08.08.2014 09:36 Uhr Autor: Roman Baudzus 23 Kommentare
Erste Gegensanktionen Russlands: Putin wird EU wie ein Ei aufknacken!
Stand gestern noch auf welt-online zu lesen, dass „Putin sein Volk leiden lasse“, nachdem es zur Verhängung von russischen Einfuhrverboten aus den meisten Ländern der EU und den USA kam, so zeigte dieser Bericht einmal mehr, aus welchem rein ideologischen Blickwinkel der Autor versuchte, seinen Lesern die Welt zu erklären. Hätte er diese ideologische Brille zuvor abgenommen, hätte er nicht nur erkannt, dass die Russen neben Chinesen und Afrikanern zu den leidensfähigsten Völkern dieser Erde gehören, sondern dass die gezielten russischen Gegensanktionen schon von nur innerhalb einem Tag bereits zu ersten Rissen innerhalb der EU geführt haben. Was war von diesem ohnehin untereinander zerstrittenen Haufen auch anderes zu erwarten? Schon mehren sich nicht nur in Griechenland, sondern auch in Österreich Forderungen nach einem Ausscheren aus Brüssels und Washingtons Sanktionsspirale.
Nachdem sich Putin und der Kreml die sich verschärfende Sanktionsspirale des Westens eine ganze Zeit lang angeschaut haben, ohne darauf zu reagieren – ganz nach dem Motto, dem Gegner auch noch die rechte Wange hinzuhalten –, scheinen die Russen diese gefährlichen Spielchen nun satt zu haben. Für Washington gilt weiterhin, was im Hinblick auf die dort vor sich hinwerkelnde und ruchlose Politclique schon seit langer Zeit meine Ansicht gewesen ist.
Amerika konnte seit dem Zweiten Weltkrieg keinen einzigen Krieg gewinnen! Weder in Korea, noch in Vietnam, Somalia, dem Irak oder in Afghanistan. Aber mit dem Atomstaat Russland will man sich nun in Washington anlegen, klar, nicht?! Die Dinge liegen deutlich auf der Hand. Putin und der Kreml sägen an den Stützpfeilern des US-Dollarsystems. Doch einmarschieren, wie damals in einen bereits zuvor abgerüsteten Irak, werden die USA dort nicht können.
War es vor dem 2. Golfkrieg doch Saddam, der ähnliche Pläne verfolgt hatte, um sein irakisches Erdöl nicht mehr gegen US-Dollars an den Weltmärkten zu fakturieren. Also musste Saddam damals aus dem Spiel genommen werden, obwohl doch die Gefahren bekannt waren, die mit dem Öffnen der Büchse der Pandora im Vielvölkerstaat Irak von Beginn an verbunden waren. Welche Propagandalügen der westliche Main Stream in Bezug auf das Zweistromland damals initiierte, um die Meinung der Weltöffentlichkeit auf die eigene Seite zu bringen, haben wir noch allzu gut im Gedächtnis.
Saddam, der neue Hitler, Saddam, der Babykiller, und so weiter...abgedroschene Phrasen, die heute auf jedermann angewendet werden, der den Einschüchterungsversuchen Washingtons die Stirn bietet. Unvergessen bleibt auch, welch perfide Märchen und zuvor konstruierte Lügengeschichten der ehemalige US-Außenminister Colin Powell vor der Vollversammlung der UNO in New York zum Thema „irakische Massenvernichtungswaffen“ zum Besten gab.
In diesem Angesicht ist es mehr als eine Schande, dass sich auf globaler Ebene bislang nur Malaysia dazu durchgerungen hat, George W. Bush, Tony Blair und Kumpane zu Kriegsverbrechern zu erklären. Diese gesamte Clique hätte wahrscheinlich längst vor den Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gehört, eine Institution, vor die Washington und die „menschenrechtsliebenden“ Europäer ja nur allzu gerne afrikanische Potentaten zerren, um ihnen dort die Leviten zu lesen.
Selbst in Staaten wie Kenia wachsen Wut und Empörung unter der Bevölkerung über diese Art der Bevormundung. Wohl gerade aus diesem Grund konnte das Gespann Kenyatta/Ruto dort bei den letzten Nationalwahlen einen klaren Sieg davontragen. Wie viele ausgestreckte Mittelfinger, die in Richtung Europa gerichtet waren, habe ich damals in Kenia zu dieser Zeit gesehen? Eine ganze Menge. Selbst in Afrika ist man die Doppelmoral des Westens einfach leid.
Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht, wie es im Volksmund heißt. Was soll man diesen Protagonisten in Washington und dem Weißen Haus überhaupt noch abnehmen? Die Dinge gleichen sich. Heute steht nicht Saddam am Pranger, sondern Putin. Und das aus gutem Grund. Denn Putin hat sich im Vergleich mit diesen in Arroganz und Anmaßung ertrinkenden Protagonisten in Washington bis hierher als der weitaus bessere Stratege erwiesen.
Nicht nur die wirtschaftliche und politische Annäherung zwischen Russland und China dürfte Putin in der Heimat hoch angerechnet werden. Auch seine gezielten Interventionen im Falle Syriens und der Ukraine trugen dazu bei, den „Narr im Weißen Haus“ am Nasenring durch die Weltmanege zu ziehen, wie PCR sagen würde. Und dies alles selbstverständlich unter der Prämisse einer Wahrung nationaler Interessen Russlands. Wir erinnern uns, dass die Russen im syrischen Tartus eine ihrer größten Marinebasen weltweit betreiben.
Mit Blick auf die Ukraine durfte der Kreml weder Gefahr laufen, dass ihm nach dem in Kiew stattgefundenen Putsch die Schwarzmeerflottenbasis auf der Krim abspenstig gemacht würde. Und auch mit Blick auf die Ostukraine kann und darf Russland seinen übergroßen Einfluss nicht Preis geben, weil fast 80% der Flugzeugmotorenproduktion für russische Jets und Bomber im jetzt heiß umkämpften Donbass-Becken gefertigt und von dort geliefert werden.
Die Karten zwischen Washington und Moskau sind also längst gemischt. Der geopolitische Frontverlauf zeichnet sich seit Monaten deutlich ab. Und die untereinander zerstrittene EU steckt im Schlamassel mittendrin. Deren politische „Führer“ scheinen außer Acht zu lassen, dass es im Zentrum Europas richtig krachen wird, wenn sich der Konflikt zwischen den Russen und dem Westen weiter verschärfen sollte.
Peking wartet unterdessen ab und beobachtet, während es seine Claims im Südchinesischen Meer absteckt. Stets im Bewusstsein darüber, dass Washington einen Zweifrontenkrieg in Europa und Asien niemals für sich entscheiden könnte. Fast belustigend ist die Tatsache, zu welcher Empörung die durch Russland verhängten Gegensanktionen unter europäischen Staatsregierungen nun geführt haben. Nein, so etwas stand natürlich nicht auf dem Programm – dass der Kreml sich irgendwann wehren würde.
Wie Russlands Agrarministerium gestern bekannt gab, werde man die aus dem Westen ausfallenden Lebensmittelexporte unter anderem durch chinesische und lateinamerikanische Importe ausgleichen. Damit war durchaus zu rechnen. Womit ebenfalls zu rechnen sein wird, ist, dass die durch Russland für ein Jahr ausgesetzten Lebensmittelimporte aus der EU und den USA auch nicht mehr reinstitutionalisiert werden dürften. Warum auch? Hat Russland erst einmal andere zuverlässige Lieferanten in der Welt vertraglich an sich gebunden, warum soll es dann zu jemandem zurückkehren, der ihm nur ans Bein pinkeln will?!!
Bild: gmx
Unter anderem hierin spiegelt sich der übergroße Realitätsverlust der politisch Handelnden des Westens wider. Bis gestern morgen schien auch bei oben erwähntem welt-online Autor noch nicht angekommen zu sein, dass die Lebensmittel-, Obst- und Gemüseexporteure der durch die russischen Gegensanktionen betroffenen Länder laut aufschreien, weil sie sich ganz einfach mit potenziellen Milliardenverlusten konfrontiert sehen. Deutschland inbegriffen.
Berechtigte Frage ist auch, wohin diese leicht verderblichen Überschüsse denn nun eigentlich geliefert werden sollen? Wenn die heimischen Märkte diese Überschüsse aufnehmen müssen, ist doch sonnenklar, dass sich der Preiskampf in der Eurozone verschärfen wird, was wohl nicht sonderlich Inflationär, sondern höchst Deflationär wäre. Ausgewachsene Handelsdefizite könnten zudem eine Folge sein. Und so dauerte es auch nur einen ganzen Tag, bis sich erste Rissen innerhalb dieser derart glorreichen Brüsseler EU und ihres Politbüros abzuzeichnen begannen.
