90 Jahre für'n Arsch
"Wir geben uns Mühe, weil Sie sich Mühe geben". Mit diesem Spruch schmeichelt Kimberly-Clark, Hersteller der herrlich weichen Hakle-, Scott- und Kleenexprodukte, nicht nur der sanftesten Seite der Konsumenten. Der selbsternannte Weltmarktführer für Gesundheit und Hygiene poliert mit dem Slogan vor allem kräftig am eigenen Image.
"Greenwashing" nennt man das Bekenntnis zur freiwilligen Selbstbeschränkung, zu Umwelt und Nachhaltigkeit, das sich immer mehr Global Player auf die Fahnen schreiben, um das Portemonnaie der Kunden zu öffnen und die Wut der Umweltschützer zu dämpfen. Im Fall von Kimberly-Clark hat dieses Lippenbekenntnis nichts genutzt, zu offensichtlich ist die Rücksichtslosigkeit des Unternehmens.
Das Vorher-Nachher-Foto der Kimberly-Clark Plantage Hinton Forest in der kanadischen Provinz Alberta zeigt eindrucksvoll, was das Unternehmen unter Nachhaltigkeit versteht. Einer Greenpeace-Studie zufolge zerstört dieser Kahlschlag vollkommen unnötig den Lebensraum von mehr als 50% des gesamten kanadischen Bestandes an Karribus, Grizzlies, Wölfen und anderen Tierarten. Unnötig deswegen, weil für den Bedarf des Unternehmens ein Kahlschlag gar nicht nötig wäre. So verfaulen z. B. von den 3 Millionen Tonnen jährlich geschlagenen Holzes im Kenogami Forest 500 000 Tonnen an den Wegrändern, weil sie nicht gebraucht werden.
Kahlschlag ist nicht der einzige Kritikpunkt der Umweltschützer an Kimberly-Clark. Nicht einmal 19% beträgt der Anteil von Sekundärfasern an allen Produkten des Unternehmens. Damit liegt Kimberly-Clark weit unterhalb des globalen Durchschnitts. Der Rest der Papierindustrie recycelt nämlich zu gut 50%.
Zu stören scheint diese Differenz zwischen Schein und Sein die Verantwortlichen kaum. Für einen Nettoumsatz von 14,3 Milliarden US$ kann man schon mal den Zyniker raushängen lassen und darauf verweisen, dass es ja die Verbraucher sind, die sich den Hintern lieber mit weichen Primärfasern als mit kratzigem Recyclingpapier abwischen. Dass in einer einzigen Packung Kleenex ein durchschnittlich 90-jähriger Baum steckt, verschweigen sie dabei und verweisen lieber darauf, wie giftig der Recyclingprozess ist. Hier besitzt Kimberly-Clark in der Tat die umweltfreundlichste Technologie.
Doch anstatt diesen Technologievorsprung effektiv zu nutzen, beschäftigt Kimberly-Clark ein Heer eifriger Wissenschaftspartisanen, die in unzähligen Studien dem Konsumenten erklären, wie schädlich die Herstellung von Recyclingpapier ist und warum Recyclingpapier den Tonerverbrauch von Kopiergeräten in die Höhe treibt.
Mit Erfolg! So vermeldet z.B. der Kritische Papierbericht 2005, dass der Umsatz von recycelten Papierprodukten in Deutschland in den letzten Jahren wieder deutlich zurückgeht und führt diese Entwicklung auf die Verunsicherung des Verbrauchers über die Schädlichkeit des Recyclingprozesses zurück.
Wie verwundbar die Psyche des Verbrauchers für solche Agitationen ist, beweist eine Projektarbeit an der Uni Heidelberg mit dem tiefsinnigen Titel "Es fühlt sich einfach besser an".
Diese Entwicklung ist dramatisch, denn zum Einen gibt es, außer der Reißfestigkeit bei Toilettenpaieren, kaum mehr objektive Qualitätsunterschiede zwischen Neu- und Altpapier, zum Zweiten ist und bleibt Recyclingpapier umweltfreundlicher als Papier aus Primärfasern. Da können die Rumpelstilzchen der Papierindustrie behaupten, was sie wollen: eine Tonne Recyclingpapier spart 1,8 Tonnen Holz, 70% Energie, 85% Wasser und reduziert die Gewässerbelastung um sage und schreibe 94,5%. Das ist die Faktenlage.
Und bei der ist es umso verwunderlicher, dass Greenpeace den Protest so zaghaft inszeniert. Vorbei die Zeit der spektakulären Aktionen. Greenpeace scheint erwachsen geworden. Ein kreuzlahmes Bürokratiemonster, das negative Publicity meidet, um Spendengelder und Mitgliedsbeiträge zu schützen. Der Verbraucher wird nicht mehr aufgefordert, Kimberly-Clark Produkte zu meiden. Nein, Briefe soll er schreiben, an die Konzernführung, an politische Entscheidungsträger, an Nichtregierungsorganisationen. Immer schön brav und angepasst. Public Awareness ist nicht mehr "in" und wurde durch "Epistemic Community" Awareness ersetzt. So werden Aktivisten z.B. dazu aufgefordert, das schönste Protestshirt mit dem feststehenden Slogan "fuKC" zu kreieren. Ein schönes Wortspiel, aber wer außer den ohnehin schon Eingeweihten soll das denn noch verstehen?
In solchen Momenten ist es doch schön, wenn man ein Blog hat und sich folgenden Bumpersticker in's linke obere Eck klatschen kann.
Dazu seid natürlich Ihr gefordert, also nehmt den Quellcode (die Sternchen stehen natürlich für öffnende "<" und schließende ">" Klammern, aber wem erzähl ich das), integriert ihn in Euer Blog und lasst mir einen Kommentar da, damit ich Euch verlinken kann:
*a href="http://myblog.de/word2go/art/2186391"**img border="0" src="http://people.freenet.de/jessicastrust/kaufnicht.jpg"**/a*
Woll'n wer doch mal sehen, ob wir nicht die Verkaufszahlen von Kleenex und Hakle ein wenig absenken können.
Ökologisch sinnvolles und trotzdem pofreundliches Klopapier gibt's übrigens von folgenden Marken:
Danke 4-lagig Alouette 4-lagig |