Handelswoche 05/2016 Im Gletscherfeld! Bei den Grossen (Fonds, Institutionelle, Grossinvestoren, …) hat sich offensichtlich ein Umdenken vollzogen, Gold ist wieder gesellschaftsfähig, und eben die Grossen sind es auch, die massiv in die Blue Chips investieren, da nur diese ihnen genügend Liquidität für ihre voluminösen Aktienpakete anbieten. Was hat sich diese Woche im Umfeld getan, dass Gold nicht mehr geprügelt wird? Eurozone: Die Inflation ist aus Sicht von Mario Draghi "fühlbar schwächer" als von der Notenbank auf ihrer Sitzung im Dezember erwartet. Er warnte, seit Dezember hätten sich die Abwärtsrisiken für die Wirtschaft der Eurozone vergrößert. Draghi plädiert im Kampf gegen die niedrige Inflation für ein rasches Handeln. Das Risiko, zu spät zu handeln, sei größer als die Gefahr eines zu frühen Handelns. Die Inflation könnte langsamer zum Zielwert zurückkehren, da Kräfte der Weltwirtschaft die Teuerung niedrig halten. EZB wird Mini-Inflation nicht tatenlos zusehen. EU-Kommission senkt Inflations-Prognose 2016 für Euro-Zone von zuvor 1,0 % auf 0,5 %. Fed Fischer: Volatilität könnte eine sich abkühlende Weltwirtschaft signalisieren. Das FOMC ist sich schlicht und einfach noch nicht im Klaren, welche Maßnahmen im März getroffen werden sollen. Fed George: Fed sollte weiter schrittweise die Zinsen anheben. Die Wirtschaft befindet sich an einem guten Punkt (sic!), der weitere Zinsschritte rechtfertigt. EZB Mersch: EZB muss im März möglicherweise ihre geldpolitische Haltung anpassen. EZB wird auch weiter eine stimulierende Geldpolitik betreiben. USA: Aufträge für langlebige Güter fallen deutlich, im Vergleich zum Vormonat um 5,0 Prozent. Industrieaufträge fallen stärker als erwartet, im Vergleich zum Vormonat um 2,9 Prozent. Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe höher als erwartet. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft liegt im Januar bei 151.000. Erwartet wurden 192.000 nach 292.000 zuvor. Bank of England setzt lockere Geldpolitik fort. Gewerkschaften legen Griechenland mit Generalstreik lahm. Charttechnik: Barrick: Dass es im Gletscherfeld nur so von tiefen Spalten, Seracs und Eistürmen wimmelt, konnte man bereits am Freitag schön sehen, denn nach Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten erfolgte durch den Goldkursrücksetzer die schon dringend notwendige Korrektur, wenn auch nur in den unteren Zeitebenen erkennbar. Damit diese auch künftig nicht allzustark ausfällt, hat sich bei USD 10,800 ein "rising window", der Khumbu-Eisfall, herausgebildet; sollte es wider Erwarten dennoch tiefer gehen, so wartet der heilige Berg, Kailash, um den Kurs zu stützen. Auf jeden Fall bot der Khumbu-Eisfall ein hervorragendes CRV für einen Long-Einstieg. Die am Fr gebildete Kerze als Aussenstab (high; USD 11,64) und der "Khumbu-Eisfall" (low; USD 10,8) könnten die Anlaufmarken für den möglicherweise wieder sehr volatilen Verlauf nächste Woche definieren (weisses Rechteck im Gletscherfeld); vielleicht gibt es ja mal auch eine Konsolidierung auf Tagesbasis, aber zur Zeit ist der Drang nach oben sehr ausgeprägt. Gold: ist am Donnerstag aus einem bullishen Keil (1 Jahr alt) nach oben ausgebrochen. Die Bekanntgabe der US-Arbeitsmarktdaten löste zahlreiche Stopp-Orders aus und verhalf Gold damit richtiggehend zu einer befreienden Korrekturbewegung, wenn auch nur in den unteren Zeitebenen. Denn noch am selben Tag muss dem Edelmetall wohl urplötzlich eingefallen sein, dass der Dollar durch die schwachen US-Arbeitsmarktdaten in Mitleidenschaft gezogen wurde. Eine Tatsache, die ja nicht unbedingt für einen schwachen Goldkurs sorgen sollte. Fr nacht konnte Gold sich nicht mehr zurückhalten und schoss mit enormer Wucht in die Höhe. Können die USD 1.192 erreicht werden (also noch knapp 21 Dollar), dann gibt es einen weiteren Katapult. Wenn es also noch eines Beweises für die momentane Stärke von Gold und den Goldminenaktien bedurfte, so wurde dieser eindrucksvoll am Freitag erbracht. Trotzdem Vorsicht: Bei beiden Werten ist der übergeordnete Abwärtstrend immer noch aktiv. Die für Goldbullen derzeit positive Bewegungsrichtung ist also lediglich die Korrekturbewegung des übergeordneten Abwärtstrends. Gefahr kommt für die Bullen ab den Werten von unter USD 7,385 bzw. USD 1.071,58 auf. Nächste Woche: Di: DE, GB: Handelsbilanz Mi: Eurozone: Prognose Wirtschaftswachstum USA: FED Yellen Kommentar, Budget-Statement GB: BIP-Schätzung Fr: DE: VPI, BIP Eurozone: BIP, Industrieproduktion USA: Einzelhandelsumsätze China feiert kommende Woche übrigens Neujahr, das Jahr des Affen; man möchte meinen, dass es schon vor einem Monat begonnen hat. Da die Chinesen – so wie auch die Russen – ihre Feste zu feiern wissen, sperren sie die ganze Woche den Laden erst gar nicht auf. Mögliches Szenario dadurch für kommende Woche: kein lästiges Börsen-Störfeuer aus China, DAX & Co. können einen schönen Rebound (Bullenfalle?) starten und Gold 1 Woche Verschnaufpause einlegen. Aber wer weiss das schon? Zum Abschluss noch ein motivierendes Beispiel für an der Börse mögliche Szenarien: (im Chart dann auf "Max" klicken): http://www.finanzen.at/chart/Cisco_Systems. Das Ganze spielte sich in etwas mehr als einem Jahr ab. Glück auf!
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