dpa-AFX: WDH/INTERVIEW: Suntech will Modulpreise 2011 nicht senken (Wiederholung vom Vortag)
FRANKFURT (dpa-AFX) - Der weltgrößte Solarmodulhersteller Suntech will trotz neuerlicher Förderkürzungen in Deutschland im kommenden Jahr seine Preise zunächst nicht senken. Auch beim derzeitigen Preisniveau werde sich 2011 trotz der niedrigeren Einspeisevergütung in Deutschland der Kauf einer Suntech-Anlage für Hausbesitzer noch lohnen und eine Rendite von rund 8 Prozent ermöglichen, sagte der Europachef des chinesischen Unternehmens, Jerry Stokes, der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX. Er rechne damit, dass der Absatz im kommenden Jahr weltweit stabil bleibt und andere Länder die Rückgänge in Deutschland ausgleichen.
Schwerer dürften es nach Ansicht von Stokes die sogenannten Premiumhersteller etwa aus Deutschland haben. Sie müssten im kommenden Jahr ihre Preise senken, um den Käufern noch eine erträgliche Rendite zu ermöglichen. Ebenso sieht Stokes Probleme für Neueinsteiger ohne Erfahrung und ohne Reputation. 'Im derzeitigen Marktumfeld, in dem die Nachfrage wieder größer als das Angebot ist, werden die No-Name-Anbieter ihre Module noch los. Das wird sich im kommenden Jahr ändern.' Diese Unternehmen müssten sich voraussichtlich Marktanteile durch Preissenkungen erkaufen.
Sein Unternehmen hält Stokes für inzwischen so etabliert, dass es sich diesem Preisdruck weitgehend entziehen kann. 'Was im Laufe des Jahres passiert, müssen wir aber abwarten.' Seit 2001 gibt es Suntech, und das Unternehmen sei seitdem im Schnitt um 70 Prozent pro Jahr gewachsen. 'Wir haben damit den Markt deutlich übertroffen.' Inzwischen sind die Chinesen zum Weltmarktführer aufgestiegen und haben die deutschen Unternehmen hinter sich gelassen. Ende dieses Jahres will Suntech über eine Produktionskapazität von 1,8 Gigawatt verfügen, 2011 sollen es 2 Gigawatt sein. 'Wir haben dadurch Größenvorteile gegenüber der Konkurrenz.' Der deutsche Branchenprimus Solarworld will Ende dieses Jahres gut 1,3 Gigawatt schaffen.
Die Absatzrückgänge in Deutschland dürften nach Einschätzung von Stokes vor allem von Italien, Kanada und den USA ausgeglichen werden. Großes Potenzial sieht Stokes zudem in Indien, Australien, Südkorea, Thailand, aber auch auf dem chinesischen Heimatmarkt. Trotzdem werde Deutschland auch 2011 noch Solarmarkt Nummer eins sein. 'Die Bedeutung wird aber langfristig abnehmen.' Große Hoffnung setzt der Manager auf die USA. 'Der Markt kommt langsam in Schwung.' Die dortige Politik beginne inzwischen, die Vorteile der Solarenergie etwa für die Beschäftigung zu sehen.
Stokes verwahrte sich gegen den oft von deutschen Solarunternehmen erweckten Eindruck, dass Suntech ein Billiganbieter sei. 'Unsere Module haben eine hohe Qualität, das haben viele Tests bewiesen.' Zudem arbeite die Forschungs- und Entwicklungsabteilung mit Hochdruck daran, die Effizienz der Anlagen zu erhöhen und so die Kosten für Photovoltaik zu senken. Fast 5 Prozent des Umsatzes fließe in die Entwicklungsarbeit. 'Bei deutschen Unternehmen waren es 2009 nur 1,8 Prozent.' Zudem biete sein Unternehmen mit seiner Mannschaft in Deutschland den Kunden hohen und verlässlichen Service. 'Wir haben uns unter Installateuren einen guten Ruf erarbeitet.'
Kein Interesse habe Suntech an einer Ausweitung der Produktpalette. 'Wir wollen uns darauf konzentrieren, unsere Module ständig zu verbessern.' Ein Einstieg etwa in das derzeit extrem lukrative Geschäft mit Wechselrichtern, die eine zentrale Komponente jeder Solaranlage bilden, schloss Stokes aus.
Den Vorwurf, dass chinesische Unternehmen von der umfangreichen Förderung in Deutschland profitierten, aber Arbeitsplätze hierzulande zerstörten, wies der Manager zurück. 'Wir schaffen Arbeitsplätze in Deutschland.' 60 Prozent aller Jobs in der Industrie würden im Bereich Vertrieb, Finanzierung und Installationen geschaffen. 'Das sind Jobs, die vor Ort entstehen und nicht exportiert werden können.' Zudem bestelle Suntech einen Großteil seiner Produktionsmaschinen in Deutschland bei Herstellern wie Centrotherm und Roth & Rau ./enl/stw/she
--- Gespräch: Erik Nebel, dpa-AFX --- AFX --- |