Ahmadinejad Irans Präsident leugnet Holocaust
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinejad will die Schaffung eines jüdischen Staates auf deutschem und österreichischem Boden. Zugleich leugnete er in der saudischen Pilgerstadt Mekka das Ausmaß der Judenverfolgung während der Nazizeit. (08.12.2005, 22:38 Uhr)
Teheran/Brüssel/Berlin - Die US-Regierung kritisierte die Äußerungen als «himmelschreiend und verwerflich», Israel nannte sie «ungeheuerlich». Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Präsident Jacques Chirac wiesen sie in Berlin als «vollkommen inakzeptabel» zurück. Als Bundeskanzlerin weise sie die Äußerungen «mit aller Schärfe» zurück, sagte Merkel. «Ich bin sicher, dass die Mehrzahl der internationalen Staatengemeinschaft sehr ähnlich denkt.» In Washington sagte Außenamtssprecher Adam Ereli, die Äußerungen nährten «ganz gewiss nicht die Hoffnung der internationalen Staatengemeinschaft, dass die iranische Regierung sich als verantwortungsbewusstes Mitglied eben dieser Gemeinschaft betätigen will».
Ein Sprecher des israelischen Außenministeriums sagte, es sei «nicht das erste Mal, dass wir den iranischen Präsidenten eine ungeheuerliche Sprache über Juden und Israel benutzen hören». Mit Blick darauf, dass die UN-Vollversammlung erst jüngst die Leugnung des Holocausts in jeder Form verurteilt habe, habe Ahmadinedschad mit seinen Äußerungen demonstriert, dass er «außerhalb der international anerkannten Normen und Verhaltensweisen» stehe.
Ahmadinejad sagte nach Angaben der amtlichen iranischen Nachrichtenagentur IRNA: «Manche der europäischen Staaten bestehen darauf, dass Hitler Millionen von unschuldigen Juden ermordet hat. Jeder, der das sogar mit konkreten Beweisen bezweifelt, wird entweder verurteilt oder landet im Gefängnis. Wir erkennen diese Behauptungen (Holocaust) nicht an, aber auch falls es wahr sein sollte, stellen wir den Europäern die folgende Frage: Ist die Ermordung von unschuldigen Juden Grund genug, um Besatzer in Jerusalem zu unterstützen? Falls die Europäer es ehrlich meinen, sollten sie den Zionisten in einigen ihrer Länder, wie z. B. Deutschland oder Österreich, einen Platz geben. Die Zionisten könnten dann ihren eigenen Staat gründen. Ihr (Europäer) bietet (Israel) einen Teil Europas an und wir würden (die Initiative) unterstützen.»
Wenn sich die Europäer so sehr um Israel sorgten, sollten sie den jüdischen Staat nach Europa transferieren. Eine solche Verlagerung werde die Unterstützung der islamischen Welt finden, meinte Ahmadinejad, der sich zu einem Gipfeltreffen islamischer Länder in Saudi-Arabien aufhielt. Auch wenn er nicht an das Ausmaß der Judenverfolgung glaube, könne er die Tötung von Juden während des Zweiten Weltkrieges niemals als Rechtfertigung der israelischen Hegemonialpolitik durch die Europäer akzeptieren.
Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier zeigte sich in Brüssel empört über Ahmadinedschads Bemerkungen. «Ich glaube, das zeigt, mit wie wenig Ernsthaftigkeit oder mit wie viel Zynismus die gegenwärtige Situation von der dortigen Regierung (Irans) beurteilt wird.» Zugleich versicherte er, die Gespräche der EU mit Iran über eine Garantie Teherans, wonach Iran keine Atomwaffen bauen wolle, sollten fortgesetzt werden. (tso/dpa)
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