Guten Tag !
Ich war auf der HV der MAX - bin aber aus Termingründen nicht bis zum Schluss geblieben.
Die Stimmung war mMn alles andere als exzellent. Vielmehr sparten in der Diskussion die Aktionärsvertreter (sowohl die "freien" als auch die von der SDK und der DSW) nicht mit Kritik daran, wie das letzte Jahr bei MAX abgelaufen ist und auch das was man den Aktionären für das laufende Geschäftsjahr versprochen hat, wurde kritisch hinterfragt.
Ich kann hier natürlich nur meinen Eindruck wiedergeben - aber ich finde die Rolle der Günter Holding, die ja mit knapp 35% an der MAX beteiligt ist, irgendwie nicht ganz schlüssig.
Wenn man sich die Präsentation zur HV, Seite 5 einmal ansieht (mit der Herr Krause versucht hat, die Entwicklung in 2018 zu erklären) einmal genauer anschaut, dann erscheint mir das Bankrotterklärung auf ganzer Linie zu sein. Da wird davon gesprochen, dass man unter Preis- und Termindruck gestanden hat (wie überraschend!) oder dass die kaufmännische Transparenz gefehlt hat, dass einzelne Geschäftsführer intransparent und unkontrolliert gehandelt haben etc. Kurz gesagt steht dort, dass bei der MAX Automation eine Menge falsch gemacht worden ist.
Die Aktionäre auf der HV haben dementsprechend (und mMn sehr logisch nachvollziehbar) angekündigt, die Entlastung der Verwaltungsräte zu verweigern. Eigentlich müssten ja auch die Vertreter der Günter Holding als größter Einzelaktionär ein großes Interesse daran haben, diejenigen, die da offenbar eine Menge Bockmist gebaut haben, nicht "einfach so" aus der Verantwortung zu entlassen. Da die Günter Holding aber durch Herrn Jaster selber im Verwaltungsrat sitzt, war das Interesse an Aufklärung statt Absolution wohl nicht so groß (dennoch hat Herr Jaster bei der Entlastung ein vergleichsweise schlechtes Ergebnis eingefahren).
Ein Aktionär hatte die mMn sehr berechtigte Frage gestellt, wie denn überhaupt die von der Günther Holding in die MAX Automation eingebrachten Gesellschaften in den letzten Jahren so abgeschnitten haben (ein Teil der Gesellschaften ist ja jetzt für die sehr hohen Verluste im "aufzugebenden Konzernbereich zuständig und verhagelt nicht nur das Ergebnis sondern frisst auch eine Menge Eigenkapital auf). Leider habe ich die Antwort auf diese Frage nicht mehr mitbekommen.
Zum Hintergrund muss man mMn nach wissen, dass es früher mal eine Rohwedder AG gegeben hat. Die ist in die Insolvenz geschlittert und Teile der Gruppe wurden dann in 2010 von der Günther Holding übernommen (aus der Insolvenz). Zitat aus "wikipedia" dazu: "Im Rahmen der Abwicklung übernahm die Hamburger Günther Holding die Standorte Bermatingen und Bruchsal und strukturierte die Unternehmensteile um. Der Standort Bermatingen wurde umfirmiert in Rohwedder Macro Assembly GmbH. Der Standort Bruchsal wurde zur Rohwedder Micro Assembly GmbH. Zusammen mit der zur Holding gehörenden Elwema Automotive GmbH und der AIM Micro systems GmbH bildeten sie die AIM-Gruppe.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rohwedder_(Unternehmen)
Drei Jahre später brachte die Günter Holding dann Teile der übenommenen Gesellschaft in die MAX ein und erhielt dafür Anteile der MAX
Wieder Wikipedia: "2013 übernahm die Düsseldorfer MAX Automation AG die AIM-Gruppe der Günther Holding und strukturierte die enthaltenen Unternehmen um. Die Rohwedder Micro Assembly GmbH ging dabei in der MA micro automation GmbH auf. Am 28. März 2018 wurde die Rohwedder Macro Assembly GmbH umfirmiert in IWM Automation Bodensee GmbH und mit der zum Konzern gehörenden IWM Automation GmbH mit Sitz in Porta Westfalica vereinigt."
