In Deutschland gab es im Mai einen recht ordentlichen Solarzubau von 344 MW. Das sind 24 MW weniger wie im April, aber aufgrund der vielen Feiertage im Mai ist der Zubau dann schon einigermaßen gut gewesen. Nach wie vor ist Deutschland auf einem guten Weg um in diesem Jahr auf die vom Markt erwarteten 3,8 bis 4,5 GW Zubau zu kommen (2012: 7,6 GW). In den ersten fünf Monaten dieses Jahres gab es somit einen Zubau von 1,5 GW in Deutschland (Jan.: 275 MW, Feb.: 211 MW, März: 290 MW, April: 368 MW, Mai: 344 MW). Deutschland ist in Europa hinsichtlich Solar der Fels in der Brandung und in Europa ganz klar die Nr. 1.
Der italienische Solarmarkt lief im Mai auch noch einigermaßen ordentlich mit einem Zubau von 169 MW. Damit kommt Italien in den ersten fünf Monaten auf 0,91 GW (Jan.: 232 MW, Feb.: 127 MW, März: 214 MW, April 170 MW, Mai: 169 MW). Die Juni-Zubauzahlen werden auch noch akzeptabel ausfallen in Italien, aber dann wirds schwierig, denn das Conto Energia 5 ist ausgelaufen und das heißt, dass es für Anlagen kleiner 12 kW ab Juli keine Einspeisevergütungen mehr geben wird und größere Anlagen bekommen nur noch Einspeisevergütungen wenn sie über das Conto Energia 5 registriert wurden bis Ende Mai. In dem Conto Energia 5-Register befanden sich noch rd. 3.000 Solaranlagen mit einer Gesamtkapazität von ca. 700 MW. In Italien ist zwar ein Net Metering-System und auch Steuervergünstigungen für Solaranlagen angedacht, aber wenn das wirklich kommt weiß keiner. Italien kann zwar ihre Analystenschätzungen mit einem Zubau von 2 GW in diesem Jahr noch erreichen (2012: 3,6 GW), aber das wird nicht sehr einfach werden.
Nach dem der griechische Solarmarkt sehr überraschend in Q1 noch die Nr. 1 war mit knapp 0,8 GW und die griechische Regierung auf den Solarboom sofort reagierte und die Einspeisevergütungen von einem auf den anderen Tag um knapp 50% gekürzt hat kühlt der griechische Solarmarkt sehr deutlich ab. Schon im April war das mit einem Zubau von nur noch 59 MW ersichtlich und im Mai ging es dann nochmal leicht auf 53 MW zurück. Griechenland kommt in der ersten fünf Monaten aber immerhin auf einen Zubau von 0,9 GW (Jan.: 300 MW, Feb.: 234 MW, März: 259 MW, April 59 MW, Mai: 53 MW). Wobei aber der Q2 Zubau in Griechenland gg. Q1 um rd. 80% einbrechen wird. Am Beispiel von Griechenland sieht man sehr gut wie schnell ein Solarboom von der Politik abgewürgt werden kann.
Der englische Solarmarkt wird in Q2 wohl auch rückläufig sein, da der Q1-Zubau mit 0,52 GW geprägt war von den Vorzieheffekten bei den großen Solarkraftwerken (reguläre Kürzungen von 20% ab Ende März). Jedoch springt in Großbritannien der Aufdachanlagenmarkt nach der "Winterpause" wieder an. So gab es von Mitte Mai bis Ende Juni bei Aufdachanlagen bis 50 kW einen Zubau von sehr guten 70 MW. Großbritannien war in Europa hinter Deutschland in 2012 die Nr. 2 bei den kleinen und mittleren Aufdachanlagen. Großbritannien ist aber noch Inline mit den 2013er Zubauprognosen, die bei 1,5 bis 2 GW liegen (2012: 0,9 GW).
Wenn es einigermaßen gut laufen wird für Solar im Juni, dann könnte es in Europa zu einem Q2-Zubau von rd. 3 GW kommen und das wäre dann etwas weniger wie der Q1-Zubau (3,1 GW). Damit würde es in Europa im 1.Halbjahr zu einem Zubau von 6,1 GW kommen, was einem Nachfragerückgang von 35% bzw. 3,5 GW entsprechen würde gegenüber 1 Hj. 2012.
Der europäische Solarmarkt ist erwartungsgemäß in diesem Jahr sehr sehr schwierig und es deutet mittlerweile alles daraufhin, dass die prognostizierte Zubauspanne für dieses Jahr von 12 bis 13 GW eher am unteren Rand sein wird (2012: 17,5 GW). Sollten die kleineren europäischen Solarländer wie Dänemark, Österreich, Schweiz, Niederlande, Slowenien oder Rumänien im 2.Halbjahr nicht positiv überraschen wie im Vorjahr, dann dürfte es in Europa sogar zu einem Zubau von unter 12 GW kommen können und das wäre dann ein Nachfragerückgang von über 5,5 GW bzw 30% gg. 2012. Solarbuzz erwartete in ihrerer neusten Zubauanalyse von gestern für Europa im 2.Halbjahr ein Zubau von 6 GW und damit in etwa genau so viel wie im 1.Halbjahr.
