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12.04.2012 Studie Windkraftanlagen-Hersteller zum Wachstum verdammt
Für die Hersteller von Windkraftanlagen sind die goldenen Zeiten vorbei. Nach dem rasanten Wachstum bis 2009 werde der Weltmarkt auch in den kommenden Jahren nur moderat zulegen. Überkapazitäten und massiver Preisdruck sind die Folge und lösen eine Konsolidierungswelle aus, wie die Unternehmensberatung Oliver Wyman in einer Studie ermittelt hat.
Größe ist das Gebot der Stunde, M&A das zentrale Thema, wie die Unternehmensberatung bei der Vorstellung der Studie mitteilt. Es gelte, Wettbewerber zu kaufen und so den Marktanteil auszubauen. Wer nicht als Käufer agieren könne, müsse sich Partner suchen, um am Markt zu bleiben. Dies seien Ergebnisse der globalen Studie „Wind 2020: The Growth Imperative“ Rasantes Wachstum bei Windkraftanlagen vorbei
Mit explosionsartigen Steigerungsraten bei neu installierter Windkraftkapazität habe der weltweite Windenergiemarkt von 2005 bis 2009 geglänzt. Sie beliefen sich auf durchschnittlich 35 % pro Jahr, was zu einer Zunahme von 11,5 GW auf rund 38,3 GW geführt habe.
Im Windschatten der Finanzkrise sei die Branche allerdings in die Stagnation gerutscht. So sei zwischen 2009 und 2011 die neu installierte Leistung im Schnitt jährlich nur um 3,9 % auf 41,2 GW gestiegen. Einzig Asien habe in diesem Zeitraum mit einem durchschnittlichen Plus von jährlich 17,4 % kräftiges Wachstum gezeigt, dabei habe sich vor allem China hervorgetan.
Windkraftanlagen-Hersteller aus China drängen auf den Markt
Chinesische Windkraftanlagenhersteller gehörten 2011 in punkto neu installierte Windkraftkapazität zu den Wachstums-Champions, bei einigen europäischen OEMs schrumpfte diese dagegen, heißt es. Darüber hinaus machten den internationalen OEMs enorme Überkapazitäten von 25 bis 40 % zu schaffen, die einen massiven Preisdruck ausgelöst hätten. Seit 2009 befänden sich die Preise im freien Fall – bis heute seien sie um rund 25 % zurückgegangen.
In der Folge sei die Profitabilität bei westlichen Herstellern von Windkraftanlagen drastisch gesunken. Im Schnitt beliefen sich die EBIT-Margen 2011 auf lediglich 1,4 % – nach 4,4 % im Jahr 2010, heißt es. Einige OEMs verzeichneten gar ein negatives EBIT. „Vom Markt können die Hersteller in den nächsten Jahren keine Lösung ihrer Probleme bei Preis und Überkapazitäten erwarten“, sagt Wolfgang Krenz, Partner bei der Unternehmensberatung. „Dynamisches Marktwachstum ist vorerst nicht in Sicht. Erst ab 2015 ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen.“
Damit stehe die gesamte Windkraftbranche vor ganz neuen Herausforderungen. Organisches Wachstum sei im dominierenden Onshore-Segment künftig nur schwer zu realisieren. Im Neugeschäft müssten sich die OEMs in den nächsten drei Jahren auf weiterhin niedrige Profitmargen einstellen.
Windkraftanlagen-Hersteller müssen Kosten im Auge behalten
Kostenmanagement und Produktkostensenkung wrüden zentrale Aufgaben bleiben. Wachstumsakzente könnten vor allem im Service gesetzt werden. Tatsächlich seien viele internationale Anlagenhersteller im Bereich Wartung und Reparatur bei der Verteidigung ihrer Marktanteile bislang erfolgreicher als erwartet. Allerdings sei heute noch nicht absehbar, ob die vermehrt abgeschlossenen langfristigen Serviceverträge auf Dauer profitabel sind.
