@VicTim
Ist tatsächlich spannend. - Wann steigen Longies oder gar Ultra-Longies aus?
Grundsätzlich investiert ein Longie ja, wenn er
a) vom Unternehmen hinter der Aktie überzeugt ist (Daten/Zahlen, Führungsriege, Ausblick) b) von der Branche des Unternehmens überzeugt ist (Daten, Ausblick) c) genügend Zeit hat d) das investierte Geld nicht braucht (nicht zu verwechseln mit c)
Was VicTim hier anspricht ist der berühmte Punkt mit der Zeit. Irgendwann haben wir alle keine Zeit mehr. Es sei denn wir wollen Aktien vererben. Wer das nicht will und die Früchte seiner Investition selbst genießen will, der hat irgendwann den Punkt erreicht, dass er trotz tollem Unternehmen, trotz toller Branche und trotz des Faktes,dass er das ursprünglich investierte Kapital nicht zum (Über-)Leben braucht, er doch irgendwann den Gewinn einfahren will. Also selbst den härtesten Ultra-Longie fällt irgendwann mit Punkt c) ein wichtiger Baustein für ein sicheres langfristiges Investment weg. Und sobald das passiert, sage ich jedem: VERKAUFEN bzw. gar nicht erst einsteigen.
Was kann man nun machen? Wenn jeden irgendwann dieser Punkt wegbricht, sollte man dann überhupt noch ultra-long in Evotec gehen? ... Ja auf jeden Fall.
Denn für Punkt c) gilt wie für Punkt a, b und d - dass man mit sich selbst diese Punkte ausmachen muss. Nicht jeder sieht das tolle Unternehmen Evotec - somit erreicht nicht jeder Punkt a). Nicht jeder begreift das Chancen/Risiko-Profil der Branche (und dass Evotec einen Großteil der branchenüblichen Risiken ausmerzt) und erreicht somit nicht Punkt b).
Und so gilt auch für die Zeit, dass jeder für sich festlegen muss, was er an Zeit hat und wann er irgendwann mal die Früchte einfahren will. Das ist für jeden Investor unterschiedlich und kann sich auch bei verschiedenen Lebensphasen mal zwischendurch ändern. Grundsätzlich sagt man bei Einzelinvestments in einzelne Aktien sollte man schon einen Zeithorizont von 10-15 Jahren vorweisen können, weil ab diesem Zeitraum der Faktor Glück/Zufall nicht mehr wirklich relevant ist, ob man Gewinn erzielt. Was aber macht man wenn man mal bei der Anlage 10-15 Jahre hatte, aber dann nach 10 Jahren nur noch 5 Jahre vor sich hat und man trotzdem vom Unternehmen überzeugt ist? ... Das ist auch für mich eine schwierige Frage, und da ich zum Glück noch 20-25 Jahre vor mir habe, stellt sich mir die Frage des Ausstiegs nicht - eine Antwort habe ich darauf nicht.
Ein paar Ultra-Longies leben abseits der Börse als Frugalisten und legen in Aktien an um irgendwann finanziell "frei" zu sein. Die haben meist Dividendenpapiere und brauchen keine Verkäufe aus Zeitgründen. Die können tatsächlich vererben. Man könnte sich auch einen Longie vorstellen, der gar nicht erst unter Zeitdruck geraten will und sofort verkauft, wenn er zum ersten Mal bewusst auf "die Uhr guckt" und sich gedanklich auf Zeiträume zum Ausstieg festlegt. Wenn also die Psyche beginnt ein Faktor zu werden. Kein Ultra-Longie will nach 10, 15, 20+ Jahren plötzlich doch noch zum Nervenbündel werden, wie all die anderen Marktteilnehmer die panisch hin und her verkaufen und bei denen er in den vergangenen Jahrzehnten noch mit dem Kopf geschüttelt hat....
Und ein fixer Ausstiegspunkt (50. Geburtstag, etc.) kann teuer werden, wenn dann gerade Wirtschaftskrise ist - und ein Longie will ja gerade nicht mit dem Glück spielen....
Was also tun?
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