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(also wenn man allein an diese dauernd durch irgendwelche Thisbeschen Spalten in chinesischen Mauern flüsternden geheimen Journalistenquellen bei der Staatsanwaltschaft denkt, naja, gut, lassen wir das... Der Bühring wird schon keine Shorts auf Wirecard gekauft haben, der glaubte ja dem Fraser Perring bei seinen Pro7-Aktien auch nicht... Überhaupt sehr witzig, dass man beim PUA immer nur fragte "Hatten sie Aktien der Wirecard?" und nie, ob die Leute Shorts hatten...)
Also jetzt endlich zu dem Artikel...
Einleitung und Hintergrund
Am 25. Juni 2020 stellte Wirecard offiziell Insolvenzantrag. Ab diesem Zeitpunkt übernahm der Münchner Rechtsanwalt Michael Jaffé als (zunächst vorläufiger) Insolvenzverwalter die Kontrolle über den Konzern.
Das ist formal richtig, aber ist es auch faktisch korrekt?
Auch die Schriftgelehrten, die uns Wirecard erklärten, haben es so notiert:
25. Juni: Das Ende Um 7.19 Uhr ruft der neue Vorstandschef James Freis „unerwartet“ Chefkontrolleur Thomas Eichelmann an, wie dieser dem Aufsichtsrat knapp drei Stunden später bei einer Telefonkonferenz berichtet. Die Finanzaufsicht Bafin, so Freis, habe die „Liquiditätsanforderungen“ bei der konzerneigenen Wirecard Bank verschärft. Auf 200 Millionen Euro des Konzernguthabens habe die Wirecard AG jetzt keinen Zugriff mehr. Dem Konzern blieben jetzt nur noch 130 Millionen Euro „free cash“, wobei pro Woche 13 Millionen „verbrannt“ würden. Die Konzerngesellschaften würden nun „Stück für Stück fallen“, wird Freis zitiert. Eichelmann telefoniert zum wiederholten Mal mit Bafin-Präsident Felix Hufeld, weitere Gespräche folgen. Freis kündigt laut Aufsichtsratsunterlagen an, Insolvenz zu beantragen, falls sich die Lage nicht ändere. Insolvenzspezialisten werden hinzugezogen. Noch während der Aufsichtsrat am Vormittag tagt, teilt Freis mit, den Insolvenzantrag zu stellen. 25 Minuten später, um 10.28 Uhr, verschickt das Unternehmen eine Ad-hoc-Nachricht, die dritte in diesen turbulenten Tagen. Am Nachmittag konferieren die Aufsichtsräte erneut miteinander. Es geht um Formalia, Haftungsfragen und um den Stand der Ermittlungen, es fällt erstmals der Name des späteren Insolvenzverwalters Michael Jaffé.
Das ist wieder ein weiterer Beweis für meine These, dass investigative Journalisten in Deutschland nicht viel Hirn haben.
Was bedeutet denn "Der Name fiel"? Fiel er plötzlich von der Deckenlampe runter? Woher stammt die Information überhaupt, dass der Name "fiel"? Aus einem protokoll? Oder ist es die Aussage eines Teilnehmers? Dann kann dieser teilnehmer zwar den Namen das erste mal gehört haben, nachdem er "fiel", nämlich aus dem Mund eines anderen Teilnehmers. Ganz davon abgesehen, dass dieses "erstmals" ja möglicherweise von diesem teilnehmer kam und gar nicht stimmen muss.
Markus Braun war es dieses mal jedenfalls sicher nicht, wobei theoretisch nicht ausgeschlossen ist, dass er Jaffé ins Spiel gebracht hat, aber es ist nicht sehr plausibel, denn der starke Mann war ja wohl Thomas Eichelmann und der hat ja nicht einmal reagiert, als Markus Braun "1-2 Milliarden€ zur Verfügung stellen" wollte...
Am 01.07.2020 schrieb LTO
Der vorläufige Gläubigerausschuss von Wirecard hat Michael Jaffé als vorläufigen Insolvenzverwalter bestätigt. [also hatte ihn jemand vorgeschlagen]Zudem wurde bestimmt, dass der in einen Bilanzskandal verwickelte Zahlungsdienstleister zerschlagen wird [von wem "bestimmt"? Wer ist denn der Machtträger bei Wirecard gewesen? der Vorstand? Der Aufsichtsrat? Der Insolvenzverwalter? Das Amtsgericht? ernsthafte Frage!]
Der vorläufige Gläubigerausschuss von Wirecard hat den vom Amtsgericht München eingesetzten vorläufigen Insolvenzverwalter Dr. Michael Jaffé von Jaffé Rechtsanwälte in seiner konstituierenden Sitzung am Dienstag bestätigt. Wie Jaffé in einem ersten Bericht während der mehrstündigen Sitzung mitteilte, haben sich bereits "zahlreiche Interessenten" aus aller Welt für den Erwerb von Geschäftsbereichen gemeldet. Der vorläufige Gläubigerausschuss beschloss daraufhin, einen internationalen Investorenprozess einzuleiten.
[Bei wem gemeldet, Herr Jaffé? Wenn doch Jaffé erst in dieser Sitzung bestätigt wurde???]
Um den Geschäftsbetrieb der Konzerngesellschaften zu stabilisieren, würden derzeit "intensive Gespräche mit Kunden, Handelspartnern und den Kreditkartenorganisationen geführt", teilt Jaffé mit. Es könne jedoch weiterhin nicht ausgeschlossen werden, dass auch Insolvenzanträge für Tochtergesellschaften der Wirecard-Gruppe gestellt werden müssten. Nicht vom Insolvenzverfahren betroffen ist die Wirecard Bank AG.
