THIELERT Motorenhersteller am Abgrund [13:00, 24.04.08]
Von Tobias Schorr
Nach den katastrophalen Meldungen der vergangenen Wochen legt der Hersteller von Flugzeugmotoren jetzt noch einmal eine Schippe drauf: Der Aufsichtsrat entlässt den Gründer und die Finanzchefin fristlos.
Was kann denn eigentlich noch alles passieren. Das fragten sich die Anleger wohl bereits in den vergangenen Wochen. Irgendwann müsste doch der Reigen schlechter Nachrichten bei Thielert mal ein Ende haben. Seit längerem steht der Flugzeugmotorenbauer wegen seiner umstrittenen Bilanzierung in der Kritik. Doch das Unternehmen schafft es immer wieder mit weiteren negativen Meldungen zu überraschen.
Jetzt entließ der Aufsichtsrat den Firmengründer Frank Thielert und die Finanzchefin Roswitha Grosser wegen des Verdachts der Bilanzfälschung fristlos. Dabei geht es um die Bewertung von Forderungen. Der Aufsichtsrat erhielt vom Landeskriminalamt Informationen, mit denen er den Vorstand konfrontierte.
Nach einem Gespräch kam anscheinend nur noch die fristlose Kündigung in Frage. Eine Peronalberatung schaut sich nun nach einem neuen Vorstand um. Schnell einen geeigneten Kandidaten zu finden, dürfte allerdings schwierig werden.
Denn Thielert befindet sich finanziell in einer schier ausweglosen Lage: Um die dringendsten Nöte zu lindern, brachte Frank Thielert zwar über ein Darlehen 2,65 Millionen Euro in das Unternehmen ein. Doch das war nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Die eigentliche Rettung sollte eine Kapitalerhöhung von 20 Millionen bringen. Daraus wird jedoch nichts. Die Investoren, die für die Kapitalspritze in Frage gekommen wären, sind mittlerweile abgesprungen.
Das dringend benötigte Geld fehlt dem Unternehmen und der Aufsichtsrat geht nicht davon aus, dass die S-Dax-Gesellschaft noch Kapitalgeber auftreiben kann. „Es würde mich wundern, wenn man jetzt jemand findet, der bereit ist, Fremdkapital zu geben“, sagt der stellvertretende Aufsichtsratschef Achim von Quistorp.
BÖRSE ONLINE rät schon seit längerem, die Aktie von Thielert zu verkaufen. In der Spitze fiel der Wert heute um rund 70 Prozent auf 0,64 Euro. Den Anlegern, die trotz der Turbulenzen um das Unternehmen immer noch investiert sind, raten wir dringend zum Verkauf der Aktie, denn ein Totalverlust ist mittlerweile nicht mehr auszuschließen.
Empfehlung: Verkaufen Kurs am 24. April: 0,64 Euro Rückschlagpotenzial: Totalverlust
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