Singulus wird 2012 mit Verlust abschließen. Der Hersteller von Anlagen für die Blu-ray-Produktion und die Solarindustrie leidet unter schwacher Nachfrage. Vorstandschef Stefan Rinck spricht auf dem Deutschen Eigenkapitalforum im Interview der Börsen-Zeitung über die schwierige Lage und die Aussichten. Börsen-Zeitung, 14.11.2012 - Herr Dr. Rinck, mit aktuell gut 1,20 Euro kommt die Singulus-Aktie dem Penny-Stock-Niveau gefährlich nahe. Denken Sie an eine Aktienzusammenlegung? Daran denken wir im Augenblick nicht. Aber wir tun natürlich alles dafür, dass die Aktie kein Penny-Stock wird. Die Leistung des Unternehmens muss steigen, damit wir aus dieser Situation wieder herauskommen. - Die Aktie hat ihren Wert binnen eines Jahres halbiert, die Marktkapitalisierung ist auf 60 Mill. Euro geschrumpft. Wird es da schwieriger, institutionelle Investoren anzusprechen? Das Marktumfeld ist für uns insgesamt schwieriger geworden. Der Solarbereich ist ja durch große Unruhen und schlechte wirtschaftliche Rahmenbedingungen geprägt, was unser Geschäft negativ beeinflusst. Wir haben aber trotz der gesunkenen Marktkapitalisierung die gleiche Aktionärsstruktur gehalten wie bisher. - Das Geschäft läuft schleppend. Für 2012 erwarten Sie einen Umsatzknick von 160 Mill. auf 100 bis 115 Mill. Euro sowie ein Nettoergebnis von minus 54 bis minus 56 Mill. Euro. Wieso? Es sind zwei Gründe. Erstens sind da das schwierige Umfeld und die Überkapazitäten im Solarbereich. Die weltweiten Kapazitäten für Solarmodule sind größer als die Nachfrage. Das wird auch im nächsten Jahr noch so sein. Derzeit gibt es also kaum Neuinvestitionen. Das trifft uns als Equipment-Hersteller natürlich deutlich. 2013/2014 rechnen wir mit einer deutlichen Verbesserung im Solargeschäft. In der Nasschemie bauen wir 40 % des Personals ab. Und zweitens hat sich der Absatz für die Blu-ray-Maschinen nicht so entwickelt, wie wir das erwartet haben. Wir sehen Wachstumsraten bei Blu-ray-Scheiben von 20 bis 25 %, aber der Anlagenverkauf für die Blu-ray-Produktion verläuft dieses Jahr schleppend. Die Restrukturierungsaufwendungen für den Personalabbau von insgesamt 28,4 Mill. Euro belasten uns schwer. - Wie viele Blu-ray-Anlagen haben Sie bislang 2011 und 2012 verkauft? Insgesamt haben wir bislang 180 Blu-ray-Anlagen verkauft. Im Jahr 2011 haben wir rund 45 Maschinen verkauft. In diesem Jahr liegen wir knapp unter 20 Blu-ray-Maschinen. - Wieso geht das Blu-ray-Geschäft so stark zurück? Die Investitionen, die 2011 getätigt wurden, haben offenbar einen Großteil des Kapazitätswachstums auch für 2012 abgedeckt. Die Kunden konnten ihre Kapazitäten auch saisonal besser auslasten, so dass sie keine neuen Maschinen bestellen mussten. Zudem wurde unser zweitgrößter Kunde in Kanada von einem Finanzinvestor übernommen. Der hat in diesem Jahr keine Maschinen gekauft. Wir gehen aber davon aus, dass er nächstes Jahr wieder neue Maschinen abnehmen wird, da die Kapazitäten vor dem Weihnachtsgeschäft jetzt weltweit voll ausgelastet sind. - Wie sind die Aussichten für Blu-ray-Anlagen im kommenden Jahr? Wir rechnen im kommenden Jahr wieder mit einer deutlichen Marktbelebung. Wir wollen 2013 wieder über 20 Blu-ray-Maschinen verkaufen. - Im März haben Sie mit einer Unternehmensanleihe 60 Mill. Euro eingenommen. Was haben Sie mit dem Geld gemacht? Wir haben einen Teil des Geldes verwendet, um die Entwicklung bei Solar und Blu-ray voranzutreiben. Der größte Teil des Geldes ist aber noch nicht ausgegeben. Wir denken nach wie vor auch über externes Wachstum nach. Wir wollen das Geld aber auch nutzen, um Kooperationen mit großen Solarherstellern voranzutreiben. Wir sehen gute Chancen, im nächsten Jahr das eine oder andere Großprojekt abschließen zu können. - Wo schauen Sie nach Akquisitionsmöglichkeiten? Wir beobachten die Vakuum-Beschichtungstechnik, die wir bei den optischen Speichern, in Solartechnik und im Halbleitergeschäft anwenden. Wir sind bestrebt, mit einer Akquisition unsere Kernkompetenz in der Beschichtung zu erweitern. Denkbar sind etwa 3D-Beschichtungen für Kunststoffteile - zum Beispiel die Beschichtung von Scheinwerfern für die Automobilindustrie oder Bauteile für Handys. Wir schauen uns derzeit aktiv Targets an, aber wir machen eine sehr tief gehende Due Diligence, um sicherzustellen, dass das auch ein tragfähiges neues Segment wird. - Wie viel Geld steht für eine Akquisition zur Verfügung? Wir könnten gut 30 Mill. Euro ausgeben. - Wie ist das Geschäft im Oktober und November bislang gelaufen? Das Solargeschäft ist nach wie vor sehr schwierig. Insgesamt haben wir ein sehr gutes Service- und Ersatzteilgeschäft. Bei Halbleitern haben wir die Auftragsbücher gut gefüllt. Das Blu-ray-Geschäft ruht, was saisonal auch so üblich ist. Blu-ray-Kunden investieren erst vor Ostern wieder. - Sie wollen ab 2013 eine nachhaltige Wachstumsphase einleiten und in den Segmenten Optical Disc, Solar und Halbleiter im nächsten Jahr wieder positive Ergebnisse erwirtschaften. Rechnen Sie auch unterm Strich mit schwarzen Zahlen? Ja, das ist unser Ziel. Wir hoffen, mehr als eine schwarze Null zu schaffen. ---- Das Interview führte Daniel Schauber. |