zum Vergleich: Mastrich (für €uroländer verlangt maximal 3 % des BIP Neuverschuldung) http://www.orf.at/090123-34220/index.html Das Land ist pleite" Budgetdefizit steigt auf fast neun Prozent. Pfund auf 23-Jahres-Tief.Wankende Bankenriesen, das Pfund im freien Fall und ein drohendes Rekorddefizit im Staatshaushalt: Großbritanniens Wirtschaft steuert infolge der globalen Finanzkrise rasant auf den Abgrund zu.
Sämtliche Krisenpläne von Regierung und Bank of England mit dem Ziel, das Schreckgespenst Rezession zu verscheuchen, sind bisher verpufft: Nach Mitteilung der nationalen Statistikbehörde in London vom Freitag ist die britische Wirtschaft erstmals seit fast 30 Jahren in eine Rezession geschlittert.
Trübe Perspektiven für 2009 Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im Dezember im Jahresabstand um 1,8 Prozent - und die Prognosen zeigen weiter nach unten.
Laut einem Bericht der Londoner "Times" gehen Finanzexperten von einem Rückgang der Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr um zwei, im schlimmsten Fall von über 2,7 Prozent aus. 2007 war das BIP noch um drei Prozent gewachsen.
Zinssenkungen verpuffen Premierminister Gordon Brown kündigte angesichts dieser Entwicklung an, mit "jeder Waffe, die zur Verfügung steht", gegen die Krise kämpfen zu wollen.
Bisher half das allerdings wenig: Weder die Milliarden Pfund, die bisher in die Rettung des angeschlagenen Bankensektors geflossen sind, noch drastische Zinssenkungen zeigen Wirkung.
Die Bank of England hatte erst am 8. Jänner den Leitzinssatz auf 1,5 Prozent gesenkt. Im September des Vorjahres lag er noch bei 5,0 Prozent. Mittlerweile befindet sich der Zinssatz auf dem tiefsten Niveau seit der Gründung der Bank of England vor über 300 Jahren.
Weiteres Milliardenrettungspaket Parallel zur Lockerung der Zinspolitik brachte die Regierung in London Anfang der Woche ein weiteres Notfallpaket für die Finanzwirtschaft auf den Weg: Mit dem Paket in einem kolportierten Umfang von 200 Mrd. Pfund (über 211 Mrd. Euro) übernimmt der Staat Garantien für Bankkredite an Unternehmen und Verbraucher. "Unternehmen brauchen den Zugang zu Krediten", sagten Brown und Finanzminister Alistair Darling.
Defizite wie nie zuvor Bereits im Oktober war die Regierung als Krisenfeuerwehr für die Finanzwirtschaft ausgerückt - die drei großen Banken Royal Bank of Scotland (RBS), Lloyds TSB und Halifax Bank of Scotland (HBOS) erhielten insgesamt 37 Mrd. Pfund vom Staat, der im Gegenzug Anteile an den Instituten übernahm.
Trotzdem schockierte die RBS kürzlich mit der Ankündigung eines wahrscheinlichen Verlustes von bis zu 28 Mrd. Pfund für das Vorjahr - nie zuvor hatte ein britisches Unternehmen eine derartige Summe in den Sand gesetzt.
Abhängig vom Finanzsektor Für die Gesamtwirtschaft des Vereinigten Königreichs ist die Lage mittlerweile todernst, wie das deutsche "Handelsblatt" kürzlich analysierte: Kein großes Industrieland sei derart abhängig von der Finanzindustrie. Die Bilanzsumme der vier größten Banken des Landes macht das Vierfache des BIP aus.
Riesenloch im Staatshaushalt Dazu kommt, dass nach Schätzungen der EU-Kommission die Neuverschuldung in Großbritannien auf 8,8 Prozent des BIP steigen wird. Zum Vergleich: Österreich dürfte mit minus drei Prozent gerade noch am Grenzwert der Maastricht-Stabilitätskriterien entlangschrammen.
Nahe am Staatsbankrott? Nicht zuletzt wegen der steigenden Staatsschulden wurden zuletzt Stimmen lauter, die davor warnten, das Land könnte sich mit seinen Staatsgarantien übernehmen und auf einen Staatsbankrott zusteuern. "Das Land ist pleite und das Pfund unter großem Druck", zitierte das "Handelsblatt" kürzlich den Londoner Hedgefonds-Manager Crispin Odey.
Der prominente US-Investor und Weggefährte von Börsenlegende George Soros, Jim Rogers, riet Anlegern dazu, alles zu verkaufen, was sie in der britischen Landeswährung halten: "Ich würde kein Geld in Großbritannien investieren."
Pfund im freien Fall Tatsächlich folgte das Pfund Sterling dem allgemeinen Negativtrend seit Wochen mit einem rapiden Kursverfall: Am Freitag kostete ein Pfund nur noch 1,06 Euro oder 1,36 US-Dollar. Der Wechselkurs erreichte damit ein 23-Jahres-Tief.
Hoffnungen, dass sich aufgrund des billigen Pfunds wenigstens die britische Außenhandelsbilanz verbessern würde, scheinen sich vorerst ebenfalls nicht zu erfüllen, im Gegenteil: Die britische Industrie verzeichnete im Jänner das stärkste Auftragsminus seit 1992, wie der Branchenverband Confederation of British Industry (CBI) am Freitag mitteilte.
"Das ist zweifellos düster", so das Fazit des Ökonomen Stewart Robertson von Aviva Investors in London gegenüber der Finanznachrichtenagentur Bloomberg. "Noch zwei oder drei ähnliche Quartale, und wir sprechen über eine Depression, nicht Rezession." _____________ |