Griechenlands Regierung gerät in der Heimat stark unter Druck, weil Forderungen immer lauter werden, aus dem westlichen Sanktionsbündnis auszuscheren. Wie viele weitere Länder könnten schon bald folgen? Laut einem gestrigen Bloomberg-Bericht teilten sowohl Griechenlands Premier als auch der Außenminister des Landes mit, zu prüfen, wie die gegenüber Russland durch den Westen verhängten Sanktionen den kleinstmöglichen Einfluss auf die heimische Wirtschaft ausüben würden.
Für Griechenland müsse im Vordergrund stehen, seine eigene Landwirtschaftsproduktion zu schützen und freundschaftliche Beziehungen mit allen Ländern in der Welt aufrecht zu erhalten. Etwas, das man sich in Athen und mit Blick auf die nun bereits seit sechs Jahren im Land dar niederliegende Wirtschaft vielleicht ein wenig früher hätte überlegen sollen. Zwar wolle man auch seinen Pflichten innerhalb der EU nachkommen. Problem sei jedoch, dass man es in der aktuellen Lage nicht allen recht machen könne.
Schon geht ein Aufschrei durch die Reihen der griechischen Lebensmittelexporteure, weshalb die Athener Regierung sogleich eine Task Force ins Leben rief, um die heimischen Exporte an Russland zu beobachten. Aufgabe des Gremiums wird es ebenfalls sein, nach Wegen zu suchen, wie die griechischen Exportmärkte für Früchte und Gemüse expandiert werden können, um auf die durch Russland verhängten Sanktionen, die einen einjährigen Bann von Lebensmittelimporten aus den meisten EU-Ländern zur Grundlage haben, zu reagieren.
Das griechische Außenministerium hatte sich bereits gestern an den Kreml mit der Bitte gewandt, griechische Frucht- und Gemüseexporte nach Russland auch weiterhin zuzulassen. Dieser Bitte wurde durch den Kreml eine direkte Abfuhr erteilt. Die stark von der Landwirtschaft abhängige Wirtschaft Griechenlands dürfte dadurch sehr hart getroffen werden.
Die größte Oppositionspartei Syriza erklärte gestern, dass sich die blinde Gefolgschaft der griechischen Regierung gegenüber den Strategien Brüssels und Washingtons aus dem Kalten Krieg desaströs auf den Landwirtschaftsektor des Landes auswirken werde. Syriza rief dazu auf, aus allen gegen Russland verhängten Sanktionen sofort auszusteigen. Richtigerweise wurde auch darauf hingewiesen, dass diese Sanktionen einen Wirtschafts- und Handelskrieg zur Folge haben werden, in den Griechenland mit hineingezogen werde.
Auch in Österreich, das jüngst einen Vertrag zum Bau der South Stream Pipeline mit der russischen Führung unterzeichnete, scheint über ein potenzielles Ausscheren bereits nachzudenken. Denn die eigenen Exporte nach Russland entwickelten sich vor allem im vergangenen Jahr noch besser als in den Vorjahren. So beliefen sich die Erträge aus dem Export landwirtschaftlicher Güter nach Russland für die Österreicher im vergangenen Jahr auf knapp 240 Millionen Euro.
Screenshot eines gestrigen Hauptberichts auf welt-online.de
Auch Deutschlands Agrarminister Schmidt kündigte gestern an, dass der russische Importbann für Fleisch-, Fisch-, Milch-, Obst- und Gemüseprodukte aus der EU und den USA sehr negative Auswirkungen auf die Ausfuhren haben werden. Bis dato war auf den Seiten von spiegel-online oder welt-online, auf denen eine Reihe von Autoren sich zum Propagandasprachrohr Washingtons gemacht zu haben scheint, nichts, aber auch überhaupt nichts zu lesen.
Zumindest bis zum gestrigen Abend wurde den dortigen Lesern lediglich verklickert, wie Putin seinen russischen Landsleuten Böses antut und sein eigenes Volk bewusst leiden lässt. Und welche Zeichen der Schwäche sich in den durch die Russen verhängten Gegensanktionen widerspiegeln würden. Noch irgendwelche Fragen, ja?! |