Zu deiner süffisanten Bemerkung bezgl Potters Selbstzahlung für Medikamente projiziert auf deinen Job „das wäre ja so, als müsstest du deine Schulbücher selber zahlen“ muss ich dem einen oder anderen hier mal die Augen öffnen, was den Beruf des Grundschullehrers angeht.
Eine mir sehr nahe stehende Grundschullehrerin in NRW gibt jedes Jahr bis zu 2.000 € aus der eigenen Tasche für den Unterricht respektive das marode System Schule einer aus!! Nein, das ist kein Scherz!! Der Etat der Schule, der Stadt und des Landes ist so lächerlich gering, das es neben den normalen Schulbüchern für die Kinder so gut wie nichts extra gibt. Beinahe alles, was an zusätzlichem Material für einen kreativen und individuellen Unterricht sowie das soziale Fortkommen der Kinder eingesetzt wird, sowie die Ausstattung des Klassenraumes (IKEA lässt grüßen) jenseits von Tisch und Stuhl, werden von ihr gekauft und es gibt nicht einen Cent von der Schule zurück. Ob Bücher, sonstige Medien, Laminierfolie, Ausdrucke, Schränke, Ordner, Mappen bis hin zur Seife für die hygienische Grundausstattung im Klassenraum etc etc., die Liste ist endlos und der Bedarf ändert sich von Jahr zu Jahr nicht.
Und nein, das ist KEIN Scherz!!!
Offiziell gibt es von Seiten des „Arbeitgebers“ selbstverständlich keine Anweisung, dies so zu tun, aber Fakt ist, würde sich diese Lehrerin auf das verlassen, was vom Staat zur Verfügung gestellt wird, wäre es Essig mit einem menschenwürdigen Unterricht, der die wichtigsten Menschen für die Zukunft unseres Landes aufs Leben vorbereiten soll. Ich kann mich an einen Tag erinnern, da hatte die Schule nicht mal mehr genug Geld für das Klopapier der Schule. Jetzt könnt ihr raten, wer für den Nachschub ins Portemonnaie griff.
Als Trost bleibt ihr allerdings der Kampf mit dem Finanzamt, wo die Kosten als „Betriebsausgabe“ steuerlich geltend gemacht werden. Da Finanzbeamten aber die Fantasie und der Einblick fehlen, das so etwas überhaupt möglich sein kann, musste die Lehrerin über Jahre hinweg jeden Beleg einzeln (!!!!) einem Verwendungszweck zuordnen und diesen beim FA angeben.
Lieber Eick, ich hoffe und gehe davon aus, dass die Situation an den Berufsschulen viel viel besser ist, zumindest dringt das über einen Freund, der in NRW den selben Job macht wie du, zu mir rüber. Ausstattung und Finanzierung scheinen da deutlich besser zu sein. |