Wie es von Seiten des Insolvenzverwalters weiter heisst, werde auch die Aufklärung der Krisenursachen sowie die Analyse und Verifizierung von Zahlungsströmen und Datenmaterial vorangetrieben.
Im Vorfeld des Insolvenzantrags hatte Noerr Wirecard mit einem Team um den Insolvenzrechtler Dr. Thomas Hoffmann und den Kapitalmarktrechtler Dr. Holger Alfes beraten - zunächst um die Chancen für eine außergerichtliche Sanierung zu sondieren. Da dies nicht gelungen ist, hat der Wirecard-Vorstand den von Noerr vorbereiteten Insolvenzantrag beim Amtsgericht München gestellt. Auf Unternehmensseite waren weitere Kanzleien involviert, die jedoch ihre Mandatierung bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht bestätigt haben. ah/LTO-Redaktion
Weiter mt Marcus "juve" Jung:
Die Herausforderung war enorm: „Ein Konzern wie Wirecard mit seinen zahlreichen Tochtergesellschaften im In- und Ausland sowie Tausenden Mitarbeitern verschwindet nicht über Nacht.“ Jaffé stand vor zwei Hauptaufgaben:
Übersicht über Vermögenswerte und Forderungen – unterstützt von IT-Fachleuten, Forensikern und Juristen.
Verwertung der Unternehmensbereiche – gemeinsam mit Großkanzleien wie Noerr und Gleiss Lutz. [die höchst fragwürdige Arbeit von Gleiss Lutz war unlängst Thema in Stadelheim...]
Verwertung des Kerngeschäfts und der Tochtergesellschaften
Die Reaktionen auf Verkaufsangebote waren stark: „Es haben sich bereits eine Vielzahl von Investoren aus aller Welt gemeldet, die Interesse am Erwerb des Kerngeschäfts beziehungsweise der davon unabhängigen und eigenständig erfolgreich am Markt agierenden Geschäftsbereiche haben.“
[Ja. Und obwohl diese Käufer nach "going concern" verhandelten, hat Jaffé noch im August die Firmen der Wirecard mit Insolvenzkriterien bewertet, was dazu führte, dass die mit 7 Mio € bewertete Wirecard Brazil für den fast achtfachen Preis verkauft wurde, was sich Jaffé dann als "Erfolg" ans Revers heftete]
Für das zentrale Acquiring- und Issuing-Geschäft meldeten sich binnen zwei Wochen etwa 100 Interessenten.
[Für einen defizitären Konzern 100 Bewerber, obwohl doch laut Jaffé alles mi-mi-mi so schweirg war, wegen des Skandals und so, mimimi]
Erste Verkäufe 2020
Wirecard Brazil wurde an Pagseguro Digital verkauft – laut Jaffé ein „erster Verwertungserfolg“.
[ @MarcusCJung Warum weisen Sie an dieser Stelle nicht auf die erstaunliche Diskrepanz im Zusammenhang mit diesem Verkauf hin, die doch ausführliches Thema in Stadelheim war?
siehe https://fontaane.wordpress.com/2025/04/24/wirecard-nur-heise-luft/
"So wurde z. B. Wirecard Brasilien mit nur 7 Mio. € bewertet – obwohl laut Aussagen des zuständigen Managers Andrea Farace bereits kurz nach dem 18. Juni 2020 klar war, dass Verkaufsverhandlungen auf Basis einer Fortführungsperspektive („going concern“) geführt wurden – und nicht wie in der Insolvenz üblich mit Liquidationswerten."
Die horrenden Fehlbeträge bei Wirecard, die auch die öffentliche Diskussion prägten, entstanden u.a. dadurch, dass Insolvenzverwalter Dr. Mimimichael Jaffé extrem konservativ rechnete, die Staatsanwaltschaft diese (insolvenzrechtlich zumindest nicht eklatant falsche) Berechnung aber 1:1 in eine strafrechtliche Bewertung übernommen hat.
Aus meiner Analyse:
Der kritische Punkt: Verwechslung von Bewertung und Betrugsbeweis
Die Staatsanwaltschaft übernahm die konservativ gerechnete Insolvenzbilanz (die bewusst keine Aussage über kriminelles Verhalten traf) als Beleg für einen gewaltigen Betrugsschaden – ohne zu erklären:
dass viele Vermögenswerte lediglich wegen unsicherer Bewertung nicht berücksichtigt wurden, und dass diese Nichterfassung nicht bedeutet, sie hätten „nie existiert“.
War das korrekt?
Juristisch:
Jaffé hat korrekt und gesetzestreu gehandelt: konservativ, absichernd, verantwortungsvoll. Die Staatsanwaltschaft hingegen nutzte die 3,2-Milliarden-Zahl medial, als handele es sich um eine festgestellte Betrugssumme – obwohl es lediglich eine vorsichtig berechnete Insolvenzzahl war.
Das ist fachlich verkürzt, methodisch problematisch und führt zu einem verzerrten öffentlichen Eindruck.
(...)
Diese Beispiele zeigen, wie die konkrete Zahl von 3,2 Milliarden Euro als symbolträchtige Schadenssumme in verschiedenen Kontexten verwendet wurde – von juristischen Verfahren bis hin zu medialen Aufbereitungen. Dabei wurde jedoch selten differenziert, ob es sich um eine vorsichtige Insolvenzbewertung oder um einen tatsächlich nachgewiesenen Betrugsschaden handelt. |