www.tagesanzeiger.ch/wirtschaft/...-die-Banken-beginnt/story/13920321 Der Sturm auf die Banken beginntEin Gespenst geht um in Europa. Das Gespenst einer erneuten Kreditklemme. Bereits zu Zeiten der Lehman-Pleite um das Jahr 2008 ist die Liquidität zuerst am Interbankenmarkt und anschliessend in der Realwirtschaft ausgetrocknet. Die Folge: Steigende Insolvenzen auf Unternehmens- und Bankenseite, die ohne Rettungsmassnahmen kollabieren werden. Jetzt droht die Wiederholung des Szenarios. Siemens, einer der grössten Konzerne der Welt, hat dieser Tage 500 Millionen Euro von einer französischen Geschäftsbank abgezogen – von der BNP Paribas oder der Société Générale, wird kolportiert. Anschliessend hat der Grosskonzern das Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) geparkt, weil die Erträge dort höher sind und das Geld sicherer angelegt ist. Insgesamt habe der Konzern bereits zwischen vier und sechs Milliarden Euro bei der EZB liegen, berichtet die «Financial Times». Ebenso habe die Bank Lloyd's of London ihre Positionen bei einzelnen Finanzinstituten in der Eurozone zurückgefahren. Die Bank hat dort sowohl Staatsanleihen verkauft als auch Konten geleert, berichtet der Nachrichtendienst Dow Jones. Die niederländische Bankengruppe ING hat ebenfalls Staatsanleihen abgestossen, und zwar vorwiegend italienische. Weitere Geldabzüge werden befürchtet, vor allem aus der Automobilbranche. Autobauer wie BMW, Daimler und Volkswagen verfügen über eine hauseigene Bank, um die zahlreichen Leasinggeschäfte für ihre Käufer anzubieten und abzuwickeln. Dazu braucht es eine Banklizenz. Das ermöglicht den Unternehmen sowie Grosskonzernen wie Siemens, das Geld bei der EZB zu hinterlegen. Nur eine Bank hat Zugang zu den EZB-Fazilitäten. Die Rezession scheint perfekt Blickt man über den Teich, tut sich eine weitere Front für die Kreditwirtschaft auf. Zwar leiden die USA nicht unter denselben Problemen wie die Union der Euroländer. Doch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass auch dort die grössten Banken unter massiven Druck kommen, weil die US-Regierung nicht mehr bereit ist, die Finanzhäuser um jeden Preis aufzufangen. Deshalb ist die Ratingagentur Moody's zum Schluss gekommen, dass die grösste US-Bank Bank of America fast Ramsch-Status verdiene: Baa1 statt A2, wie es im Fachjargon heisst. Das Fazit: Immer mehr Forderungen der Banken werden uneinbringlich. Weder Unternehmen noch solventere Banken wollen den angeschlagenen Finanzinstituten ihr Geld anvertrauen. Das reisst Milliardenlöcher in die Bankbilanzen bei europäischen und US-Banken. Die betroffenen Institute sind vom Untergang bedroht und verleihen kein Geld mehr. Geld, das in der Folge auf dem Kreditweg der Realwirtschaft fehlt. Ob in Europa oder den USA, das Szenario einer erneuten Rezession scheint perfekt. |