Zunächst der Artikel, unten meine Kritik.
www.n-tv.de/wirtschaft/der_boersen_tag/...rticle25606794.html
Milliarden-Geldregen: Deutsche Bondrenditen auf 16-Monats-Hoch
Die Aussicht, dass die Bundesrepublik zur Finanzierung der Verteidigungskosten mehr Staatsanleihen ausgibt, treibt die Renditen am deutschen Bondmarkt an. Die zehnjährigen Bundesanleihen rentieren mit 2,681 Prozent nach 2,480 Prozent am Vortag und erreichen damit den höchsten Stand seit 16 Monaten.
Einen so starken Anstieg der Rendite an einem Tag gab es zuletzt im September 2022. Union und SPD haben sich auf ein riesiges Finanzpaket verständigt. Um mehr Geld in die Verteidigung Deutschlands stecken zu können, soll die im Grundgesetz verankerte Schuldenbremse schon in den kommenden Tagen gelockert werden. Außerdem ist ein 500 Milliarden Euro schwerer Sondertopf zur Modernisierung der Infrastruktur geplant.
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FF: Der Artikel suggeriert, dass der Anstieg der Renditen deutscher Staatsanleihen etwas Positives sei ("Milliarden-Geldregen").
Tatsächlich haben die Anleihen einen fixen Coupon. Wenn die Renditen deutlich steigen, bedeutet dies, dass der KURS der Anleihen deutlich gefallen ist.
Und das ist kein Grund zur Freude, sondern sogar ein Warnsignal. Denn es lässt nur den Schluss zu, dass institutionelle Anleger massenhaft deutsche Staatsanleihen abstoßen, weil ihnen die enorme Neuverschuldung zur Aufrüstung und die neuerliche Aufweichung der Maastricht-Kriterien spanisch (bzw. griechisch) vorkommen.
Mit steigender Staatsverschuldung steigt nämlich auch die Gefahr eines Ausfalls der Anleihen durch Staatspleite. Genau deshalb sinken auch die Anleihenkurse. In Griechenland fielen diese 2010 bis auf 20% des Nominalwertes.
Deutschland steht mit 64% Schuldenquote zwar im EU-Vergleich noch ganz gut da (Frankreich 110%, Italien 140%, Spanien über 100%), aber das ist kein Grund, nun auch noch die letzte Bastion im Euro-Währungsgefüge ebenfalls durch massive Neuverschuldung aufzuweichen.
Zumal, wie ich schon gestern schrieb, Militärausgaben keinen späteren Cash-Flow erzeugen, sondern sogar Folgekosten (Wartung, Sold) verursachen. Sie erhöhen im Wesentlichen nur die Staatsschulden, nicht das BIP.
Hinzu kommt, dass der Anstieg der Bundrenditen für die Bundesregierung auch die Herausgabe neuer Staatsanleihen deutlich teurer macht. Und dann setzt es - für den Steuertopf - sogar MilliardenVERLUSTE.
Nicht einmal für die Halter bereits emittierter deutscher Staatsanleihen resultiert ein "Milliarden-Regen". Der Coupon ist bekanntlich fix, und sie erhalten die gleichen Zinszahlungen wie zuvor. Allerdings sinkt der Kurs ihrere Staatsanleihen deutlich. Sie können ihre Staatsanleihen daher, falls nötig, nur noch mit deutlichen Kursverlusten verkaufen. Diese Kursverluste können sogar höher ausfallen als die Zinsen, die bislang damit kassiert wurden.
Der Artikel bei n.tv ist in diesem Sinne ein Meisterstück von kriegsbeschönigender (und wirtschaftsferner) Desinformation.
Ganz ähnlich wie Neuverschuldung neuerdings "Sondervermögen" genannt wird. Neue Schulden sind KEIN Vermögen, sondern eine Belastung.
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