Nun ist es auffällig, dass mindestens mal die ELWEMA und die Rohwedder Macro Assembly, die dann ja zum Teil der IWM Automation wurde, heute wieder veräußert oder saniert oder sonstwas werden müssen, jedenfalls für erhebliche Verluste im Verbund sorgen.
Frage wäre dann ja eigentlich sogar, ob man seinerzeit nicht Gesellschaften gekauft hat (und dafür Aktien in nicht unerheblicher Höhe hingegeben hat), die gar nicht so furchtbar werthaltig waren (immerhin sind Teile der hingegeben Unternehmen ja auch im Rahmen der Rohwedder AG nur drei Jahre vor der Einbringung in die MAX in die Insolvenz gegangen).
Ich will damit nicht sagen, dass da irgendwas nicht korrekt abgelaufen ist - aber meiner persönlichen Meinung nach, sieht das im Gesamtbild schon ein wenig merkwürdig aus.
Was mir persönlich noch aufgefallen ist:
- Schaut man sich nur einmal den Teil der Unternehmen an, die im Konzern verbleiben sollen, fällt mMn sofort der gewaltige Sprung bei den Materialkosten auf. Wenn man sich den GB 2018 anschaut, sieht man, dass die Gesamtleistung um etwa 25 Mio Euro angestiegen ist (wie gesagt, es geht nur um den nicht zum Verkauf/zur Sanierung anstehenden Teil des Unternehmens). Das EBIT ist in 2018 aber von 19,8 um etwa 6 Mio Euro auf 13,5 Mio Euro gesunken. Dabei ist wie gesagt auffällig, dass die Materialkostenquote in diesem Konzernteil von 43,8 % auf knapp 47% angestiegen ist (macht in der Summe einen höheren Aufwand von 18 Mio Euro. - Erstaunlich ist mMn auch die Entwicklung der ja noch im letzten Jahr als großer strategischer Schritt gepriesenen MAX Shanghai. Diese hat in der kurzen Zugehörigkeit zum Konzern (Erwerb am 08. März, Ende 2018 "bilanzielle Ausgliederung der Gesellschaft in die "nicht weiter fortgeführten Konzernaktivitäten") einen Verlust von immerhin 10,2 Mio Euro zusammengearbeitet (davon entfallen ca. 5 Mio Euro auf die Korrektur des Wertansatzes in der Bilanz). -10 Mio Euro in einem dreiviertel Jahr - da könnte man mMn schon einmal auf die Idee kommen nachzufragen, wer da was falsch gemacht hat, bevor man den kompletten Verwaltungsrat (und damit auch die beiden Geschäftsführer entlastet). - Während man diese Firmenwertkorrektur mMn noch einigermaßen nachvollziehen kann (da man ja nun nicht mehr mit den Produkten der IWM auf den chinesischen Markt gehen will), erstaunt mich die Tatsache, dass man in 2018 auf den Firmenwertansatz der INDAT Robotics GmbH, die ja in 2015 erworben wurde und auch noch in Zukunft zum Konzern gehören soll, eine Abschreibung i.H.v. immerhin auch gut 4,1 Mio Euro vornehmen musste (der Firmenwertansatz reduziert sich von 7,7 auf 3,5 Mio Euro ca.). Wenn sich der Firmenwertansatz derart drastisch reduziert, dann muss es auf Ebene der Geschäftstätigkeit des Unternehmens aber doch messbare Schwierigkeiten geben. - Ich teile insbesondere nicht die Ansicht, dass es bei der MAX Automation auf der einen Seite die schlecht laufenden Geschäfte der nun aufzugebenden Konzernteile gibt (ELWEMA, IWM und MAX Shanghai) und auf der anderen Seite alles "eitel