Osram ist sehr volatil und da bieten sich enorme Tradingchancen, wenn man auch mal verkauft und dann zu billigeren Kursen nachkauft
Sorry, aber genau das ist eine Illusion.
Volatilität heißt nämlich nicht einfach, dass eine Aktie viel hin- und hergeht, sondern es heißt vor allem, dass sie plötzliche unerwartete Richtungswechsel einschlägt. Und für einen Trader heißt es, dass Trading mit Osram noch sehr viel gefährlicher ist als mit anderen Aktien. Jeder Ein- und Ausstieg birgt das Risiko einer Fehlentscheidung. Wer kurzzeitig tradet, hat von vornherein ein größeres Fehlentscheidungsrisiko. Aber wer dann auch noch so eine volatile Aktie wie Osram tradet, der lädt sich Risiken auf, die er langfristig einfach nicht wird überblicken können. Woher weißt du, dass bei Osram ein Trading-Einstieg lohnt, wenn sie mal drei Prozent runter gegangen ist? Wer sagt dir, dass sie nicht noch weitere drei Prozent runter geht?
Das wird vielleicht ein paarmal gut gehen und du wirst hier und da mal ganz nette Gewinne machen. Aber auf Dauer wirst du da mental einfach nicht hinterher kommen, und die Chancen stehen ganz einfach klar gegen dich.
Ich weiß nicht, wie lange du an der Börse bist. Ich befasse mich seit ich 18 war mit Börsengeschäften. Größtenteils privat, teilweise aber auch beruflich. Ich habe in dieser ganzen Zeit viele Leute an der Börse kommen und gehen gesehen. Aber einen "roten Faden" gab es dabei: Trader wurden nicht alt an der Börse. Entweder, sie hatten irgendwann so viel Geld verloren dass sie sich davon nicht mehr erholen konnten und haben der Börse für immer den Rücken gekehrt, oder sie haben sich von Tradern zu Investoren gewandelt. Und von letzteren kenne ich einige, die wirklich stattliche Vermögen aufgebaut haben mit einem langfristig orientierten, auf Fundamentals aufgebauten Buy and Hold-Ansatz.
Der Geniestreich der Finanzindustrie in den letzten Jahren war, Kleinanlegern weiszumachen, dass die schneller und hektischer werdenden Märkte von ihnen auch eine kurzfristigere Anlagestrategie verlangen. Dementsprechend sind sowohl die Berichterstattung als auch die ganzen Finanzprodukte und Derivate darauf ausgelegt, Anlegern scheinbar schnelle Gewinne zu bescheren durch hoch gehebelte kurzfristige Trades im richtigen Augenblick.
Das Gegenteil ist aber der Fall. Die schnellebigen und hektischen Märkte bedeuten, dass Kleinanleger noch weniger eine Chance haben, auf der kurzfristigen Zeitebene Gewinne zu kassieren. Die einzige Möglichkeit, heute an der Börse zu überleben, ist es, sich aus dem Kurzzeit-Trading-Geschäft völlig zurück zu ziehen. Man ist hier einfach völlig unterlegen gegenüber den hochgezüchteten Hochfrequenzhandel- und Algo-Trading-Computern, die das wirkliche große Geld bewegen und die alles tun, damit "weniger schlaue" Anleger das falsche tun an der Börse.
Natürlich hast du auch bei einem "buy and hold"-Ansatz ein Fehlentscheidungsrisiko, wenn eine Aktie schlicht und einfach nicht steigen will über längere Zeit. Aber rein statistisch gilt an der Börse immer noch, je länger der Anlagehorizont, desto wahrscheinlicher sind Gewinne. Wohingegen die Wahrscheinlichkeit, dass eine Aktie in einem sehr kurzfristigen Zeitfenster in die von dir gewünschte Richtung geht, überhaupt nicht bezifferbar ist.
Aber leider kann man sich da endlos den Mund fusselig reden, die Leute sehen es nicht ein. Der Reiz des "schnellen Geldes" ist einfach zu groß. Auch du musst wahrscheinlich erst noch riesige Verluste machen, bevor bei dir der Groschen fällt. Das ist halt eine Erfahrung, die man niemandem abnehmen kann. Ich wünsche dir nur, dass die Weisheit bei dir kommt, bevor dein Geld alle ist.
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