Lieber Timo, lieber ralfine, lieber DHL usw.
Ich muss mich an dieser Stelle doch einmal selbst in den Arsch beissen, wenn ich euch über Dinge belehren will, die mich meine Beschäftignung kosten können. Schliesslich verdiene ich (besser wir) unser Geld damit, dass sich unsere Kunden auf "kreative Buchhaltungen" verlassen, die als realitätsfremd von den Finanzbehörden abgelehnt werden und unseren Kunden viel Ärger verursachen.
Wie Timo in Nr. 20652 richtig überschrieb : BILANZIERUNG
Das ist die Ursache für unser Einkommen. Bilanzierung, die eben aus dem Handelsrecht hergeleitet wird und keine Bedeutung für das Steuerrecht hat. Wir betreuen hauptsächlich Kunden, bei denen das Überleben auf der Kippe steht, weil eifrige Buchhalter ihre Fantasie von Bilanzierung in der Steuererklärung ausgetobt haben, die aber keinen Bestand im Steuerbescheid hatte.
Und das mit großen Auswirkungen. In diesen Steuerbescheiden ist nämlich für die Finanzämter ersichtlich, dass nur durch die eigenmächtigen, ungerechtfertigeten Kürzungen/Abschreibungen/Absetzungen/Abzüge/Wertberichtigungen usw. eine tragbare Steuererklärung abgegeben werden konnte. Die Folge davon ist, dass der Steuerbescheid nicht nur eine Nachzahlung beinhaltet, sondern auch gleichzeitig die Steuererklärung die Angabe, dass dafür gar keine ausreichenden Mittel vorhanden sind.
In mehr als einem Drittel (genau 38%) dieser Fälle wird gegen unsere Kunden sofort von der Finanzbehörde, die ja auch Vollstreckungsbehörde ist, das Insolvenzverfahren eröffnet. Um zu retten, was zu retten ist, arbeiten wir eng mit dem Finanzamt, den Insolvenzverwaltern, unseren Kunden und sofern notwendig den Fachanwälten für das Finanzrecht zusammen. Nur leider ist es in einer kleinen Anzahl der Fälle möglich Regelungen zu finden, die das Überleben unserer Kunden unter Aufhebung des Insolvenzverfahrens ermöglichen.
In den Fällen, in denen noch nicht das Insolvenzverfahren eröfffnet wird, ist meistens ein hoher Kapitalverlust die Folge, da die Kapitalbeschaffung für die Nachzahlung mit soviel Zeit verbunden ist (ggf. auch mit Stundung), dass die Verzugszinsen von 1% pro Monat viel Schaden anrichten.
Aber in allen Fällen sind unsere Kunden danach von der Beauftragung von steuerfremden Personen geheilt. Und deswegen geht mein Dank eben an euch, die ihr steuerfremd seid und bitte auch bleiben sollt. Es ist eben meine Einsicht, dass Bilanzierung nichts mit Versteuerung zu tun hat. Und ich hoffe, dass ihr nicht zu dieser Einsicht gelangt. Denn so bleibt meine Einkommensgrundlage erhalten.
(Das ihr nicht einmal gemerkt habt, dass ihr das Thema verfehlt habt ist euer Pech. Das Thema war "steuerlicher Abzug" und nicht Bilanz. Und was abgezogen wird oder werden darf, entscheidet das Finanzamt und nicht die Buchhaltung der Firma.)
Alles Gute
Der Chartlord |