Sonnenschein ist". Wie gesagt, ein Hinweis ist mMn die Abschreibung auf die INDAT. Aber auch das Zahlenwerk insgesamt spricht nicht für die Annahme, dass der Restkonzern nun eine Art Ertragsperle ist. Wie schon geschrieben, hat sich das EBIT in 2018 von 19,8 auf 13,5 Mio Euro reduziert (das entspricht etwa 1/3) - und das trotz gestiegener Umsätze. Im ersten Quartal 2019 erwähnt MAX in der PM dazu nur den gestiegenen Auftragseingang im Kerngeschäft. Schaut man sich den Q1 Bericht aber mal etwas näher an. Als einzige Ergebnisgröße wird das EBITDA vorgestellt, dass (bereinigt) in Q1 gewachsen ist. Schaut man aber in die Gesamtergebnisrechnung für Q1 2019 stellt man fest, dass sich das Ergebnis aus den fortzuführenden Geschäftsbereichen jedoch von 3,5 auf 1,8 Mio Euro reduziert hat - das mag tatsächlich an den Sondereffekten im Vorjahr liegen, die das Ergebnis aufgepunpt haben ABER in diesem Jahr liegt das EpS aus den fortgeführten Geschäftsbereichen bei 6 Cent - das ist dann also das Ergebnis aus einem gut laufenden Kerngeschäft für Q1. Und gehe ich dann noch davon aus, dass man im Ausblick ein EBITDA von "mehr als 20 Mio Euro" anstrebt, in Q1 aber schon eins von 6 Mio Euro erzielt hat und das dann grade mal für 6 Cent EpS reicht, müsste sich das Jahresergebnis rechnerisch (sollte ich da einen Fehler machen, wäre ich für einen Hinweis dankbar) auf etwas über 20 Cent stellen, was dann einem KGV von deutlich über 25 entsprechen würde (und noch einmal sei es gesagt: Diese Ergebnisrechnung bezieht sich ausschließlich auf den fortzuführenden Bereich des Unternehmens, bildet also das ab, was zukünftig die MAX ausmachen soll!!!).
Ich finde das KGV durchaus sehr ambitioniert - zumal man ja nicht außer Acht lassen darf, dass in den zu verkaufenden Konzernteilen noch einiges an Risiken stecken (wenn man die Bilanzansätze nicht erreicht, kommt es ja zu Bilanzverlusten, die das Ergebnis des Unternehmens ja auch belasten, wenn auch nicht die Liquidität. Zudem senken die Verluste aus den aufzugebenden Geschäftsteilen auch weiter laufend das Eigenkapital der Gesellschaft, das ja in 2018 von ehemals 139 Mio Euro auf 92 Mio Euro gesunken ist und nun nach Q1 2019 nur noch 87 Mio Euro beträgt (wie gesagt, die ja laut Präsentation weiter das Ergebnis belastenden Verluste aus den aufzugebenden Geschäftsbereichen dürften das EK im Konzern weiter schmälern - und wenn man dann am Schluss nicht die Bilanzwerte beim Verkauf erreicht - und wer kauft schon Verlustbringer zu hohen Preisen - geht das EK nochmal weiter in die Knie).
Nun muss jeder für sich selbst entscheiden, ob das nun ein interessantes Unternehmen ist oder ob hier die Risiken die Chance nicht überwiegen.
Kleine Anmerkung: Dieser Beitrag enthält natürlich vor allem meine persönlichen Einschätzungen und von mir zusammengetragene Fragen und Informationen, für die ich keine Gewähr übernehme. Insofern stellt das hier auch keinen Aufforderung an andere Marktteilnehmer zum Kauf oder Verkauf der Wertpapiere der MAX dar.
Einen angenehmen Tag noch. |