Der Offshore-Markt biete zwar hohe prozentuale Wachstumsraten, mache aber heute erst 3 % der neu installierten Leistung aus. In absoluten Gigawatt-Zahlen bleibe der Zubau im Onshore-Bereich bis 2020 jedoch größer und werde dann noch über 80 % des Gesamtmarkts ausmachen.
Chinesische Wettbewerber werden sich nicht wie bislang ausschließlich in ihrem Heimatmarkt bewegen, erwarten die Berater weiter. Ihr Eintritt in internationale Märkte mit technisch vergleichbaren, aber günstigeren Produkten, erhöhe zusätzlich den Wettbewerbsdruck.
Viele Gründe sprechen für Größenvorteile bei Windkraftanlagen
Größe sehen die Berater als Erfolgsrezept der Zukunft. Die Gründe hierfür seien in der stark fragmentierten Branche vielschichtig. Hersteller von Windkraftanlagen sind gezwungen, erheblich mehr Kostenvorteile aus Skaleneffekten zu ziehen, heißt es. Immer größere, professionellere Kunden und Windparkbetreiber würden verstärkt auf große OEMs setzen. Die Projekte würden größer und umfangreicher, vor allem getrieben durch das wachsende Offshore-Segment.
Analog zum traditionellen Energieanlagenbau stiegen die Ansprüche der Kunden an Generalunternehmerschaft und komplementäre Leistungsangebote. Dadurch entstünden größere Einzelrisiken. Diese könnten größere, finanzstarke Player – auch durch ein professionelleres Risikomanagement – besser abfedern.
Größe und Finanzkraft erleichterten darüber hinaus den Zugang zu Projektfinanzierungen, die immer noch schwierig sind. Zudem müssten Investitionen in Forschung und Entwicklung deutlich erhöht werden, insbesondere im Offshore-Bereich, in dem asiatische Player derzeit neue Windkraftanlagen entwickeln würden. Größe sichere eine entsprechende Amortisation der F&E-Investitionen.
Marktanteil von 10 % wird für Windkraftanlagen-Hersteller notwendig
Internationale OEMs werden einen Marktanteil von deutlich mehr als 10 % haben müssen, um im globalen Wettbewerb auch künftig mithalten zu können, wie die Berater erwarten. Mit 12,7 % liege derzeit nur Branchenprimus Vestas über dieser Marke, der aber in den letzten Jahren bereits erheblich Marktanteil verloren habe.
Der Zwang zur Größe heize den M&A-Markt in den kommenden Jahren massiv an. Die klassischen großen Kraftwerks- und Anlagenbauer würden sich verstärkt in den Windmarkt einkaufen und im Offshore-Segment, das zumindest in Europa in den kommenden Jahren eine wichtige Rolle spielen werde, mit ihrem Leistungsangebot das Rennen machen.
Chinesische Hersteller von Windkraftanlangen würden zunehmend internationale Wettbewerber akquirieren. Entsprechend müssten sich westliche Player jetzt schnell bewegen, um Größenvorteile zu erzielen und bis 2020 auf der Gewinnerseite zu stehen.
Kleinere Hersteller von Windkraftanlgen brauchen Partner
Wer nicht selbst akquirieren kann, sollte nicht um jeden Preis auf die Beibehaltung der Eigenständigkeit setzen und damit eine weitere Erosion des Unternehmenswerts riskieren, heißt es in der Mitteilung. Vielmehr gelte es, sich einen Partner zu suchen, um unter dessen Dach am Markt agieren zu können. Dafür heiße es, nachhaltig zu restrukturieren und sich für mögliche Partner attraktiv zu machen. „Die Zeit drängt, der Markt wird jetzt verteilt“, meint Krenz. „Windkraft ist eine gute Technologie. Doch die gegenwärtigen Probleme im Windmarkt verschwinden nicht von alleine. Die OEMs müssen schnell und gezielt handeln.“ |