kommt ja aber nicht aus dem Erfolg oder Misserfolg der Pipeline, sondern wegen dem Strategiewechsel.
Ich war ja bei Morphosys von 2010 bis 2015 investiert. Damals hatte man noch den Rahmenvertrag mit Norvatis und dadurch eine breite, aber eher weniger weit fortgeschrittene Partnerpipeline und stetig fliessende Erlöse bei wenig Kosten. Das fand ich als normaler deutscher Anleger besonders interessant, weil mit diesem Geschäftsmodell die Risiken vergleichsweise gering waren. Allerdings waren damals die Pipeline-Erfolge eher gering. Es ging eher darum, über die Summe der Pipeline Wahrscheinlichkeiten auf langfristige Erfolge zu berechnen. Das erkannte auch irgendwann der Markt, weshalb dann der Aktienkurs 2013/14 so stark gestiegen ist. Ob diese damalige Strategie aber letztlich langfristig zum Erfolg geführt hätte, weiß kein Mensch. Es gab in der Endphase damals dann 2018/19 auch durchaus kritische Stimmen bevor dann der neue CEO alles umkrempelte.
Mit dem neuen CEO ist man jetzt also eher ein typisches Biotec-Unternehmen, das ein paar weit fortgeschrittene Projekte verfolgt und dafür viel Geld für die Forschung aufbringen muss. Dieses Chance/Risiko-Verhältnis mag der typische deutsche Anleger nicht so sehr, aber eigentlich ist das genau das was Biotec-Unternehmen nunmal machen. Ich sehe bislang jetzt nicht, wieso der CEO hinsichtlich Pipeline enttäuscht hätte. Die Enttäuschung kommt doch eher daher, dass man ihm vorwirft mit der Constellation-Übernahme mehr oder weniger alles umgekrempelt und damit auf eine Karte gesetzt zu haben. Faktisch setzt man voll auf Pelaserib, was für MOR im Erfolgsfall riesige Gewinne bringen würde, aber wenn es schiefgeht, würde man aus Sicht vieler Anleger dann 2025 vor einem Scherbenhaufen stehen. Das ist so grob zusammengefasst, worum es geht. Allerdings bedenkt der Markt dabei zwei Dinge aus meiner Sicht nicht. Erstens hat Morphosys durchaus noch 2-3 andere halbwegs aussichtsreiche Eisen im Feuer, was die Pipeline anbetrifft (Gante, Otilimab, Abelacimab), die ja auch völlig ausgepreist sind und schon vor Pela interessante News bringen könnte, Gante sogar schon in den nächsten Wochen. Und zweitens muss man halt sich auch einfach das CRV anschauen, was nur Pela und der dafür bereitstehende Cash gegenüber dem Risiko des Scheiterns bietet. Wenn Pela scheitert, würde sich sicherlich der Aktienkurs halbieren, also vom jetzigen Kursniveau aus betrachtet und unter der Voraussetzung die anderen genannten Pipelineprojekte bringen eher vorher keine guten News. Sollte Pela aber erfolgreich sein, würde sich der Aktienkurs doch mindestens ver4fachen. Ich bezweifle, dass man so ein CRV aus Pela, den anderen Projekten, Cash gegenüber dem Risiko des Scheiterns alles dann erst am Tag auflöst, an dem Pela seine endgültigen Daten veröffentlicht. Das macht einfach keinen Sinn. Und auch wenn ich bei w:o den User invest63 für viel zu optimistisch halte, so gebe ich ihm beim Thema Shortseller zumindest in dem Zusammenhang recht. Die Shortseller werden ganz sicher nicht auf diesen Tag bei Pela warten, weil für sie das Risiko viel zu groß ist, sich dann sogar weit über fairem Wert eindecken zu müssen. Das Risiko eines extremen Shortsqueeze können sie sich nicht aussetzen. Sie müssen also vorher eindecken. Zumal kurzfristig durchaus auch Gante eine Gefahr für sie sein könnte. Deswegen fand ich den Zeitpunkt der DB-Analyse heute schon ziemlich fragwürdig, ganz vom Inhalt und dem gleich um 40% gekürzten Kursziel abgesehen. Was hat denn bitte der Bankanalyst dann vorher analysiert? Lag er dann komplett daneben? Die leicht schlechteren Monjuvi-Daten rechtfertigen ja keine um 410 Mio € niedrigere Marktkapitalisierung als bei der alten Analyse. ----------- the harder we fight the higher the wall |