Ich gehe mal davon aus, dass einige Conergy-Aktionäre gegen das Conergy-Management klagen werden, denn es gibt durchaus etliche Ungereimtheiten zwischen dem gesagten, dem geschriebenen, vor allem in den Risikoberichten, und den Aussagen nach der Insolvenzmeldung. Ansatzpunkte für eine Anzeige gegen das Conergy-Management gibt es zu genüge und ich gebe den Klagen auch sehr gute Erfolgschancen, denn es gibt viel zu viele offensichtliche Ungereimtheiten. Auf der anderen Seite ist es aber schon so, wer die Conergy-Bilanz sauber gelesen hat und die finanzielle und bilanzielle Entwicklung betrachtet hat, dem musste bewusst gewesen sein, dass es bei Conergy eine ganz latente Insolvenzgefahr gibt (z.B. negatives Eigenkapital, sehr schwache Liquiditätsaustattung). Zumal ja Conergy in jedem ihrer Geschäftsberichte einen ellenlangen Risikobericht mit beigefügt hat. Jetzt aber zu den Ungereimtheiten und die sollten/müssen aufgeklärt werden: Folgendes steht im Q1-Risikobericht vom 14.Mai 2013: "Derzeit sind keine der im Geschäftsbericht 2012 aufgeführten bestandsgefährdenden Risiken erkennbar, deren Eintritt überwiegend wahrscheinlich ist." Ist jetzt ein Treppenwitz. Heute erfährt man, dass Conergy schon seit 15 Monaten versucht mit den 10 Banken eine Lösung zu finden und jetzt aufeinmal ist die bislang positive Fortführungsprognose für die Conergy AG entfallen. Dass Conergy solche existentielle Gespräche seit Monaten führt ist nicht mal ansatzweise in einem Risikobericht aufgeführt. Ebenfalls im Q1-Risikobericht: "Eine ausreichende Liquidität des Conergy Konzerns ist nach der Unternehmensplanung aus der laufenden Geschäftstätigkeit unter Berücksichtigung der vor¬handenen Kreditlinien und Avale in Höhe von 261,5 Mio. EUR aus dem Syndizierten Kreditvertrag 2011, der eine Laufzeit bis Juli 2015 hat, grundsätzlich kurz bis mittelfristig gegeben." Kleiner Hinweis dazu: Conergy verfügte Ende Q1 gerade mal noch üner eine Liquidität von 7,8 Mio. € und Anfang Juni standen Cashzahlungen von 4 Mio. € an Sun Edison bzw. der umbenannten MEMC an. Am Tag vor den Q1-Zahlen wurde von Conergy eine sehr merkwürdige Mini-Wandelanleihe von 4,5 Mio. € ausgegeben, die von zwei Conergy-Lieferanten (!!!) gezeichnet wurde. Aufgrund der sehr niedrigen Summe nehme ich an, dass diese Wandelanleihe Conergy als Liquiditätsengpass helfen sollte um so kurzfristig über die Runden zu kommen. Das müsste sich eigentlich sehr leicht feststellen lassen ob dem so ist. Zum einem braucht man sich nur die Bücher von Conergy anschauen und schauen wir denn die Liquiditätslage am 14.Mai ausgeschaut hat und zum anderen kann braucht man nur die beiden Unternehmen befragen, die die Wandelanleihe gezeichnet haben, warum sie Conergy 4,5 Mio. € in Cash an Kredit gegeben haben. Ist dem so wie ich glaube/vermute, dann liegt hier ein eindeutiges strafrechtliches Vergehen vom Conergy-Vorstand vor. Das steht im Q1-Geschäftsbericht: "Die Planung geht daher weiterhin von einem leicht positiven EBITDA für das laufende Geschäftsjahr aus. Wie bereits in der Vergangenheit liegt ein weiterer Schwerpunkt auf der Erwirtschaftung eines positiven operativen Cashflows." Wie das mit dem Cash Flow funktionieren sollte verstehe ich nicht. Mit einem leicht positiven EBITA und einem negativen Working Capital inkl. sehr hohen Lieferantenschulden einen positiven operativen Cash Flow zu erzielen geht meiner Einschätzung nach schon in Richtung Zauberei. Das steht im Q1-Geschäftsbericht: "Eine Erholung des Preisniveaus zugrunde gelegt, soll über eine deutliche Volumensteigerung ein Umsatz zwischen € 700 und € 800 Mio. erreicht werden, womit der Vorstand die zu Jahresanfang gegebene Umsatzprognose von € 650 bis € 750 Mio. leicht erhöht." Conergy strebte also ein Umsatzwachstum von mindestens 45% an und heute sagte Comberg: "Ohne eine tragfähige Kapitalstruktur und die entsprechenden liquiden Mittel können wir das von uns geplante Wachstum jedoch nicht umsetzen.“ Naja, damit war also die Umsatzprognose nicht mal ansatzweise seriös und dazu kommt ja noch, dass Comberg diese Umsatzprognose im Mai noch erhöht hat. Ein weiterer Ansatzpunkt und für mich der bedeutenste für eine Klage gegen Comberg und Co ist das was nicht im Risikobericht steht. Conergy ist seit Anfang 2012 ein erhöhtes Unternehmensrisiko eingegangen un das hat sich von Quartal zu Quartal erhöht aufgrund der immer höheren Lieferantenschulden. Die im Rahmen des Syndizierten Kreditvertrages gewährten Avallinien dienten nicht mehr zur Absicherung für Solarprojekte, sondern die gewährten Avallinien wurden seit Anfang 2012 überwiegend zur Absicherung von Lieferantenkrediten genutzt. Da Conergy ihre Lieferantenkredite seit diesem Unternehemensfinanzierungsstrategiewechsel um knapp 63 Mio. € bzw. 71% auf 151,7 Mio. € erhöhte wurden dann wohl die Avallinien so gut wie voll ausgeschöpft und somit blieb wohl nichts mehr übrig bzw. kaum noch was übrig um Projektrisiken abzusichern. Das war ja laut Conergy mit ein Grund für die Insolvenzmeldung, da Zahlungen von einem Großprojekt ausblieben. Dieses Risiko, das es ja grundsätzlich in jedem Projektegeschäft immer gibt, wurde von Conergy nie richtig im Risikobericht dargestellt. Vor allem , dass sich dieses Risiko aufgrund des Finanzierungsstrategiewechsel deutlich erhöht hat. Wenn Conergy dann noch in Thailand im 1.Halbjahr etwa 50% seines Projektgeschäftes abwickelt (ca. 50 Mio. €), dann kann man das schon als sehr fahrlässig bezeichnen oder als Harikiri-Aktion bezeichnen. Ich habs schon nach den Q1-Zahlen im Mai geschrieben anch den sehr schwachen Zahlen, Conergy reitet einen ganz heißen Ritt auf einer scharfen Rasierklinge, denn die Schulden sind in Q1 auf 307,3 Mio. € angewachsen (ohne Rückstellungen) und damit gab es kaum noch Luft auf die genehmigten Kreditlinien und die Liquidität la gerade mal moch bei 7,8 Mio. €. Welch hohes Risiko bei Conergy gefahren wurde konnte man sehr leicht aus den letzten 4 Quartalsberichte raus lesen, wenn man denn wollte. Dabei darf man nicht vergessen, der Comberg hat vor Conergy noch nie ein Unternehmen geführt und ist ein gelernter Investmentbanker und damit das Pokern mit erhöhtem Risiko wohl gewohnt. |