Nach dem fehlgeschlagene US-Irakkrieg (die Schiiten haben politisch gewonnen) bot sich für die Golfstaaten die Chance, den Narrativ vom "Arabischen Frühling" auf Syrien zu transponieren und dort einen raschen Erfolg für die Sunniten zu erzielen, gegen Assad, seinen laizistischen Staat, und, wenn auch indirekt, gegen die Schiiten. Verbunden war das mit der Vorstellung, bei einem evtl. Scheitern die Rechnung an die USA zu schicken. Riskant war das Vorhaben allemal, denn Syrien ist zwar nicht das Pulverfass der Region, aber doch eine Zündschnur. Den Kollateralschaden eines verschlechterten Verhältnisses zu Russland nahmen die Golfstaaten in Kauf.
Nun hat sich der rasche Erfolg nicht eingestellt und die USA geraten unter Druck. Spektakuär ist , dass die USA diesem Treiben, diesem vorsätzlichen Kokeln an der Zündschnur, so lange zugesehen haben. Es ist nur erklärbar damit, dass es in den USA eine relevante Meinung gibt, die den "finalen Showdown" mit dem Iran nie aufgehoben, sondern nur aufgeschoben hat (denn diese Meinung ist derzeit nicht offen politikfähig).
Eine "Dauerbrandstelle Syrien" unter Assads Leitung ist auf für beide Iran und Russland zu teuer. Die Sunniten können militärisch Assad nicht bezwingen, im Gegenteil, er wird die Oberhand erlangen. Aber die USA können Assad so weit schwächen, dass er abgehen muss - es wird sich so oder so entscheiden, denn es gibt keine "wohldosierten Maßnahmen". Für Russland als dem Balancedenken verhafteter Macht gilt: Was man Assad nicht (mehr) gibt, muss man dann dem Iran geben. Ob der Iran mit dieser Unterstützung eine neue Front in Syrien aufbauen würde, ist nicht abschätzbar.
Dem theoretischen Gesichtsverlust bei Abdankung Assads stünde eine Flüchtlingskatastrophe bevor, welche Europa voll treffen würde - und zu so viel Spannungen Europas mit den USA Anlass gäbe, dass man damit "im Westen" auf Jahre hinaus beschäftigt wäre - zuviel "friendly fire".
Für die Golfstaaten aber kommt es darauf an, dass sich die USA für eine massive Intervention im Iran entscheiden, bevor der Iran seine Nukleare Option verfügbar hat. (Danach wäre er faktisch unangreifbar).
Für den Iran gilt in Syrien das Spiel auf Zeit bzw. mit Zeitgewinn, ohne die eigenen Kräfte zu stark zu beanspruchen. (Das Chaos nach einem Sturz Assads wird man zu nutzen wissen).
Für Russland ist die Bedrängung Assads unangenehm, aber keine Schicksalsfrage. Wirklich schwierig wird es für Russland erst dann, wenn es vor der Frage steht, im Fall eines US-Angriffs dem Iran massiv militärische Hilfe zu gewähren.
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