Da waren ja ein paar gute Hinweise in den letzten Postings. Vielen Dank für die Ehrlichkeit und Offenheit.
Ich würde aber gerne noch etwas auf dieses psychologische Chartbild eingehen.
Als Beispiel dient da jetzt mal meine jungfräuliche erst knapp einjährige Börsenerfahrung.
Zu Beginn hatte ich meiner Partnerin gesagt: "Ich will mal sehen, ob dieses Börsending welches der Deutsche so verteufelt wirklich ein Buch mit sieben Siegeln ist". Ich habe mich nach Depoteröffnung mit diversen Firmen auseinandergesetzt, wobei die Tipps und Empfehlungen von Finanzen.net hilfreich... ja sogar Kaufentscheidend waren. Ich habe mir dann zunächst mein Musterdepot "eines verstorbenen" angelegt, bei dem ich etwa 20 Werte willkürlich reingelegt habe, zu Stückzahlen, wie ich sie mir im echten Leben vielleicht gekauft hätte.
Real entschieden habe ich mich dann in Richtung Biotec-Werte. Ein paar Evotecs... ein paar Morphosys. Nachdem quasi nichts dramatisches "passiert" war, habe ich immer mehr Morphosys dazugekauft in Stückzahlen, die ich mir gerade leisten konnte. Dann habe ich irgendwie Blut geleckt und das Realdepot quasi als "Sparbuch" erkannt. Ich habe rübergeschaufelt, was ich freimachen konnte.
Im echten Leben muss ich mein Geld tatsächlich ein Stück weit mit Gewalt in diverse Versicherungen wegsparen, um für das alter Vorsorge zu betreiben. Was ich noch nie geschafft habe, ist mehrere tausend Euro brav auf mein Sparbuch anzusparen. Das Depot wiederum habe ich innerhalb eines Jahres auf eine Summe hochgespart, die ich in 48 Jahren noch nie auf einem Sparbuch hatte. Das liegt glaube ich daran, das ich die Aktien als Ware wahrnehme... als "Stücke".
Und nun komme ich zu dieser Psychologie-Sache.
In meinem Kopf hängen nun also "Stücke" als Gegenwert zu meinen Sparbemühungen. Beim Höchststand der Aktie dank Gusel hab ich mir gedacht, dass es sicher nun abgeht nach oben. Wie wir wissen, ist dies nun nicht passiert. Dann habe ich gerechnet, was wohl gewesen wäre, wenn ich bei den 67 verkauft hätte. Da ich meine ersten MOR für knapp unter 40 gekauft habe, stellte ich fest das ich die Stückzahl die ich gerade habe NIE wieder bei gleichem Geldeinsatz erreichen werde.
Etwas neidvoll habe ich auf alle geblickt, die irgendwo "fett reingehen" aber auch wieder "fett rausgehen".
Nachdem ich dieses Psycho-Chartbild gestern gesehen habe, ist mir tatsächlich aufgefallen... das ich mich da in weiten Teilen wieder erkenne. (Selbstkritik ist wichtig).
Und heute Morgen ist es mir wie Schuppen von den Augen gefallen, das ich ein Idiot bin... weil ich einen eklatant wichtigen Aspekt der Börse nicht verstanden habe: Es ist nicht emotional... sondern rational Mathematisch.
Während ich ich auf der jagt nach Stücken war und diese (neben den Kursgewinnen bei MOR) als Referenz herangezogen habe, hätte ich einfach nur die Summe die dahinter steht sehen müssen.
Merke: Es zählt einfach nur, wieviel Prozent Ertrag erreiche ich mit Beispiel-Einsatzsumme 10.000 Euro? Denn: 8% von 10.000 Euro sind nun mal 800 Euro, egal ob dies mit 200 MOR oder 50 Adidas gemacht wird.
Wenn man dann sein anvisiertes Ziel erreicht hat und die Luft aus einem Papier ist, macht es vielleicht Sinn die Position zu verkaufen, das Cash liegen lassen um eine schlagfähige und vor allem "Großkalibrige Waffe" zu haben, für den nächsten Trade.
Man kann, nein man muss die Risiken eines Papieres durch Recherche und Information abwägen. Das ist natürlich Essenziell wichtig. Hier hilft vor allem ein Forum wie dieses hier, mit vielen Meinungen von lang investierten und langjährigen Tradern zu einem bestimmten Wert.
Dies wäre also eine Möglichkeit mit dem Traden umzugehen. Hat man das Sitzfleisch, das Vertrauen und den langen Atem wie z.B. Nutella, dann kann aber auch das Gegenteil Sinn machen. Sein Eistand lag wohl um die 8 Euronen. Nun sind wir bei 57. Da müsste man mal den Ertrag durch die Haltedauer teilen um zu ermitteln wieviel Prozent das per Anno bis Heute sind.
Wie auch immer... wünsche euch allen einen schönen Tag :-) und wie immer gute Kurse. |