungen replizieren werden. Etwas anderes wäre zu gefährlich. Dann werden auch alle "Friedensverhandlungen" ins Leere laufen, m.a.W., die wären schon jetzt eine Farce.
Doch Putins Plan vom Dez. 2021, im Zitat auch als "Ultimatum" bezeichnet, hatte noch eine rationale Grundlage. Der Krieg, vom Beginn abgesehen, nicht mehr. Und wie sollte der Westen seine Sicherheitsarchitektur "überdenken", wenn Putin sich in der Ukraine zu Tode gesiegt hat? Wird dann das Brandenburger Tor in den russ. Nationalfarben angestrahlt?
Meine Idee dazu: Ich wechsele die Seite und analysiere die russ. Möglichkeiten. Das mache ich sowieso, ich versuche immer beide Seiten zu analysieren ohne "Bias". Ich hatte schon im Jahr 2022 hier geschrieben: "Putin darf sich nicht im Donbass festbeißen". Was ist passiert? Eben. Und dass Putin Gefahr läuft, dass ihm der Zugang zur Ostsee verloren geht. Was ebenfalls geschehen ist.
Es läuft darauf hinaus, Putin zu dekonstruieren. Der geniale Stratege ist keiner und das kann man seinen Unterhändlern darlegen. Die werden das nicht hören wollen, doch es würde auf Dauer einen subversiven Effekt haben. Was aber z.B. Biden gemacht hat, Putin zu dämonisieren, und andere dem gefolgt sind , das war genau der falsche Weg. Lippenbekenntnisse, Gratismut und Sprechblasen sind stets wohlfeil zu haben. Sie spielen dem Diktator in die Hände.
----------- Alea iacta est |