http://derstandard.at/1334795569612/...Windkraft-bei-VW-Toyota-und-Co
Günther Strobl aus Kopenhagen, 19. April 2012 09:46
Auszug:
Rücken- und Gegenwind
Ob Siemens, Alstom oder General Electric: Die Industrie bestimmt zunehmend auch beim Wind, wohin die Reise geht. Auch Areva ist in Kopenhagen groß vertreten. Der französische Nukleartechnikkonzern will mit seiner Tochter Areva Wind ebenfalls von den "guten" erneuerbaren Energien profitieren.
Die Branche spürt einerseits Rückenwind, weil es bis 2020 in der EU fix vereinbarte Ziele gibt, den Anteil der erneuerbaren Energien zur Eindämmung des Klimawandels zu heben. Andererseits gibt es auch verstärkt Gegenwind.
"Das Umfeld hat sich vom Vorjahr auf heuer geändert", sagte Patrick Champlain. "Die Sparprogramme, die in Europa gefahren werden, gefährden den Ausbau der erneuerbaren Energien."
Der Analyst, der für ein auf Wind spezialisiertes Londoner Beratungsunternehmen arbeitet, warnt vor steigender Unsicherheit. "Das ist Gift für das Geschäft", sagte Champlain dem Standard. "Selbst für die Windenergie kann das gefährlich werden, obwohl sie noch am wenigsten auf Staatsgeld angewiesen ist."
Um nicht ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie die angezählte europäische Solarindustrie, müsse sich die Windenergiebranche am Riemen reißen. "Wir müssen massiv in Innovation und Industrialisierung investieren", sagte Felix Ferlemann, Chef von Siemens Wind Power.
Bei der Industrialisierung sollten Anleihen bei der Autoindustrie genommen werden. "Die Implementierung einer klaren Plattformstrategie für unsere Produkte, stärkere Modularisierung und Standardisierung bringen uns dem Ziel näher", ist sich Ferlemann, der selbst aus der Autoindustrie kommt, sicher. Auch bei VW und anderen großen Autoherstellern habe man gedacht, die Zitrone sei ausgepresst, mehr ließe sich nicht herausholen. "Und siehe da, es ging doch noch mehr", sagte Ferlemann. Durch Kostensenkung und Ausbau des Service könnte der zunehmend aggressiver auftretenden Konkurrenz aus Asien, namentlich aus China, die Stirn geboten werden.
China drängt auf Weltmarkt
Während vor dem Konferenzzentrum ein Vestas-Windrad den Böen trotzt, machen im Konferenzzentrum Übernahmepläne die Runde. Die chinesischen Hersteller Goldwind und Sinovel, Nummer zwei respektive drei am Weltmarkt, planten ein Übernahmeangebot für die Nummer eins, die dänische Vestas, heißt es.
Was auch immer daraus wird: Es zeigt sich, dass das Match um die weltweite Vormachtstellung auch im Bereich der Windenergie längst begonnen hat.
Heuer jedenfalls wird ein Superjahr für die Windenergie. Weltweit kommen etwa 46.000 Megawatt (MW) an Leistung dazu; in Österreich sind 320 MW in Umsetzung - so viel wie nie. Kumuliert werden Ende 2013 dann 1400 MW Windkraftleistung am Netz sein.
Nach Prognosen des Interessenverbandes Global Wind Energy Council wird es 2013 einen Rückgang bei Neuprojekten um 0,4 Prozent auf 45.800 MW geben. Ab 2014 soll es wieder bergauf gehen.
Davon sollte auch Österreichs Windzulieferindustrie profitieren, die etwa 120 Unternehmen umfasst, darunter einige Weltmarktführer wie Baumann Electronic aus Vorarlberg. Bachmann versucht gerade, mit Kurzarbeit einen Nachfrageengpass zu durchtauchen, der in China aufgetreten ist. (Günther Strobl aus Kopenhagen, DER STANDARD, 19.4.2012) |