Hier mal die europäischen Top 10-Länder nach den 2013er Zubauprognosen:
1. Deutschland 4,0 GW (2012: 7,6 GW) 2. Italien 2,0 GW (2012: 3,6 GW) 3. Großbitannien 1,6 GW (2012: 0,9 GW) 4. Griechenland 1,3 GW (2012: 0,9 GW) 5. Frankreich 0,9 GW (2012: 1,1 GW) 6. Rumänien 0,4 GW (2012: 0,06 GW) 7. Ukraine 0,3 GW (2012: 0,2 GW) 8. Österreich 0,3 GW (2012: 0,2 GW) 9. Belgien 0,2 GW (2012: 0,5 GW) 10. Dänemark 0,2 GW (2012: 0,3 GW)
Die globale Solarwelt sieht da wesentlich besser aus, denn die steuert auf einen Zubau von über 35 GW hin (2012: 30 GW) und so wie es aussieht könnten es sogar um die 38 GW werden (Asien 17 GW; Europa 12,5 GW; Amerika 5,5 GW; Afrika 1,0 GW, Australien + Pazifik 0,9 GW) was einem Wachstum von 21% entsprechen würde.
Die globalen Solar-Lokomotiven in diesem Jahr sind China (prognostiziert zwischen 7 bis 10 GW) und Japan (prognostiziert zwischen 6 bis 9 GW). Erreichen beide Länder die oberen Analysten-Prognoseziele, dann könnte es sogar einen globalen Solarneuzubau von um die 42 GW (!!!) geben. Wobei aber Anfang der Woche der japanische CIS-Dünnschichthersteller Solar Frontier (Fertigungskapazitäten von 960 MW) warnte, dass es in Japan zu Schwierigkeiten bei der Stromnetzintegration kommen wird. Laut Solar Frontier wird das japanische Stromnetz durch die großen, derzeit gebauten bzw. geplanten Solarkraftwerke zum Engpass werden. Immerhin sind in Japan rd. 12 GW an Solarkraftwerken in den nächsten 2 Jahren schon geplant und haben großteils auch schon Genehmigungen erhalten. Dieses japanische Stromnetzproblem sollte man als Aktionär von Solaraktien unbedingt im Auge behalten, denn der japanische Solarmarkt ist nicht nur im diesen Jahr einer der solaren Hoffnungsträger.
Die Solarbranche vollzieht in diesem Jahr den erwarteten Wandel, weg vom europäisch dominierten Markt (Europa 2011: Zubau 19,6 GW bzw. ein Marktanteil von 71% -- Europa 2012: Zubau 17,5 GW bzw. ein Marktanteil von 58% -- Europa 2013e: 12,5 GW bzw. ein Marktanteil von nur noch 33%), hin zu einem globalen Markt, in welchem viele Länder für Wachstum sorgen. Wobei aber die Diversifizierung der Märkte bei weitem noch nicht abgeschlossen ist, da weiterhin nur wenige Länder für die ganz große Nachfrage sorgen und damit gibt es für die Solarbranche nach wie vor große Abhängigkeiten auf einzelne Märkte. Nach den Prognosen von Solarbuzz weden alleine die die Top 4 Nachfrageländer (China, Japan, USA, Deutschland) in diesem Jahr einen Marktanteil von 65% erreichen.
Langsam aber sicher stellt sich eine wachsende Balance von Angebot und Nachfrage ein wie gestern die Deutsche Bank analysierte und die Brachenkonsolidierung wird weiter gehen, da es für viele chinesische Solarunternehmen (Tier 2 und Tier 3 Produzenten) immer schwieriger wird sich mit frischem Kapital zu versorgen, was dann zwangsläufig zu weiteren Insolvenzen führen wird.
Durch die wachsende Balance von Angebot und Nachfrage könnte sich die Solarbranche wieder wandeln, denn die freien globalen Zell- wie auch Waferfertigungskapazitäten werden zunehmend immer kleiner werden. Viel mehr als 55 GW an Zell- und Waferfertigungskapazitäten (davon ca. 3 GW Dünnschicht) dürfte es mittlerweile nicht mehr geben und von denen sind mittlerweile viele Fertigungslinien älter als 3 Jahre und damit alles andere als auf dem Stand der heutigen Technik.
Das Geschäftsmodell des vertikal integrierten Unternehmens (Solarworld, REC und fast alle großen China-Solaris) könnte somit eine Wiederbelebung erleben, denn die haben ja mit Wafer und Zellen null Probleme, da sie die ja selbst produzieren.
Auf der annderen Seite könnten dann die reinen Modulbauer bzw. OEM-Modulanbieter wie Conergy, Centrosolar, IBC Solar oder Mage Solar in Probleme kommen, wenn sich Nachfrage und Angebot immer mehr annähern und damit sich die Zell/Wafer-Überkapazitäten immer mehr und mehr auflösen und die Branchenkonsolidierung tut ihr übriges dazu. Im Umkehrschluss heißt das, dass die reinen Modulbauer wie auch die OEM-Modulanbieter höhere Zellkaufpreise bzw. Modupreise auf den Tisch hinlegen müssen. Taiwanesische Zellen sind z.B. in den letzten 12 Monate um 20% von 0,34 $/W auf 0,41 $/W gestiegen und wenn die globale Nachfrage weiter steigen wird und das wird sie mit allergrößter Wahrscheinlichkeit mit hohen Wachstumsraten, dann werden die Zellpreise für die reinen Modulbauer in den nächsten Monaten weiter steigen. Dann könnte es Ruck Zuck gehen, dass z.B. eine Solarworld mit ihren 800 MW an Zellfertingungskapazitäten auf einmal wieder konkurrenzfähig sein könnte. Zumal es über kurz oder lang wohl auch zu Engpässen bei den Wafer kommen könnte/wird meiner Meinung nach.
Wie meine Spekulation/Einschätzung des Solarmarktes hinischtlich Auflösung der Überkapazitäten bei Wafern und Zellen letztendlich ausgehen wird, kann man wohl erst so in 6 bis 8 Monaten richtig erkennen, wenn in Zentralamerika, Lateinamerika und im Mittleren Osten Solar Fuss fassen wird und man die Nachfrage dort für 2014, 2015 einigermaßen einschätzen kann. |