Leider schon wieder falsch.
Zunächstmal: ja, die Konstruktion eines fairen Wertes aus subjektiven Schätzungen heraus (der zweite Schritt) ist rein mechanisch. Zum Beispiel: Wenn ich ein Asset habe, von ich mir erwarte, dass es nächstes Jahr 110 EUR auszahlt und ich den alternativen Zins bei 10% sehe, dann ist der Wert dieses Assets schlicht 110 / 1,1 = 100 EUR. Alles andere ist einfach falsch gerechnet.
Zweitens: Wenn Du schreibst, dass die Börse immer über oder untertreibt ohne einen Maßstab vor Augen zu haben, so erhält das einen Denkfehler. Wie kann man davon sprechen, dass etwas "zu hoch" oder "zu niedrig" ist? natürlich nur dann, wenn man es mit einem Maßstab vergleicht. Zum Beispiel: Wenn 10 "zu hoch" ist und 8 "zu niedrig", dann muss dass daran liegen, dass man irgendeinen Wert zwischen 8 und 10 (z.B. 9) als den richtigen Wert ansieht. Andernfalls könnte man sich kein Urteil darüber erlauben, was hoch und was niedrig ist.
Drittens: Dass den tatsächlichen fairen Wert einer Aktie niemand genau kennt, hatte sowohl ich als auch andere hier schon explizit geschrieben. Ich weiß nicht, warum Du mir das in den Mund legst.
Viertens: Dein Efficient Market Theory Kommentar ist leider auch daneben. Die hat sehr wohl etwas mit dem fairen Wert zu tun, da sie postuliert, dass der Marktpreis von Aktien zu jedem Zeitpunkt in etwa dem fairen Wert entspricht (gegeben die Informationen, die zu diesem Zeitpunkt zur Verfügung stehen). Dies ist eben der Grund, warum sie behauptet, man könne nicht systematisch den Markt schlagen: der Markt hat angeblich in der Regel sämtliche Informationen bereits akkurat eingepreist, so dass der Marktpreis in etwa dem fairen Wert entspricht.
Wie gesagt, ich teile diese These in dieser strengen Form nicht. Fehlbewertungen können in Märkten in meinen Augen immer wieder entstehen und teilweise auch länger Bestand haben. Aufgehoben werden die im Zeitverlauf dann dadurch, dass manche Investoren erkennen, dass der faire Wert einer Aktie z.B. deutlich oberhalb des Marktwertes liegt und kaufen. Dann steigt der Kurs und nähert sich dem fairen Wert an.
Kurz: man kann nicht von Unter- oder Überbewertung sprechen, wenn man nicht gleichzeitig eine Vorstellung davon hat, was eine angemessene Bewertung ist. Dieser subjektiv bestimmte Kurs ist: der faire Wert.
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